Truthahn um zwölf
entpuppte?«
»Der richtige Deardon? Wie
meinst du das?«
»Weißt du, ich kenne einen
jungen Mann namens Deardon, der vor ein paar Jahren in Daddys Geschäft
eingetreten ist. Daddy hält viel von ihm und setzte durch, daß er befördert
wurde. Ich traf ihn auf unserer Reise, und mir fiel auf, daß er Daddy sehr
bewunderte. So meinte ich, wenn es der richtige Deardon wäre...« Sie machte
eine Pause, und ich sagte empört: »Ich verstehe vollkommen. Der Traffic Officer
ist sein Vater. Und Caleb hat seinen Führerschein.«
Tony war entrüstet. »Den hätte
er sowieso bekommen, aber so ging alles viel reibungsloser. Wir unterhielten
uns über Bruce, und sein Vater sagte, daß er alles Daddy verdanke, und es war
sehr lustig.«
»Das glaub’ ich dir aufs Wort.
Und hat Caleb das Rückwärtsfahren geschafft?«
»Na ja, ich hatte etwas Angst
davor, aber es ist gut gegangen, und als der Officer ihn in ein sehr
schwieriges, enges Gäßchen fahren lassen wollte, fiel mir ein, daß Daddy etwas
über die Eignung des jungen Mannes für eine leitende Stellung gesagt hatte.«
»Du hast ihn also abgelenkt.
Wenn Caleb sich oder jemand anderen auf der Straße umbringt, wissen wir, wer
schuld ist.«
»Das tut er bestimmt nicht. Er
ist schrecklich vorsichtig. Aber, Susan, mir ist etwas Komisches passiert. Erinnerst
du dich an den Mann — den in dem großen Auto, den wir fast zusammengefahren
hätten?«
Ich sagte, daß wir einander nie
vergessen würden.
»Er hat uns bestimmt nicht
vergessen. Als wir gerade vor dem Büro standen, und der Traffic Officer Caleb
seinen Führerschein gab und ihm gratulierte, fuhr er langsam vorbei. Die Augen
fielen ihm fast aus dem Kopf, als er uns sah, und er hielt an und fragte mich:
>Hat Großpapa seinen Führersdiein bekommen?<
Und als ich nickte, pfiff er ziemlich ordinär und sagte: >Mein liebes
Mädchen, Sie haben eine große Zukunft vor sich. Sie vollbringen Wunder.<«
Als ich Paul später die ganze
Geschichte erzählte und mit dem Kommentar des Vertreters schloß, meinte er
niedergeschlagen, manchmal glaube er, wir hätten uns zu viel zugemutet.
9
Als sich an diesem Wochenende
die Aufregung über Calebs Führerschein gelegt hatte, schien Tony recht
niedergeschlagen. Ihre Fröhlichkeit wirkte gezwungen, offensichtlich bedrückte
sie etwas. Als Larry am Samstag Vormittag herüberkam, sagte ich zu ihr, als wir
einmal allein waren: »Irgend etwas stimmt nicht mit Tony. Kann etwas mit Colin
Manson los sein? Ist sie verliebt in ihn? Irgendwer hat mir erzählt, er sei für
seine Flirts bekannt, und ich glaub’ nicht, daß er im Moment ans Heiraten
denkt.«
Larry sagte aufreizend
gönnerhaft: »Meine liebe, arme Susan, genau das hab’ ich befürchtet. Du spinnst
tatsächlich. Mütterliche Fürsorge in ihrem gefährlichsten Stadium. Hast du
nicht genug zum Nachdenken über deine eigenen Kinder? Wenn ich eine fürsorgliche
Mutter wäre, würde ich mir wegen dieser elenden Schule Sorgen machen. Bertie
Dier ist schon langsam eine Zumutung.«
»Das weiß ich, aber es heißt,
daß er am Jahresende geht. Ist etwas Besonderes los? Es stimmt, daß er keine
Disziplin hält, aber was können wir dagegen machen?«
»Weiß ich nicht, aber es ist
wirklich traurig, daß die Kinder sich alle zu Kriminellen entwickeln werden. Du
hast doch sicher von ihren Taten am Freitag nachmittag gehört?«
Das hatte ich nicht, obwohl mir
aufgefallen war, daß Christopher ungewöhnlich still und brav gewesen und mir
sehr auffällig aus dem Wege gegangen war.
»Sind dir diese lammfrommen
Gesichter nicht merkwürdig vorgekommen? Ich wußte sofort, daß sie etwas
angestellt hatten, als Christopher mir anbot, Kartoffeln zu schälen.
Normalerweise kann ich sie nirgends finden, wenn ich ihre Hilfe brauche.«
»Wer hat dir davon erzählt?«
fragte ich, denn ich wußte nur zu gut, daß unsere Bande — wie ich sie in
Gedanken immer nannte — zusammenhielt wie Pech und Schwefel. Sie würden einander
nicht verraten.
»Mrs. White. Sie tat es mit
Vergnügen, denn ihr kleiner Bertie ist so vorbildlich.«
Mrs. White hatte entdeckt, daß
die Zwillinge und unsere beiden nicht nur Mr. Diers Weihnachtspflaumen
gestohlen hatten, sondern sich auch noch mit ihrer Beute zum Bach hinunter
verzogen und sie dort mit ihrem Pausebrot verzehrt hatten. Der arme Bertie, der
keine Frau hatte, die seinen Besitz beschützen konnte, hatte ohne besonderen
Nachdruck nach ihnen gesucht und es bald aufgegeben, wie
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