Truthahn um zwölf
lag, daß
er nichts erfuhr. Aber ich hatte mich verrechnet. Sie wollte jetzt unbedingt
alles gestehen und sagte zu meiner Überraschung: »Ach, hören wir doch mit
dieser Betrügerei auf! Das ist ja schlimmer als bei den Kindern. Ich erzähl’
Paul die Geschichte lieber, dann bin ich es los.« Und sie berichtete es ihm auf
der Stelle.
Als sie geendet hatte, schwieg
Paul eine ganze Weile. Er hatte sie nicht unterbrochen, und sein Gesicht war
ernst. Dann begann er langsam: »Du hast recht damit, daß man die arme kleine
Frau für Schulden schröpft, die sie nie gemacht hat.«
Larry genügte das, und sie
sagte: »Mein lieber Paul, ich bin stolz auf dich. Diesmal bist du wirklich
vernünftig. Selbstverständlich hätte man diese Halsabschneider nie beachten
sollen. Es ist ein Jammer, daß Edith sich so lange mit dem Zahlen abgemüht
hat.«
Er fuhr fort, als hätte sie
nichts gesagt: »Der springende Punkt ist aber, daß dir die Post anvertraut ist,
Tony. Du hättest den Brief entweder an Edith Stewart schicken müssen, dann
hätte Ted die Sache in die Hand genommen, oder Miss Adams um Rat fragen sollen.
Erzähl’ noch einmal genau, was du mit dem Brief gemacht hast.«
»Ich hab’ ihn zurückgeschickt
und drauf geschrieben: >Name und Adresse unbekannt.<«
»Und das ist auch wahr«,
unterbrach Larry. »Den Namen gibt es bei uns nicht. Es gibt keine Mrs. Freeman,
und es hat sie nie gegeben. Außer der Frau, die in Australien lebt, wie Tony
sagt, und du hättest doch sicher nicht erwartet, daß sie den Brief umadressiert
an >Mrs. Freeman, irgendwo in Australien.< Ich will damit nur sagen, daß
man unmöglich einen Brief jemand zustellen kann, den es gar nicht gibt.«
Paul betrachtete sie
mißbilligend. »Das ist Haarspalterei, das weißt du ganz genau. Es geht weder um
die Firma noch um Edith Stewart.«
»Männliche Logik«, warf Larry
ein. Sie wollte ihn unbedingt ablenken. »Natürlich geht es um Edith. Ein Jahr
lang hat sie geschuftet, um diese Schulden zu bezahlen. Jetzt ist sie endlich
frei und glücklich verheiratet, und da versuchen die, es ihr zu verderben.
Paul, wie kannst du nur sagen, daß es nicht um sie geht?«
Diesen Ausbruch überhörte Paul
in einer höchst aufreizenden Weise. »Du mußt an Miss Adams denken, Tony. Du
arbeitest bei ihr. Sie vertraut dir, und, was noch mehr ist, sie hat dich sehr
gerne. Und jetzt pfuschst du mit der Post herum!«
Tony war völlig geknickt. Es
sah so aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen, und Larry warf
Paul einen wütenden Blick zu. Ich saß stumm da und war unglücklich. Wenn Tony ihre
Stellung aufgeben müßte, was würde dann geschehen? Tantchen brauchte sie
dringend. Tony war glücklich und gab sich Mühe. Es wäre falsch, sie auf der
Farm zu behalten. Das würde bedeuten, daß sie uns verlassen müßte um Sekretärin
oder Krankenschwester zu werden. Sie würde jemanden in der Stadt heiraten und
keinen netten Farmer hier aus der Gegend. Alles wäre verdorben.
Endlich sprach sie mit sehr
unsicherer Stimme: »Dann meinst du, es ist besser, ich erzähl’ die ganze
Geschichte Miss Adams?«
Paul sagte zu meiner
Überraschung: »Das nützt jetzt gar nichts mehr. Sie würde sich nur aufregen.
Hinauswerfen würde sie dich wohl nicht, aber sie würde dir nie wieder die Post
anvertrauen, und das würde viel ausmachen. Sie ist nicht mehr die jüngste, und
sie hat viel zu viel zu tun. Du bist ihr eine große Hilfe.«
»Aber ich würde es ihr lieber
erzählen. Ich hasse es, etwas zu verbergen. Besonders jetzt, wo du es für so
wichtig hältst.«
Paul sagte freundlich: »Ich
weiß, daß du niemanden gerne betrügst, aber wir müssen jetzt an Miss Adams
denken. Eigentlich hat es keinen Sinn, ihr die Geschichte zu erzählen. Dich
würde es vielleicht glücklicher machen, aber das ist dein Problem. Wenn man so
etwas tut, muß man dafür bezahlen, und du mußt eben den Mund halten.«
Larry sagte: »Paul, du bist
ganz schön eklig. Dabei hat sie doch nur jemandem einen Gefallen tun wollen.«
»Sie hat ihre Nase in fremde
Angelegenheiten gesteckt. Das nimmt noch ein böses Ende, Tony.«
Larry überging das und fuhr
fort: »Du kannst nicht erwarten, daß Susan und ich über Tony zu Gericht sitzen.
Es ist nichts gegen das, was wir vor Jahren gemacht haben.«
»Ich weiß, was ihr angestellt
habt. Die Telefonleitung abgeschnitten, damit der Colonel Annes Hochzeit nicht
verhindern konnte. Das werd’ ich nie vergessen. Aber ihr wart zwei junge
Dummköpfe ohne
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