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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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irgendein Verantwortungsbewußtsein.«
    »Besten Dank. Auf alle Fälle
hat es genützt, und Tantchen hat deshalb nie ein Theater gemacht.«
    »Weil sie es nie genau gewußt
hat. Sie hat es sich denken können, aber ihr habt wenigstens den Anstand
besessen, nicht herumzurennen und die Sache zu erzählen. Dann hätte sie etwas
unternehmen müssen, so wie sie es jetzt muß, wenn Tony ihr Gewissen durch eine
Beichte erleichtert. Das nützt jetzt nichts mehr.«
    »Aber ich fühle mich scheußlich«,
jammerte Tony, die wieder einmal den Tränen nahe war. »Ich hab’ der lieben Miss
Adams etwas Schreckliches angetan, und dabei wollte ich doch nur jemand anderem
einen Gefallen tun.«
    »Den Fehler machst du gerne«,
sagte Paul unerbittlich. »Laß es dir eine Lehre sein. Renn nicht zu Miss Adams
und belaste sie damit. Kopf hoch, du stehst es schon durch.«
    »Lebe im Bewußtsein deiner
Schuld«, mokierte sich Larry. »Ehrlich, Paul, so einen Unsinn hab’ ich noch nie
gehört. Es ist kein Verbrechen, klarzustellen, daß es keine Mrs. Freeman gibt,
denn es ist wahr.«
    »Liebe Larry«, begann Paul
vorsichtig, »dein größter Fehler ist, daß du kein Verständnis für Gut und Böse
hast« — und dann merkte er, daß er genau das tat, was Larry wollte. Sie hatte
seine Aufmerksamkeit von Tony abgelenkt und ihr so Zeit verschafft, sich wieder
zu fangen. Sie lachte aufreizend und sagte: »Ich muß schon sagen, Paul, deine
unschuldigen Kinder tun mir leid. Du redest wie ein Vater aus dem vorigen
Jahrhundert. Der Himmel stehe Christopher und Patience bei, wenn sie älter
werden.«
    Tony hatte sich in der
Zwischenzeit erholt und sagte mit dünner Stimme: »Gut, Paul, ich erzähl’ ihr
nichts, obwohl es mir viel lieber wäre. Ich hab’ immer das Gefühl, daß ich sie
betrüge.«
    »Du wirst es überleben. Aber
noch etwas, Tony. Larry kann so viel spotten, wie sie will, und behaupten, daß
ich ein altmodischer Vater bin — aber ich bin tatsächlich für dich
verantwortlich. Als deine Eltern dich hier gelassen haben...«
    »Vertrauten sie es deiner
zärtlichen Fürsorge an, das arme kleine Ding«, warf Larry vergnügt ein. »Und
jetzt verschüchterst du sie...«
    Paul unterbrach sanft:
»Rechtmäßig bin ich mehr oder weniger dein Vormund, Tony, bis du einundzwanzig
bist. Deshalb halte ich es für richtig, dich um ein Versprechen zu bitten.«
Tony blickte sehr ernst, aber sie fühlte plötzlich, daß alles wieder gut werden
würde. Paul redete immer noch — ein sehr ungewöhnliches Ereignis bei ihm.
»Vergiß die ganze Geschichte mit dem eingeschriebenen Brief. Erzähl niemandem
davon. Du bist zwar möglicherweise im Recht, aber Tantchen gegenüber war es
nicht richtig. Gib mir dein Wort, daß du nicht mehr mit der Post herumpfuschst,
was immer auch geschehen mag. Das meine ich wortwörtlich, auch wenn du meinst,
du vollbringst eine edle Tat und rettest ein Leben. Auch dann darfst du nichts
tun, ohne Miss Adams um Rat zu fragen.«
    Tonys Augen waren groß und
feierlich. »Ja Paul, das verspreche ich. Was auch immer geschehen mag, ich tue
mit der Post nur noch das, was mir Miss Adams anschafft. Aber stellt euch bloß
vor, wenn jemand versucht, Mick O’Connor zu erpressen oder Caleb Drohbriefe zu
schreiben!«
    Wir lachten alle los. Die Idee,
daß jemand Mick O’Connor erpressen könnte, war zu komisch. Paul sagte
übertrieben dramatisch: »Sogar wenn Larry und Susan darin verwickelt sind,
sogar wenn du glaubst, du könntest meine Ehre retten, wenn du einen Brief
vernichtest — sogar dann, Tony!«
    »Sogar dann, das verspreche
ich. Aber ist das wirklich richtig, Paul? Soll ich Miss Adams nichts erzählen?«
    »Vollkommen richtig. Du würdest
nur dich selbst glücklicher machen, aber sie würde sich Sorgen machen.«
    »Kurz gesagt: Schweigen!« ahmte
Larry ihn nach. »Immerwährendes Schweigen! Ach, was für ein Lärm um nichts.
Paul, du wirst humorlos. Vergessen wir die ganze Geschichte und machen uns auf
die Suche nach unseren schrecklichen Kindern. Wende deine Aufmerksamkeit lieber
deiner eigenen Familie zu, denn wenn es je eine Bande von potentiellen
Verbrechern gegeben hat...«
    Aber so schnell konnte Tony
sich nicht erholen. Sie kam nicht mit uns, um nach den Kindern zu sehen,
sondern schlenderte allein in den Garten. Ich hatte Larry ein Stück begleitet
und kam über die Koppel zurück, als ich ein Auto vor dem Tor halten sah, aus
dem Peter Anstruther ausstieg. Ich hoffte, er würde Tony nicht in Tränen
aufgelöst im

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