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Trust Me - Blutiges Grauen

Trust Me - Blutiges Grauen

Titel: Trust Me - Blutiges Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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danach klingelte es erneut. Auf dem Display erschien die Nummer seiner Mutter.
    Auf keinen Fall würde er dieses Telefonat jetzt annehmen.
    “Dad?”
    David schaltete sein Handy auf stumm und schob es in seine Hosentasche. “Was denn?”
    “Bekomme ich eine?”
    “Nein, Kumpel. Nicht heute.”
    “Bihiiiiitte …?”
    Es war nicht so einfach, sich so weit zu konzentrieren, dass er vernünftige Antworten geben konnte. Er war einfach zu aufgewühlt. “Vielleicht zu deinem Geburtstag.”
    “Der ist doch erst wieder in einem Jahr! Kann ich nicht das Geld dafür verdienen?” Jeremy blickte ihn mit großen hoffnungsvollen Augen an. “Ich könnte dein Auto waschen und … den Müll raustragen und …”
    “Du hast doch schon eine Konsole”, unterbrach David seinen Sohn, bevor die Liste der Dienstleistungen noch länger wurde. “Und du hast drei neue Spiele zu Weihnachten bekommen.”
    “Aber sie ist immer bei dir, in deiner Wohnung.”
    “Das soll sie ja auch. Bei deiner Mom kannst du draußen tausend Dinge tun und mit den Kids aus der Nachbarschaft spielen, nicht wie in meinem Apartmentblock.”
    “Du sagst immer, du kommst zurück, und dann machst du’s doch nicht. Wenn meine Freunde zu mir kommen, habe ich keine Konsole da. Es wäre doch in Ordnung, wenn ich ab und zu mal damit spielen würde, oder?”
    David wusste, dass sein Sohn keine zweite Spielekonsole
brauchte
. Aber wenn er bedachte, was aus dem Vorsatz wurde, wieder mit Jeremys Mutter zusammenzukommen … Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er ihm
etwas
schuldete.
    “Na gut”, sagte er und warf seine Kreditkarte auf den Tresen.
    Bei dem plötzlichen Sieg fiel Jeremy der Kiefer herunter. “Danke, Dad! Du bist der Beste!” Er warf ihm die Arme um die Taille und drückte ihn. Aber irgendwie fühlte sich David dadurch nicht besser. Statt Jeremy die wirklich wichtigen Dinge zu geben – einen Vater, der zu Hause war, eine Familie –, versuchte er ihn mit Konsumgütern abzuspeisen.
    Er legte genau das Verhalten an den Tag, das er unbedingt hatte vermeiden wollen …
    “Ich will dich sehen.”
    Jane hielt den Atem an, während sie auf Noahs Antwort wartete. Sie stand hinter dem Haus, also neben dem stinkenden Müllcontainer. Aber der Rauch ihrer Zigarette half das Schlimmste zu überdecken. Außerdem war sie viel zu besorgt, um sich von kleineren Ärgernissen ablenken zu lassen. In der vergangenen Woche hatte sich Noah zu merkwürdig verhalten – seit Oliver aus dem Krankenhaus gekommen war. Als wenn er sich persönlich für dessen Stichverletzung verantwortlich fühlte. Er kam oft zu Besuch, brachte meist etwas zu essen oder ein Video mit, um seinen Bruder zu unterhalten, während der sich erholte. Doch wenn er da war, sah er Jane kaum an. Die beiden Männer redeten und lachten, als wären sie nicht drei Jahre getrennt gewesen.
    Jane hatte sich noch nie einsamer gefühlt.
    “Das können wir nicht machen, das weißt du doch genau”, sagte Noah.
    “Heißt das, du willst mich überhaupt nicht mehr?”
    “Ich will damit sagen …” Er schien nach Worten zu suchen. “Seit Skye Kellerman bei mir im Büro aufgetaucht ist, hat sich irgendwie … alles verändert.”
    Skye? Schon wieder
? “Inwiefern?”, fragte sie und dachte mit aufsteigender Panik daran, dass sie nun ihre einzige Unterstützung verlor. Das Leben war schwer genug. Sie schaffte das alles nicht ohne Noah, nicht jetzt. Sie musste erst wieder auf die Beine kommen. “Sie hat es niemandem erzählt. Oliver weiß es nicht. Er hat nicht einmal einen
Verdacht.”
    “Jane … bitte versteh mich! Ich will dich nicht verletzen! Ich weiß, dass du eine Menge durchgemacht hast. Es ist einfach nur, dass … Als sie hierherkam und mich darauf ansprach, habe ich mich wie Abschaum gefühlt, und das möchte ich nicht. Ich … ich habe eine gute Ehefrau, Jane. Es ist ein Wunder, dass Wendy immer noch bei mir ist, nachdem ich so … distanziert war. Ich will meine Familie nicht verlieren – Wendy und die Kinder oder Oliver und meine Eltern.”
    “Dann kannst du deine Gefühle für mich einfach abstellen? Einfach so?” Ihre Zigarette war bereits gefährlich weit heruntergebrannt. Aber sie beobachtete einfach nur, wie die Glut weiter an dem weißen Papier fraß.
    “Es ist nicht leicht, aber ich sehe keinen besseren Weg, um das wiedergutzumachen, was wir getan haben. Durch eine Beichte würde die Situation sicher nicht besser werden.”
    Er hatte also darüber nachgedacht, Wendy alles zu sagen.

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