Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Stehen brachte, zerrüttete meine ohnehin schon angegriffenen Nerven
restlos. Aber Tony lobte ihn dafür, daß er jedesmal den Unfall gerade noch
vermieden hatte, und wiederholte ständig, daß nichts über eine gute Bremse
ginge, und darin mußte ich ihr recht geben.
    »Aber
vor dieser bösen Kurve schalten Sie lieber in den dritten Gang zurück«,
ermahnte sie ihn, und war begeistert, als er es fertigbrachte, wenn auch die
Gänge krachten. »Glänzend. Ich glaub’ nicht, daß Sie im vierten rumgekommen
wären, und wir wären wahrscheinlich über die Böschung gesegelt.«
    Ich
warf einen Blick zurück. Die Böschung war mindestens vier Meter tief.
    Bevor
wir die lange Gerade erreichten, von der Tony geschwärmt hatte, hatten wir noch
das Pech, daß uns an einer sehr engen Stelle ein Auto entgegen kam. Ich hatte
noch eine Gänsehaut von dem winzigen Sicherheitsabstand, als wir auf eine
Schweineherde stießen, und, wie Tony sagte, »beinahe den Schinken mit
heimgebracht hätten«. Caleb hatte bisher die Katastrophe vermieden, aber er
klammerte sich krampfhaft an das Steuerrad, und ich sah den Schweiß auf seiner
Stirn. Ein nicht gerade vertrauenerweckender Fahrer; ich war erleichtert, als
wir die letzte Kurve hinter uns hatten und Tony erklärte: »Wir sind da. Keine
Gefahr, daß jemand kommt, und die Straße ist gerade. Genau richtig zum
Rückwärtsfahren. Stellen Sie sich vor, Caleb, das ist eine enge Straße, und ich
bin der Traffic Officer, jetzt schauen Sie, wie Sie zurecht kommen.«
    Wie
gesagt, ich kann es nicht besonders gut, aber dafür fahre ich wenigstens
langsam. Caleb nicht. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fuhr er in einem
wahnsinnigen Tempo los. Vermutlich wollte er es so schnell wie möglich hinter
sich bringen. Es faszinierte mich, daß er es weder für nötig hielt, in den
Rückspiegel zu schauen, noch sich zum Fenster hinauszulehnen. Er biß die Zähne
zusammen, schaute geradeaus nach vorne und hoffte das Beste.
    Bei
seinem ersten Versuch landeten wir fast im Graben, aber wie durch ein Wunder
gelang es ihm, den Wagen noch abzufangen, und er begann von neuem. Diesmal
folgte er Tonys Rat, machte die Türe auf und schaute zurück. Unglücklicherweise
war er damit so beschäftigt, daß er das Gleichgewicht verlor und hinausfiel.
Tony packte ungerührt das Steuer, trat auf die Bremse, und sagte: »Wenigstens
ist er nicht verletzt.« Dann stieg sie aus, putzte Caleb ab und beglückwünschte
ihn, daß er sich nur das Knie aufgeschürft hatte.
    »Man
muß nur fallen können, wie beim Reiten«, bemerkte sie. »Seien Sie jetzt aber
vorsichtiger. Beim nächsten Mal könnten Sie sich wirklich weh tun. Lehnen Sie
sich nicht so weit hinaus und regen Sie sich nicht auf — wird schon nichts
kommen.«
    Das
war ein schlechter Rat. Caleb blickte nur flüchtig zum Fenster hinaus und fuhr
mit einem wilden Satz an. Das schien ihn so zu überraschen, daß er statt auf
die Bremse auf das Gaspedal trat, und wir schossen mit etwa dreißig Meilen
Geschwindigkeit zurück. In diesem Augenblick geschah das, was niemand erwartet
hatte. Ein Auto kam mit hoher Geschwindigkeit um die Kurve.
    Caleb
schrie auf, ich fluchte, und Tony beugte sich hinüber und zog die Handbremse.
Das andere Auto kam ebenfalls mit quietschenden Reifen zum Stehen. Wir stoppten
etwa einen Meter vor dem Kühler eines großen neuen Wagens. Es war nur
nebensächlich, daß ich mir den Kopf kräftig anstieß. Als ich es später Tony
gegenüber erwähnte, bemerkte sie lediglich, das sei wesentlich weniger schlimm
als ein Zusammenstoß mit dem anderen Auto.
    »Was
zur Hölle ...« begann der empörte Fremde, aber Tony ließ ihm keine Zeit, mehr
zu sagen. Sie sprang aus dem Lieferwagen, lächelte ihn entwaffnend an und
begann sich zu entschuldigen: »Sie fahren wirklich toll! Bei jedem anderen
hätte es gekracht. Und Ihr Auto ist einfach wunderbar. Ich find’ diese Marke
ausgezeichnet. In Australien hab’ ich so eines öfters gefahren. Sind die
Bremsen nicht phantastisch? Gottseidank sind sie’s.«
    Natürlich
erlag der verärgerte Vertreter dieser Behandlung. Er mußte gegen seinen Willen
grinsen und sagte: »Na ja, nichts passiert. Aber warum sind Sie rückwärts
gefahren?«
    »Gefahren
bin nicht ich. Ich bringe meinem — meinem Großvater das Fahren bei, und auf
dieser geraden Strecke kann man so gut üben. Wissen Sie, er hat lange kein Auto
gehabt und sein letztes war ein Ford Modell T. Sie wissen ja, wie die sind.«
    Der
Fremde sah nicht so aus, als

Weitere Kostenlose Bücher