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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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»Die
Telefonnummern. Blühm hat auffallend oft und lang dort hin telefoniert. Und ich
kann Ihnen auch schon sagen, mit wem.«
    »Uii«, machte Häberle anerkennend, »mit
einer rassigen Südländerin.«
    »Falsch«, entgegnete der junge Kollege und
las von einem der mitgebrachten Blätter. »Zu einem Mann namens Jens Vollmer –
ein Schwabe übrigens.«
    Häberle nickte anerkennend. »Müssen wir
den kennen?«
    Linkohr schüttelte den Kopf. »Nein – aber
wir sollten ihn kennen lernen.« Der junge Kriminalist sortierte seine Blätter. »Dieser
Vollmer ist Physiker und hat einen etwas seltsamen Job, wie mir scheint.«
    »Sagen Sie bloß, Sie haben schon mit ihm
telefoniert?!«
    »Ja, hab ich. Aber er ist ziemlich
einsilbig. Ein wortkarger Schwabe.«
    »Sagen Sie nix gegen Schwaben«, konterte
Häberle sofort. »Schwätzen sagt über die Qualifikation eines Menschen nichts
aus. Sie kennen dazu meine Meinung.«
    Linkohr nickte. »Aber trotzdem: Ich hab
den Eindruck, dieser Vollmer will mit uns nicht reden. Aber eines hab ich ihm
trotzdem entlockt.« Linkohr war so stolz darauf, dass er nicht gleich mit der
Sprache herauswollte.
    »Na, sagen Sie’s schon«, zeigte sich der
Kommissar ungeduldig.
    »Er kennt Blühm. Der war sein Lehrer.«
    Häberle kniff die Lippen zusammen. Dann
stellte er anerkennend fest: »Wenn unsere Zielrichtung jetzt Schweiz heißt –
und danach sieht’s aus –, müssen wir höhere Ebenen zu Rate ziehen.«
    »Bruhn?«, fragte Linkohr vorsichtig.
Häberle schwieg.
     
    Die junge Frau hatte lange schwarze Haare und trug enge Jeans.
Eine helle, halblange Lederjacke schützte sie vor der verdammt kühlen Witterung
hier oben auf den Anhöhen der Schwäbischen Alb. Der Nebel war an diesem
Nachmittag so dicht, dass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte. Es
nieselte, sodass die Feuchte allgegenwärtig schien. Wie jemand überhaupt da
oben wohnen konnte, dachte sich die Frau, als sie an der sanierungsbedürftigen
Tür des alten Bauernhauses klingelte. Es dauerte einige Sekunden, bis sich
innen etwas rührte. Augenblicke später wurde die Tür geöffnet und eine
braunhaarige Frau tauchte auf, die nur ein paar Jahre älter war als die
Besucherin.
    »Hallo«, sagte die Hausbewohnerin, die ein
Kleidchen trug, das für die Jahreszeit eindeutig viel zu kurz war.
    »Entschuldigung, ich bin Journalistin für
ein Wissenschaftsmagazin. Ich suche Herrn Willing«, stellte sich die
Schwarzhaarige vor und wurde dabei von unten bis oben streng beäugt.
    Ohne sich mit Floskeln aufzuhalten,
erwiderte die Angesprochene kurz und bissig: »Er ist drüben in der Werkstatt.«
Mit einer Kopfbewegung deutete sie an, wo das war – da drüben im Nebel eben.
Sie wollte mit dieser Frau nicht reden.
    Die Besucherin, die ihre leichte Tasche
lässig über die Schulter hängen hatte, bedankte sich und nahm den schmalen
Gartenweg, der offenbar von der vergangenen Nacht noch gefroren war. Sie
klopfte an die Tür und trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten. Eine
ungewöhnliche Wärme schlug ihr entgegen. Ihre Augen waren einen Moment von den
Leuchtstoffröhren geblendet, die von der Decke hingen. Sie verharrte kurz an
der Tür, die hinter ihr wieder ins Schloss fiel, und versuchte sich im
unüberschaubaren Durcheinander von Geräten und Apparaten einen Überblick zu
verschaffen. Es roch nach Gummi und Metall. Irgendwo spielte ein Radio.
    »Guten Tag«, hörte sie eine Männerstimme,
ohne die dazu gehörende Person zu sehen.
    »Guten Tag. Ich möchte Sie nicht lange
stören«, sagte sie und ging zögernd ein paar Schritte weiter in den Raum.
    Hinter einer riesigen Apparatur, die aus
zwei eng aneinander liegenden Metallplatten bestand, tauchte schließlich ein
Mann auf, dessen Gesichtsfarbe im grellen Neonlicht irgendwie kränklich wirkte.
Eine Hornbrille mit dicken Gläsern saß auf der Nase.
    »Sie wünschen?«, fragte er wenig erfreut
über die Unterbrechung seiner Arbeit.
    Die Besucherin machte einige Schritte auf
ihn zu und erklärte charmant, sie sei Journalisten, komme aus Berlin und
arbeite an verschiedenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen über
physikalische Phänomene. Jetzt habe sie von diesem Perpetuum mobile gehört, an
dem er arbeite.
    Willing wischte sich seine Hände am blauen
Arbeitsanzug ab und schüttelte ihr die Hand. Auf seiner Stirn standen
Schweißperlen, die seitlich in den schwarzen noch verbliebenen Haarkranz
perlten.
    »Das ehrt mich kolossal«, sagte er, »aber
ich hab einen Rückschlag

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