Trust Me - Blutiges Grauen
erwiderte sie. “Aber ich war auch fest entschlossen, es schnell zu lernen, und habe mir sehr viel Zeit zum Üben genommen. Inzwischen …”
“Arbeiten Sie für die Polizei?”, unterbrach sie eine andere Frau.
Sie würden nicht eher Ruhe geben, bis sie die ganze Geschichte erzählt hatte. “Nein. Ich war Opfer einer versuchten Vergewaltigung.”
Ein Murmeln ging durch die Reihen.
“Ich war entschlossen, vorbereitet zu sein, falls so etwas jemals wieder passieren sollte”, erklärte sie weiter.
“Haben sie den Kerl gefasst?”, erkundigte sich eine dürre Frau in der ersten Sitzreihe.
“Ja, die Polizei hat ihn überführt und ins Gefängnis gebracht.” Doch das hatte ihr erlittenes Trauma nicht gemindert. Diese Angst konnte einem niemand nehmen. Diese Frauen würden es nicht verstehen, wenn sie so etwas nicht selbst durchgemacht hatten.
“Wie viele Jahre hat er bekommen?” Die Frage kam von der Kursteilnehmerin neben der Dünnen.
“Acht bis zehn, aber tatsächlich sind es nur drei geworden. Er wird dieses Wochenende auf Bewährung entlassen.”
Es wurde laut im Raum, als alle entsetzt und aufgeregt durcheinanderredeten. Aber Skye wollte ihr Erlebnis nicht verharmlosen. Die Öffentlichkeit musste davon erfahren. Die
Frauen
mussten darüber Bescheid wissen.
Es könnte auch dir passieren
, war ihre Botschaft. Sie sollten auf so etwas vorbereitet sein.
“Ich bin eine der drei Gründerinnen von
The Last Stand”
, sprach Skye weiter. Daraufhin gingen mehrere Hände hoch, doch sie schüttelte den Kopf. “Ich werde Ihnen gern alles über unsere Organisation erzählen; vielleicht hat die eine oder die andere von Ihnen ja sogar Lust, bei uns mitzuhelfen. Aber lassen Sie uns erst den Unterricht zu Ende bringen, ja?”
Die Kursteilnehmerinnen beruhigten sich, und Skye drehte sich wieder zur Tafel um, als sich plötzlich jemand von ganz hinten zu Wort meldete. Sie zuckte zusammen, da es eine Männerstimme war. “Wie viele Schusswaffen besitzen Sie?”
Skye wandte sich um und sah Detective Willis in der hinteren Sitzreihe. Sie hatte nicht bemerkt, wie er hereingekommen war, und fragte sich, was er hier wollte. Sie sah ihn verärgert an.
“Ich besitze einige, Detective, zum Beispiel eine neun Millimeter. Ich bevorzuge aber eigentlich meine kleinen halb automatischen Pistolen wie die Kel-Tec P-3AT oder die SIG P232. Die würde ich allerdings keiner Anfängerin empfehlen.”
“Hilft Ihnen das, nachts besser zu schlafen?”
“Ich möchte sie nicht missen”, entgegnete Skye.
Er sagte nichts weiter, aber diese Missbilligung in seinem Gesicht nervte sie. Aufgrund seiner früheren Bemerkungen konnte sie sich genau vorstellen, was er dachte:
Was denn, keine Maschinenpistole? Keine Handgranaten
? Er ärgerte sich darüber, dass sie ihn am Abend zuvor nicht angerufen hatte. Sie würde versuchen, alles allein zu machen, warf er ihr vor.
Skye fuhr mit ihrem Unterricht fort, als wäre David gar nicht anwesend. Ein paar Minuten später verließ er den Raum. Sein Benehmen machte sie wütend; am liebsten hätte sie ihn sich vorgeknöpft. Aber hier waren auch fünfzehn Frauen, die alle etwas über Selbstverteidigung lernen wollten. Also erörterte Skye verschiedene Kaliber und ließ jede der Frauen verschiedene Revolver in die Hand nehmen, dann verteilte sie noch ein Informationsblatt zur Sicherheit im Umgang mit Schusswaffen; die Kursteilnehmerinnen sollten es lesen und unterschreiben. Anschließend versprach Skye, beim nächsten Mal das Anmeldeformular für Ehrenamtliche mitzubringen, und lächelte den Frauen zu, während sie nach und nach den Unterrichtsraum verließen.
Doch sie war immer noch wütend. Was bildete David sich ein, einfach hier aufzutauchen und seinen Senf dazuzugeben? Seine Missbilligung vor allen Leuten zu bekunden? Er meinte immer, sie solle auf ihn vertrauen, aber er vertraute ihr keineswegs. Verhielt sich so, als würde sie ihm etwas bedeuten, dabei bedeutete sie ihm in Wirklichkeit
gar nichts
. Er sehnte sich nach ihr, aber offensichtlich nicht genug, um sich endlich auf sie einzulassen.
Als alle gegangen waren, marschierte Skye aus dem Gebäude und die Vordertreppe hinunter. Sobald sie in ihrem Wagen war, würde sie David anrufen! Doch das war gar nicht notwendig – er wartete draußen auf sie. Sie hatte kaum die letzte Stufe hinter sich, als er sich ihr in den Weg stellte und sie am Arm mit sich zog. “Hallo.”
“Was sollte das denn vorhin eigentlich?”, wollte sie wissen.
Er
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