Truthahn um zwölf
mit einem so bezaubernden Mädchen zu unterhalten, anstatt zu meinem einsamen Haus und zu meiner schmutzigen Wäsche zurückzukehren«, sagte er in einem Ton, von dem sogar ich zugeben mußte, daß er betörend war. »Also gib mir das, was du für das Beste hältst. Obwohl ja das letzte Mal, als ich deinen Rat befolgte, meine Socken gerade noch groß genug für Micks Dreijährigen waren.«
»Eigene Dummheit, wenn du sie auskochst.«
»Aber es hatte auch seine Vorteile. Das Taschentuch, das ich mitkochte, nahm ein ganz reizendes Grau an. Ich werd’ es so in die Tasche meines grauen Anzugs stecken, daß es ein wenig heraussteht.«
Sie hatten ihren Spaß miteinander, und man konnte seinen Charme nicht leugnen. Larry warf mir einen kurzen Blick zu und sagte dann laut: »Ich unterbreche diese familiäre Diskussion zwar sehr ungern, aber wir fahren heim, Tony. Meinst du, daß ich schnell einen Blick in den Schuppen werfen kann und schauen, was Caleb vorhat?«
»Hat keinen Zweck. Ich hab’ versucht, es herauszubringen, aber er redet nicht darüber, es muß ein großes Geheimnis sein. Jetzt ist er sowieso nicht dort. Er tut nie seine eigene Arbeit in Tantchens Zeit. Wahrscheinlich bleibt er dort, bis es dunkel wird und weckt uns morgen früh wieder mit dem Gehämmere.«
Colin wandte seinen Charme Larry zu: »Wie geht die Dressur? Ich hab’ gehört, daß der Colonel einen großartigen Pokal für den Holzhackwettbewerb stiftet. Vermutlich wird Babette alle Preise bei den Pferdewettbewerben gewinnen?«
»Ach, nie. Ich mach’ mit ihr nur bei zweien oder dreien mit. Sie ist noch nicht gut genug geschult. Sie scheint zwar ausgesprochen ruhig zu sein, aber man weiß ja nie genau, wie ein Pferd auf Lärm und eine Menschenmenge reagiert.«
Colin antwortete sofort: »Warum probieren Sie es nicht aus? Ich komme und mache einen Lärm, um den mich jede Menschenmenge beneidet«, und bevor ich eigentlich wußte, wie es geschah, war schon ausgemacht, daß Colin Tony am Freitag Abend heimbringen und bei uns übernachten würde, und am nächsten Morgen würde er sich nach Kräften bemühen, Babettes Nerven zu testen.
Auf der Heimfahrt konnte ich mich nicht zurückhalten, zu Larry zu sagen: »Wirklich, dieser junge Mann hat Nerven. Er und Tony scheinen ja mächtig befreundet zu sein.«
»Nimm dich zusammen, Susan. Waschpulver ist kein romantisches Gesprächsthema, und Tony ist zu allen nett. Als ich das letzte Mal herunten war, verhandelte sie gerade ernsthaft mit Peter Anstruther über Ölsardinen.«
Das tröstete mich. Tony hatte nicht mehr von Peter gesprochen seit dem Tag, an dem er sie mit Tränen in den Augen im Garten gefunden hatte.
Ich konnte mir nicht vorstellen, daß er sich wirklich brennend für Ölsardinen interessierte. Vielleicht freundeten sie sich an. Es wäre nett, wenn... Hier beherzigte ich Larrys Rat und nahm mich zusammen.
Sie fuhr fort: »Du mußt dich einfach damit abfinden, daß Tony mit allen recht vertraulich umgeht, und daß das meistens überhaupt nichts bedeutet. Ganz klar, daß so ein hübsches Mädchen viele Verehrer hat. Sie kennt wirklich genug andere, also beruhige dich.«
Ich war Colin Manson gegenüber eben voreingenommen. Mir gefielen die Geschichten nicht, die ich über seine Flirts gehört hatte. Außerdem fiel es mir schwer zu glauben, daß bei Tony die Sache tatsächlich so oberflächlich war, wie man aus ihrem Benehmen schließen konnte. Auf jeden Fall war er ein charmanter Gast, und Paul mochte ihn.
»O ja«, sagte ich gehässig, »er weiß genau, wie er mit den Leuten umgehen muß. Gute-Nacht-Geschichten für Patience, ein bißchen Kricket mit Christopher, viel kluges Geschwätz über Schafe für dich, und abtrocknen für mich. Der ideale Gast.«
Paul sagte: »Was ist denn in dich gefahren? Ich muß schon sagen, du bist schwer zufriedenzustellen. Vor kurzem hast du dich beklagt, daß Peter so wenig aus sich heraus geht. Colin tut es — und er ist dir wieder nicht recht. Der ist schon in Ordnung. Gerede? Natürlich gibt es hier in der Gegend Gerede über einen gut aussehenden Junggesellen. Es ist mal eine nette Abwechslung, einen Gast zu haben, der sich für alles interessiert.«
»Besonders für Tony«, sagte ich unbedacht, und Paul setzte eine Duldermiene auf.
»Komm, sei vernünftig. Du stellst dich doch sonst nicht so an! Dich reiben die Weihnachtsvorbereitungen auf. Ein Jammer, daß wir dieses Jahr alle anderen einladen müssen, aber du sollst dich deshalb nicht
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