Truthahn um zwölf
kann gar nicht anders.
Warum haben wir nur jemals geplant, dieses Jahr Weihnachten still und
bescheiden zu feiern? Es wird garantiert schlimmer denn je. Wann fahren wir in
die Stadt und decken uns mit Vorräten ein, in Mengen, wie sie nicht einmal
Tantchen hat, und besorgen unzählige Geschenke? Das wird teuer!«
Das fand ich auch, aber Paul
drückte mir noch einen großzügigen Scheck in die Hand und sagte: »Viel
Vergnügen«. Damit fühlte er sich aller Pflichten entledigt und meinte, er habe
alles getan, was man von einem Mann erwarten könne.
Als ich Larry das erzählte,
lachte sie nur. »Genau wie Sam, für den war Weihnachten damit auch erledigt.
Warum kommen nur die Männer immer am besten weg?«
Das berichtete ich Paul und
erhielt eine Antwort, die ich besser nicht wiedergebe.
11
Weihnachten war nun schon in
nächste Nähe gerückt, und beim bloßen Gedanken daran drehten Larry und ich fast
durch. Sie weigerte sich strikt, Babette zu vernachlässigen, und das Training
nahm einige Zeit in Anspruch. »Diese Ursula wird mich nicht kampflos besiegen!«
Wir hatten von Julian erfahren,
daß Sahib wirklich ein besserer und eleganterer Springer war als die kleine
Babette, aber launisch und schwierig zu behandeln.
»Ursula reitet gut, aber sie
ist trainierte englische Springpferde gewöhnt. Ich glaube nicht, daß sie sehr
geeignet ist, ein ungeschultes Pferd einzureiten«, fügte er hinzu, und das ließ
uns hoffen, denn Larry und Babette waren völlig aufeinander eingespielt, und
nicht einmal der Krach von Colins Gießkanne hatte sie aus der Ruhe bringen
können.
Ein oder zwei Tage später kam
Ursula unerwartet auf Sahib zu einem kurzen Besuch bei mir vorbei, und ich
konnte nun zumindest das gegenseitige Verständnis selbst beurteilen. Es war
offensichtlich, daß er schwierig und nervös war, und daß Ursula ein wenig
ungeduldig mit ihm war.
»Er braucht eine feste Hand«,
sagte sie zu mir. »Ich kann nicht verstehen, warum Onkel Charles so ein
temperamentvolles Pferd für Anne gekauft hat. Sie wird nie mit ihm fertig.«
Das ärgerte mich, wie
gewöhnlich, und ich gab zurück: »Ich glaub’ schon. Sie reitet sehr gut und hat
viel Geduld. Sie müssen bedenken, daß er lange Zeit nicht geritten worden ist.
Der Colonel kaufte ihn, kurz bevor Anne wußte, daß sie ein Kind erwartet, und
so konnten sie sich kaum aneinander gewöhnen.«
Sie sagte kurz angebunden: »Nun
ja, vielleicht, aber deswegen bin ich nicht zu Ihnen gekommen, Susan.«
»Das kann ich mir denken. Haben
Sie Schwierigkeiten?«
»Ich nicht. So etwas kenne ich
nicht. Aber ich dachte, ich sollte Ihnen vielleicht doch einen Wink geben, da
Sie anscheinend Tonys Vormund sind.«
»Nicht ich, Paul. Warum, was
hat sie getan?«
»Nichts, außer daß sie sich
ziemlich lächerlich macht mit Colin Manson.«
Ich war wütend, ließ mir aber
nichts anmerken. »Wieso?«
»Ach, er ist immer im Laden,
und sie flirtet recht ausgiebig mit ihm.«
»Ich weiß nicht, was Sie unter
>flirten< verstehen. Tony ist zu allen freundlich und immer vergnügt.
Wenn er oft in den Laden kommt, so ist das seine Sache, und nicht ihre.«
»Nein, aber sie ist schuld. Sie
ermutigt ihn, und ich kann Ihnen sagen, Susan, daß er es überhaupt nicht ernst
meint.«
»Das hab’ ich auch nie
erwartet. Tony auch nicht. Sie sind eben befreundet.«
»So einer Freundschaft traue
ich nicht, besonders bei einem Mann wie Colin! Wirklich charmant, aber ...«
»Ach, Colin denkt sowieso nicht
ans Heiraten.«
»Ich glaube doch. Kennen Sie
diese neuen Leute, die Gordons, die das reizende Haus in Te Rimu gekauft haben?
Sie haben eine wirklich attraktive Tochter. Stellt die arme kleine Tony richtig
in den Schatten. Catherine Gordon ist eine Schönheit — und sie hat Geld.«
Ich erzählte ihr nicht, daß
Tony das auch hatte — und später noch viel mehr haben würde. Meine Laune wurde
immer schlechter, aber ich sagte nur obenhin: »Und Colin bemüht sich diesmal
ernsthaft?«
»Es sieht jedenfalls so aus —
und sie passen wunderbar zusammen. Deshalb hielt ich es für meine Pflicht,
Ihnen einen Wink zu geben, für den Fall, daß Tony sich ernsthafte Hoffnungen
macht.«
Jetzt mußte ich tatsächlich
lachen. »Etwas Ernsthaftes ist das letzte, was Tony will. Sie amüsiert sich eben,
genau wie Colin. Aber vielen Dank, Ursula, daß Sie es mir erzählt haben. Ich
weiß, daß Sie immer nur das Beste wollen. Und jetzt trinken wir noch eine Tasse
Tee und reden ein bißchen über
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