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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Heiratsantrag machen — wenn er das überhaupt vorhatte. Ich hatte Klatsch über Colin gehört, und da war sicher etwas Wahres dran, aber, wie gesagt, die Stimmung bei Hochzeiten kann ansteckend wirken.
    Larry kam nach dem Frühstück und hatte den sorgfältig in einen Pappkarton verpackten Brautstrauß dabei. Er war wunderschön und sehr schlicht und paßte ausgezeichnet zu dem entzückenden Kleid. Larry hatte vor, Tony zu helfen bei ihren energischen Anstrengungen, die Braut zu verschönern, und ich überließ ihnen das und versuchte, unsere vier Kinder im Auge zu behalten.
    Als die Hochzeit auf den Samstag festgelegt wurde, wegen Tony und Miss Adams, sagten Larry und ich wie aus einem Mund: »O weh, dann müssen die Kinder dabei sein!« Und Tony antwortete strahlend: »Ja, ist das nicht reizend? Es wird lustig sein mit ihnen.«
    Larry und ich merkten, daß wir zustimmen mußten. Aber der Gedanke, daß alle sechs Kinder, unsere vier und Annes zwei, bei der Trauung von Edith und Ted dabei sein würden, ließ uns Böses ahnen. Sie würden sicherlich etwas anstellen, wenn wir sie nicht trennten.
    Larry hatte ihre zwei nun mitgebracht und entschuldigte sich: »Ich konnte nicht anders, Sam ist noch draußen auf der Farm. Ich hab’ ihre Kleidchen für die Hochzeit in diesen Koffer gepackt, also können sie in der Zwischenzeit machen, was sie wollen.«
    Der Meinung war ich nicht, vielleicht würde sich eines ein Bein brechen oder ertrinken, und so machte ich mich ein paarmal auf die Suche nach ihnen, während Larry und Tony die Braut schön machten. Beim ersten Mal holte ich sie von ihren Ponies herunter, die sie gefangen und gesattelt hatten. Das zweite Mal sammelte ich sie vom Stalldach herunter, wo sie eben einen Kriegstanz aufführten, den sie von ihren kleinen Schulfreunden gelernt hatten. Dann glaubte ich, sie spielten Indianer in der alten Hütte, und ließ sie zu lange allein. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um die Katastrophe zu verhindern. Sie hatten sich ein paar Schiffchen aus Rinde gebaut und ließen sie schwimmen — und waren zum einzigen tiefen Tümpel gegangen, strikt verbotenes Gebiet, über dessen Rand sie nun aufgeregt hingen.
    Ich brachte sie zum Haus zurück und schimpfte den ganzen Weg lang. Christopher bemerkte, daß ich heute eine gräßliche Spielverderberin sei, und Christina, seine treue Verbündete, beklagte sich, daß sie eine Hochzeit für einen Spaß gehalten habe, bei dem nicht alles, was man gerne täte, verboten war.
    Als ich zum Haus zurückkam, läutete das Telefon, und ich hörte Ted Stuarts aufgeregte Stimme: »Hallo, Mrs. Russell?«
    Edith mußte mich angesteckt haben, als sie vorhin die Nerven verloren hatte, denn ich befürchtete das Schlimmste. Er war hörbar beunruhigt. Was war passiert? Natürlich war es unmöglich, daß es etwas mit Percy Freeman zu tun hatte, aber trozdem ...
    »Es geht um Trilby, Mrs. Russell.«
    Trilby? Ich forschte in meinem Gedächtnis vergeblich nach einer Trilby. War es möglich, daß diese Frau zu Teds Vergangenheit gehörte? Aber er sah so aus, als hätte er nie eine Vergangenheit gehabt, abgesehen natürlich von seiner höchst ehrbaren und glücklichen Ehe.
    »Wissen Sie, sie hat angefangen, und ich kann sie nicht allein lassen.«
    »Angefangen?« Das war ja schrecklich. Nicht Percy, sondern Trilby würde die Hochzeit vereiteln.
    »Wissen Sie, es sieht so aus, als könnte sie Schwierigkeiten beim Kalben haben, und ...«
    Ich mußte mich sehr zusammennehmen, um nicht vor Erleichterung zu lachen. Trilby war offensichtlich eine Kuh, und sie hatte sich diesen unpassenden Zeitpunkt zum Kalben ausgesucht. Ich murmelte etwas, was hoffentlich mitfühlend und nicht nur albern klang, und er sprach weiter: »Wissen Sie, sie ist meine beste Kuh. Caleb ist ja ein guter Kerl, aber wenn etwas schief geht, wird er nie damit fertig werden, und ...«
    Das klang so verzweifelt, daß ich möglichst freundlich sagte: »Das tut mir leid, Ted. Aber was wollen Sie tun? Es wäre nicht schön, Edith warten zu lassen, meinen Sie nicht auch? Sie würde sich schrecklich aufregen.«
    Denn der Gedanke war für mich  zu entsetzlich, Ediths sowieso schon angegriffene Nerven zu beruhigen, während er Trilby versorgte.
    Er sagte: »Ich weiß, Mrs. Russell. Es ist wirklich nicht schön, aber vielleicht wird sie rechtzeitig fertig. Ich hab’ Mr. Mason angerufen. Er war sehr verständnisvoll und weiß für einen Pfarrer viel über Kühe. Er sagte, wenn das Kalb bis halb elf nicht da

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