Truthahn um zwölf
erschrecken könnte, wenn man einmal den Entschluß zu dieser Heirat gefaßt hat. Und das haben Sie doch?«
»Sicherlich! Ich liebe Ted wirklich. Es ist ganz anders als das, was ich in jenen ersten Tagen für Percy empfunden hab’. Ich war damals noch so jung. Diesmal ist es so ruhig und glücklich.«
Das war immerhin ein Segen. Ich war aber erbittert und fragte scharf: »Was ist denn dann so furchtbar?«
»Sie wissen doch, daß der Geistliche fragt, ob jemand einen Hinderungsgrund weiß, und wenn, so soll er sprechen oder für immer schweigen«, und dann machte sie Anstalten, wieder in Tränen auszubrechen.
»Na und? Es ist doch alles in Ordnung. Es gibt keinen Hinderungsgrund. Es wäre etwas anderes, wenn Sie... wenn Sie...« ich wollte nicht sagen: »... wenn Sie wirklich verheiratet gewesen wären«.
Jetzt sprudelte alles heraus, und ich traute meinen Ohren kaum.
»Ich hab’ das komische Gefühl, daß Percy versuchen wird, die Hochzeit zu verhindern. Er selbst war nicht nett zu mir, aber er wurde immer sehr unangenehm, wenn ein anderer Mann mich nur anschaute. Er würde wahnsinnig vor Eifersucht, wenn er wüßte, daß ich Ted heirate, und daß es eine richtige Hochzeit mit allem Drum und Dran ist.«
»Und was macht das? Er kann es überhaupt nicht wissen, und selbst wenn... Er könnte nichts dagegen tun. Außerdem ist er nicht hier. Wahrscheinlich ist er in Südamerika, von dort haben wir das letzte Mal von ihm gehört.«
»Aber — sind Sie wirklich so sicher? Sie wissen, wie gerissen Percy immer gewesen ist. Vielleicht ist er zurückgekommen, ohne daß irgendwer es nur ahnt.«
»Sicher nicht. Er wird nie mehr nach Neuseeland zurückkommen, weil er vor der Polizei Angst hat. Um Himmels willen, Edith, reißen Sie sich zusammen. Ihnen sind nur die Nerven durchgegangen. Freeman ist und bleibt verschwunden. Verschwunden, als sei er tot, was übrigens durchaus möglich ist, nach allem, was wir wissen. Vergessen Sie ihn. Schlagen Sie sich solche dummen Gedanken aus dem Kopf.«
Aber sie schaute immer noch wie eine verschreckte Maus, und sie sagte nur: »Jetzt fühle ich mich besser, Mrs. Russell; Sie sind schrecklich lieb zu mir. Ich weiß, daß es albern ist, aber ich werde mich erst beruhigen, wenn die Stelle im Gottesdienst vorbei ist.«
»Wenn Sie sich aufregen, werden Sie überhaupt keine hübsche Braut sein. Stellen Sie sich nur Tonys Enttäuschungen vor!«
Das wirkte anscheinend. Sie putzte sich entschlossen die Nase und sagte: »Gut, ich werd’ es versuchen, solange nichts passiert«, und da tauchte Tony auf, verschlafen und zerzaust und sehr hübsch, und ich war erleichtert.
»Ist das Wetter nicht wunderbar? Wie auf Bestellung. Alles klappt sicher ganz großartig, Edith. Ich bin froh, daß du daran gedacht hast, die Lockenwickler drinzubehalten, Larry und ich werden dir eine leicht gewellte Frisur machen. Das ist zwar nicht gerade Mode, aber es steht dir sicher glänzend«, und sie ging zum Schrank, um sich eine Tasse zu holen.
Ich ergriff die Gelegenheit, Edith eindringlich zuzuflüstern: »Kein Wort davon zu Tony! Verderben Sie ihr nicht den Spaß!« und ich war erleichtert, als die dumme kleine Frau mit dem Kopf nickte.
Tony schwatzte, als sie sich den Tee einschenkte. »Als ich weg aar, und alle so moderne, schlichte Frisuren hatten, überlegte ich mir, ob ich mir nicht aus meinen Haaren die Locken herausmachen lassen sollte. Aber Daddy war von dieser Idee offensichtlich wenig begeistert.«
»Das bin ich auch nicht«, sagte ich scharf, ich ließ meinen Ärger an Tony aus. »Ich wäre wütend geworden, wenn du beim Heimkommen wie ein Scotch Terrier durch glatte Strähnen geblinzelt hättest. Du weißt gar nicht, was du für ein Glück mit deinen Haaren hast. Ist dein Kleid gebügelt?«
»Kaum. Es ist noch genau so, wie ich es nach dem Ausflug mit Daddy ausgepackt hab’, aber diese neuen Sachen knittern nicht, und außerdem ist es mir egal, wie ich ausseh’.«
»Trotzdem wäre es mir lieber, dein Kleid würde nicht aussehen, als hättest du darin geschlafen«, sagte ich und wünschte, daß Tony das reizende Kleid anziehen könnte, das sie der Braut geschenkt hatte. Das Kleid, das sie jetzt anziehen wollte, war hübsch, aber mit dem anderen nicht zu vergleichen. Aber dann überlegte ich mir, daß sie ja die Braut nicht ausstechen sollte, und wenn Colin Manson sie gar zu bezaubernd fand, dann könnte er von den Ereignissen mitgerissen werden und ihr auf der Stelle einen
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