Truthahn um zwölf
daran gedacht, aus Ediths Hochzeit ein rauschendes Fest zu machen, wenn du nicht damit angefangen hättest.«
»Aber es war doch wunderschön! Für Ted und Edith war es herrlich. Es geht nichts über einen guten Start und das Gefühl, daß man Erfolg hat. Genau das hat Edith nötig gehabt. Und wenn jetzt diese elenden Rechnungen nicht mehr kämen, wäre alles in Ordnung.«
»Welche Rechnungen? Ich dachte, Edith hätte Freemans Gläubiger abgefunden. Genau genommen war sie für gar nichts verantwortlich.«
»Stimmt, und die meisten waren auch recht entgegenkommend. Alle, außer einer gemeinen Firma. Und noch dazu ist die so reich. Aber ich glaube, jetzt haben sie es aufgegeben. Seit einiger Zeit ist schon kein Brief mehr gekommen. Die arme Edith hat sich wegen dieser Briefe furchtbare Sorgen gemacht. Sie hat mir gesagt, es wäre ihr unerträglich, Ted davon zu erzählen — sie würde sich so schämen. Aber ich glaube, das ist jetzt auch in Ordnung. Und du brauchst mir wegen der Hochzeit nichts vorzuwerfen, Susan. Dir und Larry hat es schließlich auch gefallen, und alles lief großartig.« Dann, mit einem geschickten Themawechsel: »Außer natürlich das mit Ursulas Kleid. Armer Caleb. Sie trafen sich vor kurzem im Supermarkt, und er bat sie, die Reinigung zahlen zu dürfen. Ist das nicht goldig von ihm, wo er so wenig Geld hat?«
»Hoffentlich war Ursula auch goldig?«
»Ich muß schon sagen, sie hat sich sehr anständig benommen; sagte, daß sie nichts davon hören wolle, daß so was bei Parties immer passieren könne, und schloß damit, daß es Mrs. Evans Fehler gewesen sei, weil sie den Teppich dahin gelegt habe. Sie hatte Zeit gehabt, sich wieder zu sammeln und war wieder ganz große Dame, und alles löste sich in Wohlgefallen auf. Aber war das nicht eigenartig, wie sie damals hochging? Ich hätte ihr das nie zugetraut. Nur gut, daß der Colonel nicht im Zimmer war. Er hätte sich für sie geschämt. So was gefällt ihm gar nicht. Ob wohl der eine Zweig der Familie doch nicht ganz so vornehm war? Schließlich wissen wir überhaupt nichts über ihre Mutter.«
Ich sagte, daß ich es nicht für nötig hielte, bei Ursula Ahnenforschung zu betreiben, und daß viele Leute ihre Beherrschung verlieren würden, wenn sie mit Eis überschüttet würden. Aber Tony schüttelte den Kopf.
»Anne nicht, und du und Larry auch nicht. Ich glaub’, Paul war ganz schön schockiert. Ich sah, wie ihm vor Überraschung der Mund offen blieb. Schade, daß Sam und Tim auf der Terrasse waren. Ich hab’ die Nase voll von der Frau«, schloß Tony unnötigerweise.
»Hat das noch tiefere Gründe?«
»Wie sie immer anruft und Bestellungen aufgibt, als wäre sie bei Anne Herr im Haus, und als wäre ich, wie der Colonel sagt, >ein Mädchen aus einer niedrigen Klasse<.«
»Ach, sie meint es nicht so, und du mußt es lernen, was einzustecken. Im Dienst der Allgemeinheit, so ungefähr.«
»Alle bewundern sie sowieso nicht. Nur Paul und die anderen älteren Männer.«
Diese Einordnung meines Mannes schockierte mich etwas, aber Tony fuhr fröhlich fort: »Colin kann sie nicht ausstehen, und Peter Anstruther schwieg verbissen, als sie ihn vor kurzem im Laden überschwenglich begrüßte.«
Das war das erste Mal, daß sie Peter erwähnte, und ich fragte: »Siehst du Peter oft? Wie kommst du mit ihm aus?«
»Sozusagen gar nicht. Er kommt herein, holt sich, was er braucht, wechselt drei höfliche Worte mit mir und zieht wieder ab. Ich kenn’ ihn überhaupt nicht und lege auch keinen gesteigerten Wert darauf. Er ist ziemlich langweilig, ganz anders als Alison«, und sie fuhr fort, über Colin zu reden, den sie offensichtlich gar nicht langweilig fand.
»Wir redeten über das Sportfest, und er meinte, Babette würde sicher gewinnen. Er sagte, Sahib ist zu nervös für ein Rennen. Es ist zwar gemein, Annes Pferd zu wünschen, daß es durchdreht und deshalb verliert, aber ich könnte es einfach nicht ertragen, wenn diese Ursula gewinnen würde.«
Offensichtlich entwickelte Tony einen soliden Haß. Ich wechselte das Thema.
»Du weißt ja, Tony, daß ich Tiere mag, aber Calebs Kater ist ein ekelhaftes Biest. Ich hab’ heute versucht, ihn zu streicheln, und er hat mich kräftig gebissen.«
Tony lachte: »Beweist das nicht Charakter? Er benimmt sich wie ein Hund, ist Caleb ergeben und haßt alle anderen. Wir müssen die Leute warnen, wenn sie hereinkommen, ihn nicht anzurühren. Aber er ist sein ein und alles, und sie hängen sehr
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