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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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von einem friedlichen Fest geschwärmt.«
    »Ich glaube, daß sie sich in
Wirklichkeit nur freuen werden. Sie beteuerten zwar, ihnen gefiele die Idee,
einmal ein stilles Weihnachtsfest zu feiern, aber plötzlich wurden sie
sentimental und schwelgten in Kindheitserinnerungen. Larry und ich hatten ein
richtig schlechtes Gewissen. Aber jetzt sind sie wieder vergnügt. Sie haben ja
nicht die Arbeit, sondern müssen nur bezahlen, und das ist ein großer
Unterschied.«
    Tony lachte. »Wenn du nochmal
in die Stadt mußt, dann komm am Dienstag, da muß ich mit dem Lieferwagen zum
Bahnhof und ein paar zerbrechliche Sachen abholen. Die Lastwagenfahrer sind so
vergnügt in ihrer Weihnachtsfreude, daß in dieser Zeit immer besonders viel
kaputt geht. Caleb kommt auch mit, weil Tantchen nicht mag, wenn ich jetzt vor
Weihnachten allein mit dem Anhänger auf unseren Straßen herumkutschiere, was
ein Blödsinn ist, denn Daddy und ich haben unser Boot immer siebzig Meilen
durch Australien geschleppt. Wir haben uns beim Fahren abgewechselt, aber
Mutter hat natürlich nichts davon gewußt. Sie hätte ein Theater gemacht, weil
ich erst fünfzehn war.«
    Ich hatte den Eindruck, daß
Claudia es auch nicht leicht gehabt hatte, aber ich sagte nichts.
     
    Dann geschah etwas höchst
Unangenehmes. Der Weihnachtstag fiel dieses Jahr auf einen Montag, und bis
dahin waren es keine vierzehn Tage mehr. Der letzte Schultag war am Mittwoch,
fünf Tage vorher, und an diesem Abend sollte, wie immer, die Weihnachtsfeier
für die Kinder sein, mit einem Christbaum und einem Geschenk für jedes Kind,
sogar für die Babies, die erst in ein paar Jahren in die Schule kommen würden.
Es war eine schwierige Aufgabe, die Geschenke auszusuchen, und dieses Jahr
hatten wir uns darauf geeinigt, an eines der großen Kaufhäuser zu schreiben,
ihnen Zahl, Alter und so weiter von den Kindern anzugeben und ihnen den Rest zu
überlassen. So machten es die meisten Schulen auf dem Lande, und es sparte viel
Ärger in dem Weihnachtstrubel.
    Die Feier und die Geschenke
waren Sache des Schulausschusses, nicht des Lehrers und blieben an den Frauen
hängen. Die Sekretärin war eine junge Frau, auf die man sich normalerweise
vollkommen verlassen konnte, aber dieses Jahr war sie zu der entscheidenden
Zeit mit einer Blinddarmentzündung ins Krankenhaus gebracht worden. Niemand
merkte, daß sie die Liste mit den Geschenken nicht an das Kaufhaus abgeschickt
hatte, bis am Freitag vor Ferienbeginn ihr Mann aufgeregt zu mir kam und sagte,
sie hätten in ihrer Sorge wegen der Krankheit beide vergessen, die Liste
abzuschicken. Was sollte ich nun tun?
    Es gab natürlich nur eine
Lösung. Als Frau des Vorsitzenden des Ausschusses mußte ich die Sache in die
Hand nehmen. Ich sagte: »Machen Sie sich nur keine Gedanken. Es ist Freitag
abend. Ich werde schnell in die Stadt fahren und die Geschenke einkaufen. Larry
hilft mir sicher.«
    Aber ausnahmsweise konnte Larry
nicht. Sie hatte Nachbarn zum Essen eingeladen und konnte nicht um sechs Uhr
weg. Ich sagte: »Macht auch nichts. Dann fahr’ ich eben allein«, aber das paßte
Paul nicht. »Die letzten Abende vor Weihnachten, an denen die Geschäfte lang
offen haben, sind immer entsetzlich. Ich werde Bertie bitten, mit dir zu
fahren. Er hat zufällig erwähnt, daß er noch einkaufen gehen müsse. Er wird
froh sein, wenn du ihn mitnimmst, und er kann dir die Päckchen tragen und beim
Aussuchen helfen.«
    Ich sagte mürrisch: »Ich kann
mir niemanden vorstellen, der dafür weniger geeignet ist. Das ist eine dumme
Sache. Schlimm genug, daß ich wegen meiner eigenen Einkäufe und nächste Woche
mit den Kindern noch einmal fahren muß, aber am Freitag abend ist das ganz
besonders lästig, weil man auch kaum einen Parkplatz findet.«
    Paul hatte Mitleid. »Ich würde
ja für dich fahren, aber ich kann die Geschenke nicht aussuchen. Doch wenn die Kinder
nochmal in die Stadt sollen, dann kann ich das ja übernehmen. Sam und ich
können den ganzen Haufen hüten und ins Kino gehen und Santa Claus anschauen.
Einen Nachmittag können wir uns schon frei machen.«
    Das kam unerwartet. Paul hatte
sich noch nie freiwillig bereiterklärt, seine Sprößlinge irgendwohin
mitzunehmen, und ich nahm ihm das auch nicht übel. Ich sagte: »Das ist
schrecklich lieb vor dir, aber könntet ihr nicht auch Tim dazu überreden? Du
kannst die Zwillinge einfach nicht weglassen. Die sechs stecken immer zusammen,
und du weißt, wie lieb Anne und der Colonel zu unseren Kindern

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