Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trust Me - Blutiges Grauen

Trust Me - Blutiges Grauen

Titel: Trust Me - Blutiges Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
unerwartet auftauchte. “Was führt dich denn in diese Einöde?”
    Er machte nicht den Eindruck, als würde er ihr einen Freundschaftsbesuch abstatten. Wahrscheinlich erinnerte er sich noch nicht einmal an den besagten Abend. Als er ihr beim Umzug geholfen hatte und sie fast miteinander im Bett gelandet wären … “Ich muss mit dir reden. Kann ich einen Moment reinkommen?”
    Er verhielt sich so unpersönlich, so distanziert. Er hatte auch nicht vorher angerufen, sondern erschien unangemeldet vor ihrer Tür. Was hatte das zu bedeuten?
    Sie trat zur Seite und bat ihn mit einem flauen Gefühl im Magen herein. Dabei redete sie sich ein, dass sie keinen Grund hatte, sich Sorgen zu machen. Das Schlimmste war überstanden. Egal, was jetzt noch geschehen würde: Diese Hölle musste sie nicht mehr durchstehen. Und das war alles, was zählte. “Kann ich dir eine Tasse grünen Tee machen?”
    “Grünen Tee?”, wiederholte er und zog die Augenbrauen hoch.
    “Tut mir leid, Kaffee habe ich nicht. Ich trinke keinen mehr.”
    “Danke, lieber keinen Tee. Ich fürchte, so was Gesundes würde ich gar nicht vertragen.” Er betrachtete sie aufmerksam mit seinen hellgrünen Augen. Ihm schien kein Detail ihres Gesichts und ihrer ganzen Erscheinung zu entgehen. Sofort war sie sich seiner Gegenwart nur umso intensiver bewusst. Aber sie konnte ihm nicht ansehen, ob ihm der Anblick gefiel oder nicht. Was auch immer er dachte: Er verbarg es hinter einer undurchdringlichen Fassade. Dann war der Augenblick vorbei, und er blickte sich um.
    Zum ersten Mal nach langer Zeit betrachtete Skye ihr Haus mit den Augen eines anderen. Sie hatte die “Besuchercouch” ihrer Mutter aus dem Wohnzimmer entfernt. Ebenso die mit Walnussholz furnierten Beistelltische, die antiken Vitrinen und Vasen mit Seidenblumen. Alles war an ihre beiden Stiefschwestern Jennifer und Brenna gegangen, die in Südkalifornien in der Nähe ihres Vaters lebten. Sie hatte die Möbel durch Hanteln ersetzt, ein Trainingsrad, einen Stepper und eine Yogamatte. Von ihrem Standpunkt aus konnte man nur einen schmalen Streifen der Küche erkennen. Aber man sah den Blumenkasten, in dem sie Kräuter und Weizengras kultivierte.
    “Wow. Interessant, was du aus dem Haus gemacht hast”, sagte er.
    Sein ironisches Grinsen sagte ihr, dass er nicht gerade eine Verbesserung erkennen konnte. Ihr war klar, wie das Ambiente auf ihn wirken musste: als könnte sie die Vergangenheit nicht hinter sich lassen. Weshalb sie sich bei ihrer letzten Begegnung gestritten hatten.
    “Vielen Dank. Ich fand es schade, so viel Platz zu verschwenden.”
    “Immer die Praktische.”
    Sie war noch nie praktisch gewesen. Bis zu den frühen Morgenstunden des 11. Juli vor fast vier Jahren hatte sie es für eine Katastrophe gehalten, wenn sie sich einen gerade manikürten Fingernagel abbrach. “Es verändert das Leben offensichtlich, wenn man einem Vergewaltiger eine Schere in den Bauch rammt.”
    Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. Er wurde offensichtlich nervös. Wahrscheinlich war ihm gerade wieder eingefallen, weshalb er hier stand. Falls die Narbe an ihrer Wange ihn das überhaupt jemals vergessen lassen könnte.
    “Vielleicht solltest du dich besser setzen”, sagte er.
    “Warum das denn?”
    Er räusperte sich, fühlte sich sichtlich unwohl. “Ich habe schlechte Nachrichten.”
    Du hast dich endgültig wieder mit deiner Exfrau versöhnt?
Sie erschrak bei dem Gedanken. Wenn das der Fall war, sollte sie sich für David freuen. Sein achtjähriger Sohn hätte es verdient, eine Familie zu haben. David wünschte sich doch auch, ihm das bieten zu können.
    “Ist schon in Ordnung, ich bleibe lieber stehen.” Als sie trotzig das Kinn hob, verzogen sich seine Lippen zu einem angedeuteten Lächeln. “Was ist los?”, wollte sie wissen. “Könnt ihr keine Beweise dafür finden, dass Burke die anderen drei Frauen umgebracht hat?”
    “Nein. Bisher nicht.”
    Sein Tonfall verriet ihr, dass diese Unfähigkeit schwer an ihm nagte. David hasste es, zu versagen. Irgendwie war Oliver Burke für ihn inzwischen sehr persönlich geworden, zu viel mehr als nur einem Fall. Skye spürte seine Enttäuschung. Sie hatte so gehofft, dass er endlich Burkes Schuld beweisen konnte! Dass man ihr glaubte, wie gefährlich dieser Mann wirklich war – unabhängig von allen Argumenten, die die Verteidigung bei der Verhandlung vorgebracht hatte: Dass es seine erste Gewalttat gewesen sei. Dass keine Vorstrafen vorlägen. Dass seine

Weitere Kostenlose Bücher