Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
denn gerne aufbauen, Mike?“, fragte er und klickte damit auf Michaels Fantasy-Kanal. Sofort fingen dessen Augen an zu leuchten und er hing in Visionen und Vorstellungen, die ihn faszinierten. Er sah das Buch von Barnum vor sich, den Mann, der sich eine eigene Welt in dieser Welt geschaffen hatte, eine Luftblase, in der er nach seinen Vorstellungen leben konnte, der seiner Phantasie freien Lauf gelassen und sich selbstverwirklicht hatte...und er sah auf einmal eine Möglichkeit, wirklich eine bessere Welt zu schaffen...indem er das vorlebte, was er für lebenswert hielt.
„Okay“, sagte er enthusiastisch, „okay...ich denke an...eine Welt, in der Kinder etwas zu sagen haben ... jemandem, der Kindern eine Stimme gibt...der...ja...genau! Wir schaffen einen Childrens-Day! Wir zeigen, wofür Talente und Geld genutzt werden können...“ er verlor sich in seinen Ausführungen. Es war die Ideologie einer heilen Welt ohne Krieg und Armut, in der ein Kinderblick einen Panzer aufhalten konnte, und er meinte jede Silbe ernst.
Seine Manager sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Yeah, Mike, alles gut...“, sagte schließlich einer, „aber wir brauchen einen Knallpunkt...etwas Verrücktes...verstehst du?“
„Schreibt doch, dass ich die Knochen des Elefantenmannes kaufen will“, kicherte Michael und lachte sich schief bei der Vorstellung, dass jemand das glauben würde. Und neben dem Schalk stand auch der berechnende Gedanke, damit der Presse erstens eins auswischen und ihr zweitens seine Macht beweisen zu können. Er war Michael Jackson! Er hatte allen gezeigt, was er drauf hatte!
Wieder sahen sich seine Berater und Agenten an. Einige zuckten mit den Schulten. „Warum nicht?“, sagten sie.
„Ja!“, rief Michael mit glänzenden Augen, „und ihr meint, das zieht?“
„Und wie, Mike“, antworteten sie, „du wirst schon sehen – das zieht.”
Es zog. Es wurde der ultimative Schuss nach hinten. Als die Schlagzeilen um die Welt gingen, als Michael erkannte, wie Recht seine Manager hatten und wirklich jeder diese Geschichte druckte, als er mitbekam, wie schnell sich das Gerücht verbreitete und wochenlang in den Medien von nichts anderem die Rede war, war er zuerst positiv beeindruckt, dann betroffen und schließlich entsetzt. Ein anderes, absichtlich erzeugtes Gerücht, das entstand, als man der Presse ein Foto von Michael in einer Sauerstoffkammer zukommen ließ, verfolgte ihn ebenso sein Leben lang.
Was aus Spaß und Gegenwehr anfing, wurde zu einem Ernst, der Michael mit den Jahren schwer belastete. Das Gerücht mit dem Kauf der Knochen war für ihn noch nicht einmal so abwegig gewesen, er hatte tatsächlich kurz mit dem Gedanken gespielt. Er identifizierte sich nicht mit dem Elefantenmenschen, wohl aber mit dessen Traurigkeit und vielleicht ahnte er, dass er und dieser Sonderling mehr gemeinsam hatten, als ihm lieb war. Zu dieser Zeit jedoch war der wesentliche Kick zu dieser Medienente, der tief vergrabene, irrationale Wunsch, dass die Leute den Hintergrund dieses möglichen Kaufgesuches erkennen würden: Das Verständnis für einen Menschen, der niemandem etwas Böses tat, der ein großes Herz hatte und doch nur Liebe wollte. Vielleicht hätten sie Eins und Eins zusammen gezählt und ihn besser verstanden? Es war eine unausgesprochene, kaum wahrnehmbare Regung in ihm, die da durchbrach und mit der er im Prinzip etwas sehr Intimes offenbarte.
Mit der Sauerstoffkammer sah es genauso aus. Es war ein bisschen Wahrheit, ein bisschen Spinnerei und der Rest war Presse-Intrige.
Auch sein Film „Moonwalker“ wurde ein Desaster. Verfolgte man den Streifen unter der Prämisse von Michaels Charakter war schnell klar, dass er auf kindliche Weise um Verständnis für sich warb, dass er, der als gerissener Geschäftsmann bekannt war und auch als solcher agierte, hier den Spagat versuchte, den Menschen sein wahres Ich zu zeigen, den abgrundtief guten Michael, der gegen das Böse kämpfte. Das Missverständnis war: Michael war ein guter Mensch. Aber er wollte es beweisen. Und weil er das so betonte, wurde es zur Farce, die ihm niemand abnehmen wollte.
Betroffen las er, was die Medien aus all dem machten. Ein neues Image war geboren: Er war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr nur Michael Jackson, nicht mehr nur der King of Pop, er wurde zu Wacko Jacko, dem durchgeknallten Exzentriker, dem der Erfolg in den Kopf gestiegen war.
Diese Gerüchte verfolgten Michael ein Leben lang und es gab keine Möglichkeit, sich
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