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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sind.«
    Er stutzte ein wenig, sagte
aber dann, daß er dafür sorgen werde, daß Tim mitkäme. Dann fügte er hinzu, daß
man genauso gut mit sechsen fahren könne wie mit vieren — was bewies, wie wenig
er davon verstand.
    Ich holte Bertie ab, der
dankbar für diese Gelegenheit zum Einkaufen war und lauter unpraktische
Vorschläge für die Geschenke machte. Bald kam heraus, daß er wirklich gehen und
seinen Beruf aufgeben würde.
    Mühsam verbarg ich meine Freude
und sagte: »Aber warum haben wir das nicht gewußt? Wir hätten Ihnen eine
Abschiedsparty gegeben«, denn das tun wir liebend gerne in den Backblocks.
Abschied wird lieber gefeiert als Willkommen, und Begräbnisse sind beliebter als
Taufen.
    Bertie bekam einen roten Kopf
und murmelte, daß er den Schulausschuß extra gebeten hätte, nichts zu erzählen;
er wolle keine Abschiedsparty und werde sich bei der Weihnachtsfeier von seinen
Schülern verabschieden. »Ich hab’ das Gefühl, Mrs. Russell, daß ich hier nicht
sehr erfolgreich gewesen bin«, sagte er demütig, und ich beeilte mich zu
fragen, was er nun tun werde.
    Er sagte zurückhaltend, daß er
ein Mädchen heiraten werde, dessen Vater ein »großes Warenhaus« hätte, wie er
es nannte, und nur schwer Leute für sein Büro bekäme. Er war auf der
Handelsschule gewesen, bevor er Lehrer wurde und würde nun bald eine »leitende
Stellung« einnehmen.
    Das freute mich   für Bertie. Man konnte sehen, daß er fort und
die Backblocks so schnell wie möglich vergessen wollte. Er würde den ganzen Tag
zufrieden in seinem Büro sitzen und nie mehr an die unglücklichen Zeiten
denken, als die großen Kinder ihm nicht gehorchten und die kleinen während der
Schulzeit verschwanden und nicht wiederkamen, als Inspektoren ziemlich
unhöflich waren und er sich als Versager fühlte.
    Diesen Freitag abend in der
Stadt werde ich nie vergessen. Der Verkehr war fürchterlich und das Parken ein
Problem. Es war auch heller Wahnsinn, am vorletzten Freitag vor Weihnachten
abends in die Stadt zu fahren. Wir bahnten uns einen Weg durch die
Menschenmengen auf der Straße bis zu einem großen Kaufhaus, und als wir dort
waren, hatte ich bereits ein Stadium erreicht, in dem mir sämtliche Geschenke
restlos egal waren.
    Das Kaufhaus war überfüllt, und
Bertie gelang es nicht einmal, sich hineinzudrängen. Ich hatte mehr Erfolg, ich
tauchte unter Ellbogen durch, lauerte auf eine Lücke in der Menge, durch die
ich schlüpfen konnte, quetschte mich zwischen entrüsteten Paaren hindurch und
verschaffte mir endlich die Aufmerksamkeit eines jungen Verkäufers, der
vollkommen erschöpft war.
    »Ich hab’ hier die Liste für
eine Schule. Eine ganze Menge Spielsachen, aber es wird nicht lange dauern.«
    Aber sofort wurde er von meiner
Seite weggezerrt und ein dicker Mann sagte heftig: »Halt, nichts da! Ich komm
dran. Sie müssen mir zeigen, wie dieses Lastauto funktioniert.«
    Das dauerte einige Zeit, und
dann gelang es einer Frau, sich auf den Verkäufer zu stürzen und ihm eine lange
Geschichte von einem Spielzeug zu erzählen, daß sie gekauft hatte und das ihr
nicht gefiel und das sie unbedingt umtauschen wollte. Während ich wartete,
hielt ich immer Ausschau nach Bertie. Er hätte nun wirklich genug Zeit gehabt,
sich zu mir durchzukämpfen.
    Endlich erspähte ich sein
verzweifeltes Gesicht, er war zwischen einer dicken Frau mit Regenschirm und
einer jüngeren mit einem Kind auf dem Arm eingekeilt. Die dicke Frau stieß ihn
anscheinend immer mit dem Regenschirm, und das Baby zog an seiner Krawatte und
erdrosselte ihn fast. Er sah so verstört und und hilflos aus wie ein verschrecktes Kaninchen. In diesem Moment wandte sich der
Verkäufer endlich mir zu.
    Ich sagte: »Können Sie dafür
sorgen, daß der Herr da drüben zu mir kommen kann? Ich brauche seine Hilfe«,
und der junge Mann warf mir einen verzweifelten Blick zu und schrie: »Lassen Sie
den Herrn da bitte durch! Seine Frau wartet hier auf ihn!«
    Um ein Haar hätte ich wütend
protestiert. Ich war bereit, Bertie unter den größten Schwierigkeiten in die
Stadt zu bringen, seinem Gejammere zuzuhören, neunmal
um den Häuserblock zu fahren, um eine winzige Parklücke zu finden, mich durch
die Menge zu kämpfen, um diese verflixten Geschenke zu kaufen, aber ich ließ es
mir nicht gefallen, daß man mich seine Frau nannte. Und in diesem Moment sah
ich Ursula.
    Sie kam gerade aus dem
Ausstellungsraum und war so ungefähr der letzte Mensch, den ich in so einem
Geschäft zu

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