Trust Me - Blutiges Grauen
fauchte sie. “Ich habe überhaupt nichts mit Jane zu tun.”
“Sie hätte sich nicht an ihn gehalten, wenn sie mich noch gehabt hätte. Sie hätte mich so geliebt wie früher.” Überrascht stellte Oliver fest, dass ihm die Tränen kamen. Richtige Tränen, nicht dieses Theater, das er für seine Mutter veranstaltet hatte. Tat es ihm wirklich so sehr weh, dass er Jane verloren hatte? “Sie war die Frau, die immer an mich geglaubt hat”, flüsterte er. “Sie war die einzige.”
“Wo ist sie jetzt?”
“Sie ist weg.”
“Wo?” Der Schweiß tropfte Skye von der Stirn und lief ihr ins Haar. Sie wurde kreidebleich vom Schmerz, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen. Doch ihr Blick war noch immer konzentriert und direkt. “Haben Sie sie getötet? Haben Sie sie umgebracht wie die anderen Frauen auch?”
Er wollte diese Frage nicht beantworten. Er schuldete Skye überhaupt nichts. Er hatte sie vergewaltigen, sich so viel Zeit nehmen und es so schmerzhaft wie möglich machen wollen. Aber inzwischen war ihm die Lust vergangen. Womöglich würde er nicht mal einen hochkriegen. Er war zu wütend. Ständig fiel ihm wieder Janes Blut an seinen Händen ein, und dass er es nicht abwaschen konnte. Da war es schon wieder! Es war nicht zu sehen, aber er wusste, dass es da war. Vielleicht fand er die Spritzer überall auf seinem Oberkörper, wenn er nach Hause fuhr und das Hemd auszog. Und dazu noch das Blut von der Wunde, die sie ihm zugefügt hatte …
Er musste das hier beenden und dann gehen. Aber in der Hektik vorhin, als er Skye an der Flucht gehindert hatte, war das Messer aus seiner Hand gerutscht. Er wollte sie mit sich ziehen, um es aufzuheben. Aber sie erkannte sein Vorhaben und erwachte aus ihrer Starre. Obwohl sie starke Schmerzen haben musste, begann sie nach ihm zu treten und sich zu wehren. Wie schon vor vier Jahren.
“Sie werden es nicht schaffen!”, schrie sie. “Sie werden es nicht schaffen!”
“Ich habe es bei Noah geschafft”, sagte er und griff nach ihrem Haar. “Und bei Jane. Was bist du denn schon verglichen mit den beiden?”
“Das werden Sie schon sehen!”, rief sie und kratzte ihm mit den Fingernägeln der linken Hand über das Gesicht.
Skye wusste, dass es um ihr Leben ging. Aber das allein verlieh ihr nicht die notwendige Kraft. Sondern der Gedanke, dass sie auch für ihr ungeborenes Baby kämpfte; für David und das, was sie zusammen haben könnten, wenn sie dies hier überstand. Sie würde nicht zulassen, dass die rohe Gewalt über ihr Leben siegte. Dass sie alles verlor, was sie liebte. Sie hatte sich so stark dafür eingesetzt, gewalttätige Psychopathen zu stoppen. Und sie würde diesem hier keine Chance geben.
Skye ignorierte den Schmerz, der von ihrer Hand in den ganzen Körper ausstrahlte und der so stark war, dass ihr schwindelig wurde. Die kurze Ablenkung durch den Einsatz ihrer Fingernägel nutzte sie sofort, um Burke blitzschnell in den Magen und dann in den Unterleib zu treten.
Er ließ ihr Haar los und krümmte sich stöhnend, doch nur für eine Sekunde, sodass sie es nicht schaffte, wegzulaufen. Ihre einzige Möglichkeit war, eine Waffe zu benutzen. Ihre Handtasche lag nicht weit entfernt. Sie müsste ihren Revolver herausholen. Aber selbst wenn sie das rechtzeitig schaffte, könnte sie nicht damit schießen. Mit der linken Hand würde sie nicht in der Lage sein, schnell genug zu entsichern und zu zielen.
Bliebe das Messer …
In einem Sekundenbruchteil hatte sie entschieden. Sie machte eine Bewegung, als wollte sie nach ihrer Handtasche greifen, und er fiel darauf herein. Er schnappte sich die Tasche, bevor sie es konnte, doch im gleichen Moment rollte sie sich zur anderen Seite und hob das Messer auf. Das Letzte, was sie auf Oliver Burkes Gesicht sah, war die Überraschung darüber, dass sie ihn ausgetrickst hatte. Er hantierte hektisch an dem Verschluss der Tasche, schaffte es aber nicht mal, sie zu öffnen, bevor sie ihm das Messer so tief sie konnte in die Brust stieß.
Vier Jahre nach dem ersten Vorfall hatte Skye Oliver Burke ein weiteres Mal erstochen. Doch diesmal hatte sie ein lebenswichtiges Organ verletzt. Das sah sie daran, wie schnell ihn die Kräfte verließen. Er keuchte und fiel auf sie. Mit aller Kraft schob sie ihn von sich und rappelte sich auf, um von ihm wegzukriechen.
Mit der linken Hand tastete sie in ihrer Handtasche nach dem Revolver. Doch als sie nach dem ersten Adrenalinrausch einen klaren Gedanken fassen konnte, ließ sie
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