Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
davon zu befreien. Sooft er auch beteuerte, sie seien nicht wahr. Selbst als in seiner Biografie explizit zu lesen war, wie die Gerüchte zustande gekommen waren, verließen sie ihn nicht. Auch als er öffentlich davon Abstand nahm, blieb die Presse hartnäckig dabei. Wie bei keinem anderen sonst.
Der alte Käse tauchte immer dann auf, wenn er es rein gar nicht gebrauchen konnte. Die Gerüchte schienen die Grundlage für einen noch nicht absehbaren Grundriss zu sein, die Basis für ein teuflisches Spiel.
Selbst Monate danach berichtete kaum ein Medium in Amerika von seiner Musik. Jeder redete nur über Sauerstoffkammern und Elefantenmenschen.
Er beschwerte sich bei seinen PR-Leuten: „Wozu hab ich euch, wenn ihr nicht wisst, wann der Schuss nach hinten losgeht?“, wütete er. „Das war das letzte Mal, dass ich mich auf so was eingelassen habe!“
„Ach, komm schon, Mike, die beruhigen sich wieder“, war die Antwort. „Sieh doch, in wie vielen Zeitungen du bist! In wirklich JEDER! Selbst die seriösen Blätter, die sonst nur Nachrichten bringen, haben dich drin!“
„Trotzdem“, beharrte Michael mit zusammen gebissenen Zähnen. „Sie handeln mich als Psycho! Es war ein schlechter Rat. Ich hätte auf meinen Instinkt hören sollen – ich will mit Positivem in die Zeitung kommen, nicht mit so einem Müll.”
Nüchtern betrachtet: Was wäre schon dabei gewesen, wenn er die Knochen hätte kaufen wollen? Wie viele Menschen sammeln sinnfreie Dinge - und niemand nimmt Anstoß daran? Und die Sauerstoffkammer? Alle Menschen sind interessiert, gesund zu bleiben und länger zu leben. Was also war an Sauerstoff so falsch – abgesehen davon, dass der Kasten, in dem Michael fotografiert worden war, so unbequem aussah, dass jeder Mensch mit dem IQ einer Banane sich hätte denken können, dass dieser schwerlich als Schlafgelegenheit geeignet war.
Aber dass es keiner nüchtern betrachtete, dafür sorgte die Presse, die die immer gleichen Nachrichten als Skandal verkaufte. Und die Masse der Menschen fragte nicht nach. Sie schluckten, was ihnen serviert wurde.
In Michael erweckten diese Headlines nicht nur Besorgnis, sie fühlten sich an wie ein Tiefseebohrer in seinem Magen. Ein indifferentes Gefühl kroch aus dem entstehenden Leck. Er begann misstrauisch zu werden, was seine Manager anging. Aber er musste sich doch auf sie verlassen können! Es war unmöglich, diesen ganzen Apparat selbst zu steuern. Dennoch konnte er sich gegen die Ahnung nicht wehren, dass einige der Seemannsgarne, die an die Presse gelangten, in seinem eigenen Lager gesponnen wurden. Es war ein ungutes Gefühl, aber noch glaubte er daran, dass die Gerüchte früher oder später im Sand verlaufen würden. Er gab ihnen ja keine Nahrung mehr...und die Presse berichtete doch immer nur über die neuesten Skandale... früher oder später würde dieser Mist in Vergessenheit geraten, davon war er überzeugt.
Seufzend ging Michael zur Tagesordnung über. Er hatte noch viel vor.
Er absolvierte ein Konzert nach dem anderen, einen Event nach dem anderen und war oft monatelang von zuhause weg. Eine Welttournee bedeutete oft zwei Jahre lange Vorbereitungen. Fußballstadien musste gebucht werden, um die Zuschauermenge zu fassen, die er anzog, zig LKWs voller Equipment, die diffizilen Sicherheitsvorkehrungen, die Spiele mit Presse und Hotels und Belagerungen, wohin auch immer er ging. Die überflüssigen Erwachsenenspiele, die er um ein Konzert herum mitmachen musste: einen goldenen Schlüssel hier überreicht, Eintragung in das Gästebuch der Stadt dort, Bürgermeister, die nicht wirklich wussten, was sie zu ihm sagen sollten und für die auch Michael wenig Worte fand. Erwachsene, wohin das Auge nur sah. Michael hatte beizeiten begonnen, Kinder mit auf seine Tour zu nehmen, wenn es möglich war. Dann bezahlte er für deren Eltern eben alles mit – von jedem notwendigen Extra, bis hin zu den 5 Sterne-Hotelzimmern und anderen Amusements, die seine Gäste nutzen wollten. Es kam nicht selten vor, dass Michael, diesen Leuten, aus Dankbarkeit, dass sie ihn begleiteten, eine Kreditkarte in die Hand drückte. Er war großzügig bis zum Anschlag.
Michael war umringt von Menschen, wenn er in eine seiner riesigen Stretchlimousinen stieg, umringt von Menschen, wo immer er hinein oder hinaus musste, umringt, egal wo er war - bis er wie ein Gefangener in sein Zimmer gebracht wurde, wo er saß wie ein Affe, der nur für die öffentliche Vorführung seiner selbst wieder
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