Truthahn um zwölf
Von deinem eigenen Geld für unnötige Weihnachtsgeschenke?«
Wir bekannten es einander und kamen zu dem Schluß, daß dieses Weihnachten zwar ganz einfach, jedoch nicht billig werden würde.
Tony stellte sich ziemlich an, weil wir nicht ihr ganzes Geld für Edith ausgegeben hatten, aber unsere Einkäufe gefielen ihr sehr. Sie sagte: »Alles klappt wie am Schnürchen. Ted hat ein recht anständiges Auto gekauft, und Caleb kann kommen und die Kühe versorgen. Ich glaub’, er ist dankbar dafür, denn er hat so Angst davor, plötzlich hinausgeworfen zu werden. Aber etwas ist passiert, was mir nicht recht ist, Susan. Edith liegt so viel daran, daß ich Brautjungfer mache. Ich glaub’, ich werd’ furchtbar doof aussehen, aber ich werd’ schon etwas zum Anziehen finden, und vielleicht sieht es dann mehr nach einer richtigen Hochzeit aus. Sie hat mich so gebeten, daß ich einfach muß.«
»Ich finde die Idee sehr nett«, sagte ich sofort. Dann kam mir ein Gedanke, und ich fragte: »Aber wen nimmt Ted als deinen Herrn? Du brauchst jemanden. Hoffentlich schlägt er nicht Mick O’Connor vor?«
»Das ist schon geregelt«, sagte Tony vergnügt. »Colin war dabei, als wir darüber redeten, und er sagte: >Sowas mach’ ich mit Vergnügen, es macht mir Riesenspaß. Garantiere, daß ich den Ring in der Tasche hab’ und mich um die Brautjungfer kümmer’.<«
Das glaubte ich ihm, aber ich war niedergeschlagen. Hochzeiten sind gefährlich. Sie können ansteckend wirken.
Larry und ich fanden, daß Ursula recht erschöpft aussah, als wir unsere Kinder nach dem Einkaufsbummel einsammelten, und Larry meinte: »Lieber nicht fragen, aber es sieht so aus, als seien die lieben Kleinen doch nicht so lammfromm gewesen, obwohl sie unter Ursulas Obhut gewesen sind.»
Es war auch nicht nötig zu fragen. Ursula rief am nächsten Tag an und sagte, sie hätte gerne ein Wort mit Larry und mir geredet. Das klang bedrohlich. Hatten diese Bälger irgendetwas Schreckliches verbrochen? So schlimm war es jedoch nicht. Ursula wollte uns nur eine Unterweisung geben in der schwierigen Kunst der Kindererziehung.
»Meiner Meinung nach fassen Sie alles ganz falsch an. Die Kinder sind intelligent, und man könnte sie zum Guten beeinflussen.«
Larry sagte sanft, daß wir sie eigentlich selten zu Verbrechen anregten.
»Ich will damit sagen, daß Sie Ihre Intelligenz zu Hilfe nehmen sollten, um der der Kinder immer voraus zu sein.«
Ich warf ein, daß das nur der Teufel könne.
»Sie sollten ihnen immer einen Schritt voraus sein«, fuhr Ursula fort, ohne mich zu beachten. »Immer schon auf die nächste Frage vorbereitet sein, auf das nächste zarte Keimen ihrer Intelligenz gefaßt sein. Hoffen Sie nicht einfach das Beste. Gedankenloser Optimismus ist ein Verbrechen in der Kindererziehung!«
Hier stimmten wir so einmütig zu, daß Ursula uns mißtrauisch ansah. Aber sie redete eifrig weiter. Wir wurden restlos abgekanzelt. Wir verzogen unsere Kinder nicht nur, wir richteten sie zugrunde. Sie benötigten intelligente Unnachgiebigkeit — sie wiederholte das Wort »intelligent«. Sie benötigten eine feste, aber zarte Führung. Kurz, sie brauchten kluge und verständige Eltern. »Ich weiß ja, daß Paul und Sam ihr Bestes tun, aber sie sind nicht immer da. Es ist die Pflicht der Frau«... und so weiter.
Sie verließ uns mit der selbstzufriedenen Bemerkung, daß uns wahrscheinlich bisher nur jemand gefehlt habe, der uns diese Dinge klargemacht hätte. Als sie gegangen war, dauerte es einige Zeit, bis wir unseren Humor wiedergefunden hatten. Erst kochten wir vor Wut. Dann sagte Larry: »Komisch, daß wir das nicht schlucken können. Keine Mutter kann das. Wir sind genauso voreingenommen wie die anderen und vertragen keine Kritik an unseren Kindern, keinen Kommentar zu unseren Methoden. Susan, was täten wir nur, wenn wir sie ernst nehmen wollten!«
Danach war es leicht, die gewohnten Phrasen über alte Jungfern und Kinder anzubringen und zu lachen. Aber wir beschlossen, den Männern nichts davon zu erzählen. Wir fürchteten, daß sie Ursula recht geben könnten. Ich sagte: »Am besten versuchen wir es jetzt, Paul beizubringen, daß er bei Edith Brautvater machen soll. Die Gelegenheit ist günstig, denn er ist sehr zufrieden mit dem Geld, das er für die ersten fetten Lämmer bekommen hat.«
Tony interessierte sich zuerst brennend für den Erfolg, den er mit den Lämmern gehabt hatte. »Wie gut du das gemacht hast, Paul! Jetzt hab’ ich
Weitere Kostenlose Bücher