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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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gerade den
Eindruck geschäftigen Treibens.
    Als Bruhn, ein energischer Mann, der vor
lauter Entschlussfreude zu strotzen schien, sein Aktenstudium abgeschlossen
hatte, wandte er sich seinem Besucher zu.
    »Um es kurz zu machen«, begann der
Kripo-Chef, »Ihre Sache da oben zieht weite Kreise.« Allein die Formulierung »da
oben« drehte Häberle den Magen um. Damit brachte Bruhn zum Ausdruck, dass er
von den Älblern, die so fern ab der gewiss bedeutenden Kreisstadt lebten, nicht
gerade viel hielt.
    »Es gibt tatsächlich einige merkwürdige
Zusammenhänge«, wollte der Ermittler beginnen, doch Bruhn schnitt ihm das Wort
ab: »Vielleicht ziehen Sie die Kreise ein bisschen zu weit, finden Sie nicht?«
Der Chef, der Anzug und Krawatte trug, hatte beide Arme auf seine Akten gelegt
und wirkte selbstgefällig. Häberle brauchte nicht zu antworten, denn Bruhn
machte sofort weiter: »Wenn ich das richtig sehe, haben wir’s mit einem
Überfall auf eine Wohnungseigentümerin in Steinenkirch zu tun – und mit einer
DNA-Analyse, die darauf schließen lässt, dass dieser Einbrecher irgendwie mit
diesem Toten damals von Hohenstadt zusammenhängt, wie auch immer. Deshalb
gleich daraus zu schließen, die beiden Taten hätten etwas miteinander zu tun,
halte ich für ziemlich kühn, Herr Häberle. Es kann derselbe Täter sein – aber
dass die Frau Neumann in eine Sache verwickelt ist, die mit dieser verkohlten
Leiche zu tun hat, ich bitt Sie, das sind doch die Hirngespinste einiger
Personen, die einem gewissen Verfolgungswahn unterliegen. Oder glauben Sie auch
an diesen Brummton-Spektakel?«
    Häberle vermutete plötzlich, woher der
Wind wehte und erwiderte nichts. »Wir sollten uns auf das Wesentliche
beschränken«, entschied Bruhn und lehnte sich zurück. »Denken Sie an den Blühm.
Fast eine Woche ist der jetzt verschwunden. Und wir stehen da und zucken mit
den Schultern. Ein Glück, dass die Medien bisher keine bohrenden Fragen
stellen. Der Sander da oben, ist der überhaupt da?, zeigt seltsamerweise wohl
kein gesteigertes Interesse.«
    Häberle grinste in sich hinein. Wenn der
Chef wüsste …
    »Für mich steht eines fest«, machte Bruhn
weiter, »dieser Blühm hat Dreck am Stecken. Verschwindet spurlos aus der
Sitzung und tut so, als sei er durch ein dringendes Telefonat weggelockt
worden. Ob überhaupt sein Auto wirklich geklaut worden ist, wissen weder Sie
noch ich. Warum hat er denn die vorausgegangenen Bedrohungen nicht angezeigt?
Nein, Herr Häberle, das ist mir alles viel zu nebulös. Und denken Sie dran, was
der im Kofferraum herumkutschiert hat! Diese Kennzeichen aus Lugano und den
Kanisterdeckel. Wenn es also einen Zusammenhang gibt, dann zwischen Blühm,
dieser Geschichte von damals und dem Einbruch in Steinenkirch. Aber dass diese
biedere Hausfrau deshalb gleich in irgendwelche Verschwörungen verwickelt ist,
von denen ich inzwischen laufend höre – ich bitt Sie, Herr Häberle, wo leben
wir denn?« Jetzt empfahl es sich, den Kripo-Chef nicht zu unterbrechen. »Da
mögen ganz simple Motive dahinter stecken. Irgendwelche unglückliche Beziehungsgeschichten.
Frau Neumanns Ehemann war auf Geschäftsreise, das wissen Sie. Der Blühm ist zu
ihr hin, sie hat ihn nicht reingelassen, er verschafft sich gewaltsam Zutritt
zur Wohnung – und es kommt zum Streit. Hinterher erfindet sie die Geschichte vom
großen Unbekannten, um sich ihrem Mann nicht offenbaren zu müssen.« Bruhn
überlegte kurz. »Die Taxi-fahrt zum Flughafen war natürlich ein reines
Täuschungsmanöver. Der nimmt sich in Echterdingen ein anderes Taxi, eines von
hunderten, die da stehen, und lässt sich wieder auf die Alb zurückbringen. Und
ich prophezeih Ihnen schon heute – wenn wir den Blühm schnappen, wird er uns
eine abenteuerliche Geschichte erzählen.«
    Häberle hatte sich zurückgelehnt,
verschränkte die Arme und schwieg.
    »Ich will nicht«, wurde Bruhn deutlicher, »ich
will unter keinen Umständen, dass wir irgendeinem Phantom nachjagen und uns
lächerlich machen. Das hier ist keine Agentengeschichte – von wegen
irgendwelche Verschwörungen oder militärische Experimente, die die Welt
verändern!« Bruhn wirkte energisch und entschlossen. »Ich möchte Sie dringend
bitten, auf dem Boden der Realität zu bleiben.«
    Häberle nickte bedächtig. »Sie können sich
darauf verlassen, dass ich mich strikt an die Realitäten halte.«
    »Davon gehe ich aus. Es werden nämlich
einige Herrschaften in Stuttgart unruhig, verdammt unruhig«,

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