Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
eingeladen und bekam diesmal von George Bush eine Auszeichnung für seine Verdienste gegen Gewalt und Alkohol und für seine Hilfe für die Kinder dieser Welt.
Es war eine grandiose Zeit. Eine Zeit, die seine kühnsten Träume wahrmachte. Er liebte Neverland, lud alle drei Wochen sozial und gesundheitlich benachteiligte Kinder auf seine Ranch ein und bescherte ihnen einen wunder-vollen Tag. Immer ging er zuerst auf die dicksten, unansehnlichsten und schüchternsten zu. Auf diejenigen, deren Verhalten ausdrückte, dass sie Zuneigung nicht gewohnt waren. Um diese kümmerte er sich am meisten, gab ihnen das Gefühl, genauso viel wert zu sein wie all die anderen. Er hatte immer Kinder als Gäste auf Neverland, tobte mit ihnen herum, aß Eis und Candys und war dann nichts weiter als eines von ihnen. Neverland verwandelte alle. Es war einfach zauberhaft. Und war Michael mit Kindern zusammen, konnte er loslassen, weil sie ihn nicht auf seinen Schulabschluss, die Zahl der Millionen, die er verdiente oder die Kunstwerke, die er im Haus hatte, reduzierten. Freude und Heiterkeit war das Grundmuster der meisten Kinder. Ihr Spieleinsatz war Phantasie, mit der sie Märchen und Geschichten erfanden. Sie waren mit so wenigen Dingen glücklich und wenn ein Kind glücklich war, dann summte und sang es. Das war Gott in seiner reinsten Form. Michael liebte das.
Und wenn sie abends gegangen waren, lag ihr Lachen und ihr Jubel noch in der Luft und er wandelte auf den Wegen, saß auf seinem Givingtree und sog diese Atmosphäre mit allen Sinnen ein. Mühelos glitt er in diesen Fluss positiver Energie und wandelte sie um in Melodien und Rhythmen.
***
„Mike“, sagte sein Manager, „Du bist doch der Erste, der versteht, wie die Presse tickt...wenn du berühmt bleiben willst, musst du auffallen...mit irgendwas.“
„Aber das kann ich mit meiner Musik... mit dem, was ich tue... gib ihnen Infos über die Kinderprojekte...“
„Das wäre kontraproduktiv...das mit den Kindern...Mann, hier ist Amerika! Ich meine...lass dich mal mit heißen Weibern sehen! Wir brauchen was Handfestes... sonst wird das einschläfernd für die Medien... du musst sie füttern... musst ihnen Leckerbissen hinwerfen...du bist zu sauber! Du weißt ja noch nicht einmal, was ein Schwips ist! Sie werden über alle möglichen Leute schreiben, nur nicht über dich...weil du langweilig bist... glaub mir... das Geschäft funktioniert so nicht!“
Michael wurde blass. Er wusste, dass viele in der Welt Hollywoods verzweifelt versuchten, in den Schlagzeilen zu bleiben. Er sah seinen Erfolg als Beweis dafür, auf dem richtigen Weg zu sein. Und so war es wichtig, erfolgreich zu bleiben. Es war wichtig, dass über einen berichtet wurde und zweitrangig, was. Warum musste es etwas Skandalöses sein, damit die Menschen darauf reagierten? Solche Diskussionen hörte er in letzter Zeit häufiger und sie behagten ihm gar nicht.
Aber er war lange genug im Business, um zu wissen, dass es leider wahr war. Jeder Star kreierte sich das Image, das er oder seine Agenten für sinnvoll hielten – und befeuerten es dann mit Hilfe der Presse.
„Das Geschäft läuft so“, erklärte man ihm, „du kreierst einen Skandal und dann rufst du die Paparazzi an, damit sie wissen, wo sie hinmüssen und gleich auch die Kamera richtig einstellen können. Dann berichten die das, worüber du wolltest, dass sie berichten. Fertig.“
Mit gemischten Gefühlen hörte Michael zu. „Aber sie schreiben immer, was sie wollen, nicht, was du willst“, erwiderte er.
„Weil du ihnen nichts gibst! Mike, du bist DER Gigant am Musikhimmel... und verweigerst Interviews! Du hast seit 1978 mit keinem Reporter mehr gesprochen! Wie stellst du dir das vor?“
„Aber...sie drehen einem das Wort im Mund herum...!“
„Mike“, sagte sein Manager und sah ihn intensiv an, „das war vor Thriller. Jetzt bist du wer. Sie schreiben, was du willst. Probier’s aus.“
Michaels Augen fingen unwillkürlich an zu glitzern. Der Schalk kam in ihm hoch. Er dachte an die motown-Instruktionen im Umgang mit Medien zurück: Sag das nicht, sag dies nicht. Sei vage, lass nie Persönliches raus. Antworte dies und jenes. Und jetzt durfte er sagen, was er wollte? Und die Leute da draußen würden es glauben? Der Gedanke gefiel ihm außerordentlich. Er fing an zu kichern, als er an all den Unsinn dachte, den man der Presse auftischen konnte. Der PR-Mensch beobachtete ihn und erkannte seinen Einsatz:
„Welches Image würdest du dir
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