Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
helfen.«
    »Da haben Sie recht, aber
darüber soll sich der Colonel den Kopf zerbrechen. Er ist wie wild hinter einer
Hilfe für sie her. Ich glaube, er hat jetzt tatsächlich eine aufgetrieben.«
    Alles Nähere erfuhr ich, als
ich heimkam. Anne rief an, und ihre Stimme klang recht kläglich.
    »Susan, Papa ist wieder auf dem
Kriegspfad! Erinnerst du dich noch, wie er sich vor der Geburt der Zwillinge
aufgeführt hat?«
    Und ob ich mich erinnerte. Das
Theater, das er und Tim gemacht hatten, würde ich wohl kaum vergessen. Anne
brannte schließlich durch und bekam ihr Kind — oder besser ihre Kinder, wie
sich herausstellte — allein in der Stadt. Ihr Vater und ihr Mann hatten sie mit
ihrer Fürsorge fast verrückt gemacht, und sie waren alle zusammen sehr
unglücklich gewesen.
    »Klar erinnere ich mich. Was
hat er diesmal vor?«
    »Er sagt, daß ich unbedingt
eine Hilfe haben muß, und er hat hinter unserem Rücken eine Anzeige aufgegeben,
in der er einen phantastischen Lohn bietet. Es ist nicht anzunehmen, daß Tim
davon begeistert ist.«
    Das nahm ich auch nicht an,
murmelte aber nur irgendetwas, und sie redete weiter: »Und das Schlimmste ist,
daß er jemand gefunden hat. Er hatte einen ganzen Stoß Zuschriften, wohl weil
der Lohn so hoch ist. Ich finde, er hätte mich meine Hilfe selbst heraussuchen
lassen können, meinst du nicht auch?«
    Im Stillen stimmte ich ihr zu,
aber der Colonel tat mir leid. Sie bedeutete ihm alles, und obwohl Anne so
sanft und friedlich war, konnte sie doch viel rücksichtsloser sein als Larry
oder ich, wenn es einmal so weit kam.
    Ich sagte: »Vermutlich hat er
eine brauchbare erwischt und will sie gleich festhalten, denn man bekommt so
schwer Hilfen. Wie ist sie?«
    »Ganz wunderbar, sagt Papa.
Schon älter, und eine Witwe. Sehr tüchtig und kinderlieb — was aber noch nicht
heißt, daß sie meine Kinder lieben wird. Vermutlich wird sie gleich das
Kommando übernehmen und mir immer sagen, daß ich für zwei essen und die Beine
hochlegen muß.«
    »Warum auch nicht? Ich wäre nur
zu froh, wenn ich das könnte. Nimm es nicht tragisch, Anne. Vielleicht ist sie
tatsächlich eine Perle.«
    Aber Anne war schlecht gelaunt
und meinte, sie hätte lieber eine jüngere.
    »Ein Mädchen kann schrecklich
unbequem sein. Macht Tim schöne Augen und ist auf Männerfang. Eine ältere Frau
ist in dieser Hinsicht vollkommen sicher«, machte ich ihr klar.
    »Stimmt, da hast du recht.
Jedenfalls kommt sie morgen. Papa fährt selbst sie abholen. Komm doch bitte mit
Larry herüber. Ich hab’ das Gefühl, daß ich Unterstützung brauchen werde.«
    Wir kamen und waren beeindruckt
von Mrs. Silver , auch wenn sie uns nicht sehr gefiel.
Sie war eine sehr würdevolle ältere Dame, dünn, hielt sich gerade und sah sehr
tugendhaft aus. Sie arbeitete offensichtlich gut, denn das ganze Haus war auf
Hochglanz poliert, aber sie trug wenig zur guten Laune bei. Sie zwang sich
mißbilligend zu einem schwachen Lächeln, wenn wir es wagten, einen Witz zu
machen. Als Anne uns vor dem Weggehen ein Glas Sherry anbot, blickte sie
schmerzlich berührt und lehnte sehr betont ab.
    Und als wir uns Zigaretten
anzündeten, fragte sie, ob sie das Zimmer verlassen dürfe, sie vertrage keinen
Zigarettenrauch.
    Larry schnitt eine Grimasse
hinter ihr her. »Für mich ist sie zu erhaben über jeden Fehler, aber
wahrscheinlich hat sie enorme Fähigkeiten. Kannst du ihren Grundsätzen gemäß
leben, Anne?«
    »Es ist anstrengend, aber ich
muß. Papa ist begeistert und spricht von ihr immer als von einer großartigen
Frau und seiner Entdeckung. Er sagte doch tatsächlich zu Tim, daß es nur ein
wenig Initiative gebraucht habe, das Problem zu lösen. Ich hätte gerne gesagt:
>— und viel Geld!<, weil er darauf besteht, ihren Lohn zu zahlen — weit
mehr, als wir uns auch nur im Traum leisten könnten. Ihr könnt euch Tims
Begeisterung ausmalen.«
    Sie taten mir alle zusammen
leid. Wahrscheinlich würde Anne wieder der Anlaß zu Schwierigkeiten sein
zwischen den beiden Menschen, die sie am meisten liebte. Das Komische war, daß
der Colonel und Tim für gewöhnlich glänzend miteinander auskamen.
Schwierigkeiten gab es nur, wenn Anne ein Kind erwartete. Man konnte nur
hoffen, daß Anne sich mit drei Kindern begnügen würde.
    Doch Mrs. Silver blieb nicht lange. Rein zufällig wurde ich Zeuge dessen, was Larry ihre
»Demaskierung« nannte. Ich hatte den Colonel in der Stadt getroffen und mich
überreden lassen, mit ihm hinaufzufahren, um zu

Weitere Kostenlose Bücher