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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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erlitten. Außerdem kann ich nicht dran bleiben.« Er
versuchte ein Lächeln, weil ihm die Frau irgendwie gefiel. »Muss mich um viel
zu viele Aufträge kümmern, die Geld bringen. Aber man muss ja schließlich von
etwas leben …«
    »Aber vielleicht könnten wir uns ja mal kurz
unterhalten«, schlug die Frau vor, die sich mit Claudia Eberfeld vorstellte.
    Der Erfinder überlegte kurz und bat seine
Besucherin in den noch viel wärmeren Besprechungsraum, in dem benutzte Gläser
auf dem Tisch standen. Die Plastikdecke schien ebenfalls noch nicht gesäubert
worden zu sein.
    Die beiden setzten sich und die Frau holte
einen Notizblock aus ihrer Umhängetasche.
    Willing versuchte abzuwehren: »Lassen Sie
das. Ich wünsche keine Veröffentlichung – nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Wenn
ich Ihnen trotzdem ein paar Fragen beantworte, dann nur, weil Sie mir gefallen.«
Er schaute ihr in die großen Augen.
    Sie fühlte sich geschmeichelt und
lächelte. Es war ihr plötzlich heiß, weshalb sie ihre Jacke aufknüpfte, unter
der ein enger Pullover zum Vorschein kam. Dann begann sie, sich um Willings
Apparatur zu interessieren. Wie er denn darauf gekommen sei, eine Sache zu
entwickeln, die allen Gesetzen der Physik widerspreche, wollte sie wissen.
    »Noch funktioniert’s nicht«, schränkte er
ein, »aber Sie sollten mit Ihren Formulierungen vorsichtig sein. Sie sagen,
nach allen Gesetzen der Physik. Natürlich haben Sie recht. Aber eben nur aus
heutiger Sicht der Dinge.« Er stellte fest, dass die Frau ihm aufmerksam
zuhörte. »Hätten sich die Erfinder und Tüftler vergangener Jahrhunderte mit dem
zufrieden gegeben, was damals Stand der Wissenschaft war, gäbe es heute weder
Luft-, noch Raumfahrzeuge. Und schon gar kein Handy.«
    Sie nickte. »Und Sie haben eine Lösung für
Ihr Problem in Sicht? Ich meine, um eine Maschine zu bauen, die ohne Zufluss
von Energie funktioniert, müssten Sie wohl ein physikalisches Gesetz
durchbrechen. Oder sehe ich das falsch?«
    »Nicht durchbrechen«, stellte er richtig, »nein,
da wird nichts durchbrochen. Da wird nur nachgewiesen, dass wir mit unseren
bisherigen Erkenntnissen falsch liegen. Verstehen Sie: Die Physik und alles,
was wir Wissenschaft nennen, basiert auf wunderbaren Berechnungen und Formeln.
Und wer hat die gemacht? Natürlich nicht der liebe Gott, sondern schlaue
Menschen. Die haben aber nicht die Welt geschaffen, sondern andersrum – sie
haben die bestehende Welt in eigens erfundene Formeln gepresst. Und alles, was
nun nicht da reinpasst und sich auch damit nicht errechnen lässt, soll’s nicht
geben dürfen.« Er unterbrach seine Ausführungen wieder kurz. »Ist das nicht
eine zu einfache Betrachtungsweise?«
    Sie hörte schweigend zu, während er
fortfuhr: »Ich will ja gar nicht überheblich sein, verstehen Sie mich nicht
falsch, aber denken Sie nur an Einstein. Kommenden März jährt sich sein
Geburtstag zum 125. Mal. Der Mann hat Theorien entwickelt, die
unwahrscheinlicher geklungen haben, als jeder Zukunftsroman. Und sie tun dies
für manchen noch heute. Wer kann schon begreifen, dass die Zeit in schnell
bewegten Systemen langsamer vergeht? Dass die Zeit gedehnt werden kann und
Masse den Raum verbiegt?«
    Die Besucherin schien von den Ausführungen
fasziniert zu sein.
    »Okay, Einstein hielt es für unmöglich,
dass sich etwas schneller bewegen kann, als das Licht. Denn dann, so die simple
Schlussfolgerung, würde ein Objekt fliegen, bevor es gestartet worden wäre.
Sprich, einfach ausgedrückt: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kämen
durcheinander. Vieles fände gleichzeitig statt.«
    »Schwer zu verstehen«, räumte die
Zuhörerin ein.
    »Und doch hat es Einstein in eine Formel
gepresst. Die besagt, dass mit Lichtgeschwindigkeit der sogenannte
Zeitdehnungsfaktor unendlich groß wird. Und wissen Sie, was das bedeutet?«
Willing gab die Antwort selbst: »Die Zeit bleibt stehen.« Er machte eine Pause,
während der auch die Frau schwieg. »Würde man also noch schneller«, fuhr er
fort, »müsste man doch in die Vergangenheit gelangen, stimmt’s?« Wieder hielt
er inne, um seine Besucherin zu mustern. »Nach Einstein aber nicht möglich.«
    »Und daran arbeiten Sie?«, fragte die Frau
jetzt ein wenig naiv, wie Willing es empfand.
    »Ich natürlich nicht. Ich versuch’ nichts
weiter, als die Schwerkraft zu überlisten, die Gravitation. Aber nicht mit
aufwendigen Energiefeldern, sondern mechanisch, mit einem ausgeklügelten System
von einfachen Hebelwirkungen. Oder

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