Truthahn um zwölf
wäre, sollte ich ihn wieder anrufen, und Sie sollte ich bitten, Edith bei sich zu behalten, bis ich kommen kann.«
Das war alles recht merkwürdig, aber ich lebte schon lange genug auf dem Land, um mir über die Bedeutung von Kühen im klaren zu sein, und so sagte ich: »Also gut, wir müssen eben hoffen, daß sie es vorher schafft. Ich werd’ es Edith beibringen, und Sie können mich anrufen, sobald Sie wissen, wann Sie Trilby allein lassen und in die Kirche kommen können.«
Dann ging ich ins Schlafzimmer, um es Edith zu berichten. Ich begann: »Ted hat gerade angerufen. Es tut ihm furchtbar leid, aber...« So hätte ich nicht anfangen sollen. Es klang schrecklich, Tony schnappte nach Luft, und Larry sah erschreckt auf. Und Edith wandte sich mir vom Spiegel zu und flüsterte: »Ist es... ist es Percy? O Mrs. Russell, ich hab’ gewußt, daß es so kommen würde.«
Ich dachte: »Jetzt wird sie hysterisch!« und sagte scharf: »Blödsinn! Wie können Sie nur so dumm sein, Edith! Es ist nur Trilby.«
Ich hatte keine Zeit für Erklärungen, aber ihr Gesicht hellte sich auf. Offensichtlich wußte sie über Trilby Bescheid, denn sie sagte: »Oh, hat sie angefangen? Armer Ted.«
Larry und Tony schauten völlig verständnislos, waren aber erleichtert über Ediths Ton. Ich sagte zu ihnen: »Trilby ist Teds beste Kuh, und sie kriegt heute Vormittag ein Kalb, und er will sie nicht allein lassen, weil es wahrscheinlich nicht glatt gehen wird. Er kommt vielleicht ein bißchen zu spät.«
Tony ließ sich auf einen Stuhl fallen, und Larry fing zu lachen an, aber die Braut war wieder vollkommen glücklich. Offensichtlich war sie nicht eifersüchtig auf Trilby, denn sie sagte: »Gott sei Dank, daß das alles ist. Nicht, daß Trilby unwichtig wäre, aber einen Moment lang hab’ ich geglaubt...« Dann fing sie meinen drohenden Blick auf, brach plötzlich ab und sagte: »Ted tut mir leid. Er wird sich aufregen«, was ich unerwartet vernünftig und verständnisvoll fand. Edith würde mit Ted und seinen Kühen ausgezeichnet auskommen.
Als Larry und ich später allein waren, sagte sie: »Was war denn eigentlich los? Warum ist Edith so erschrocken? Hat sie gedacht, Ted hätte sie sitzenlassen wollen?«
»Ob du’s glaubst oder nicht — sie hat Angst vor Freeman.«
»Freeman? Aber wieso denn?«
»Ich weiß nicht. Sie übrigens auch nicht. Aber sie glaubt, daß er durch irgendwelche mysteriösen Umstände in dem Moment auftaucht, in dem der Pfarrer sagt: >Sprich jetzt, oder schweige für immer!<«
»Ich hab’ nicht gedacht, daß Edith so ein Gefühl für Dramatik hat. Es ist auch eine aufregende Stelle. Ich hoff’ immer noch, daß einmal plötzlich jemand auf taucht und sagt: >Ich spreche!<, oder was man eben sagen würde.« Dann schämte sie sich. »Natürlich nicht heute. Als ob Freeman das könnte. Edith spinnt ja ein bißchen.«
»Bräute sind oft hysterisch. Sie wird es schon überstehen. Hoffentlich kommt Ted rechtzeitig. Hast du schon jemals gehört, daß ein Bräutigam wegen einer Kuh zu spät gekommen ist?«
»Nicht wegen einer vierbeinigen. Ach, ich würde mich nicht aufregen. Er schafft es bestimmt.«
Und er schaffte es. Kurz vor halb elf rief er an und seine Stimme klang aufgeregt. »Alles in Ordnung, Mrs. Russell. Das Kalb ist da. Eine Tochter! Ziemlich klein, aber es geht ihr gut, und Trilby auch. Ich zieh’ mich jetzt sofort um. Ich komm’ nicht später als elf Uhr. Aber wegen Caleb tut es mir leid. Er will Trilby nicht allein lassen. Tony wird enttäuscht sein. Sie wollte ihn so gerne bei der Hochzeit dabei haben.«
Ich wies ihn nicht darauf hin, daß es immerhin seine und Ediths Hochzeit sei, nicht Tonys. Dann beeilte ich mich, der Braut die gute Nachricht zu überbringen.
Sie war fertig, und der Erfolg von Larrys und Tonys Bemühungen war überraschend. Nichts erinnerte mehr an das verschüchterte Wesen mit den roten Augen, das heute früh am Küchentisch gehockt war und von Percy Freeman geredet hatte, der auftauchen und die Hochzeit verbieten würde. Sie war wie verwandelt. Ich stand einen Augenblick nur da und schaute sie an, bevor ich ihnen erzählte, daß Trilby ihnen den Gefallen getan hatte.
Sie hatten eine sehr hübsche Braut aus ihr gemacht, ihr etwas langweiliges blondes Haar hübsch frisiert und einen Hauch von Rouge auf ihre blassen Wangen getupft. Ihre Augen glänzten vor Aufregung, und sie gefiel sich so gut mit dem dezenten und sorgfältigen Make-up, daß das traurige
Weitere Kostenlose Bücher