Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
wollen, so wie dieser mit der ihm eigenen wunderbaren Kombination aus Tiefe und Humor Michaels Dramen in heitere Anekdoten verwandelte. Ihre Verbindung wurde in diesen Monaten enger und enger. Ein warmes Gefühl bemächtigte sich Michaels, wenn er an Jordy dachte. Der Junge war wirklich etwas Besonderes. Und das, was er in erster Linie für ihn fühlte, war Liebe und Dankbarkeit. Für seine Freundschaft.
Die Kerzen in den Laternen waren schon heruntergebrannt, ihr Licht nicht mehr so hell. Die Grillen zirpten in der warmen Nacht, aber Michael fror. Ich gab ihm eine zweite Decke, die er um sich schlang. Im Schatten der Nacht wirkte er wie ein Eremit, eins mit seiner Umgebung. Mir war, als ob er seine Geschichte, nicht nur mir, sondern auch dem Himmel, dem Universum erzählte, die ewige Frage im Hintergrund: Warum? Warum musste es so kommen? Warum musste sich etwas so Schönes in etwas so Hässliches verwandeln?
„Es war, als ob ich Jordy schon ewig kannte, als ob ich einen lang Vermissten endlich wieder gefunden hätte“, erzählte Mike und seine Stimme war sehr leise. „Es war wie ein Heimkommen für mich… eine so...uralte Verbindung zwischen uns, unerklärbar. Und Jordy schien ebenso zu fühlen. Er vermittelte mir, wie niemand sonst vorher, dass er da war. Dass er für mich da war. Zum ersten Mal in meinem Leben…“, er stockte, als ihm bewusst war, was er sagen wollte und er schwieg für etliche Sekunden. Schließlich flüsterte er so leise, dass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen:
„Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, einen Freund, einen wirklichen Freund gefunden zu haben. Einen echten Freund...“
Und jede Woche, inmitten all der Verpflichtungen, Rehearsals und Auftritte freute er sich darauf, diesen Freund anrufen zu können. Er war aufgeregt, es war wie Schmetterlinge im Bauch. Und er konnte es kaum erwarten, ihn bei sich zu haben, auf Neverland, ihm alles zu zeigen, was er liebte. Dort, wo jeder so sein durfte, wie er war, dort, wo Kinder Rechte hatten.
***
Nachdem Michael den europäischen Part der Welttour hinter sich gebracht hatte, war er ab Februar ‘93 für eine Verschnaufpause zuhause.
Er lud June, Lily und Jordy zu einem Wochenende nach Neverland ein. Als der Anruf kam, war die Familie Chandler-Schwartz aus dem Häuschen. Ein ganzes Wochenende im sagenumwobenen Peter-Pan-Land! June freute sich wie verrückt: Sie hatte eine Eintrittskarte in die glamouröse Welt von Michael Jackson!
Wieder wurde Evan von June darüber informiert. Evan war fast aufgewühlter als der betroffene Rest der Familie und fühlte sich gleichzeitig ausgeschlossen. Er war natürlich nicht eingeladen worden.
Er war auch nur der Exmann.
June, Lily und Jordy erreichten Neverland und wurden vom überaus entgegenkommenden Personal herzlich begrüßt. Man brachte sie in ihre Unterkunft, die Gästesuiten, in denen schon hochkarätige Celebrities übernachtet hatten, bestaunten, während sie im Golfcart dorthin fuhren, die idyllische Landschaft, die so wundervoll angelegten Beete, Blumen, Büsche, die uralten Bäume und waren, wie so viele, sofort verzaubert. Es herrschte eine so eigene Atmosphäre auf Neverland, es war eine so heile, kindliche, freudige Welt, die die Schönheit der Natur hervorhob und Lust auf Herumtollen, Spielen und Genießen machte. Von Beginn an waren die drei fasziniert und bekamen vor Staunen den Mund nicht mehr zu.
Danach wurden sie ins Haupthaus gebracht, ins Wohnzimmer, wo sie einen halben Meter tief ins Polster sanken und auf Michael warteten. Der kam bald darauf kichernd mit einem Tablett voller Drinks und entschuldigte sich witzelnd, er hätte Schwierigkeiten gehabt, die Küche zu finden, weil er so lange von zuhause fort gewesen sei.
Alle lachten, das Eis war schnell gebrochen und Michael zeigte ihnen einen ganzen Tag lang Neverland mit all seinen Annehmlichkeiten und Amusements. Das Wetter war traumhaft, die Kinder tollten herum, sie fuhren Autoscooter und Karussell, besuchten den Zoo, gingen schwimmen - es war besser, als sie sich das jemals erträumt hatten.
Am nächsten Tag fuhr Michael mit ihnen zu Toys ’R’ us und eröffnete den Kindern, sie dürften haben, was sie wollten. Der Ladenbesitzer schloss das Geschäft für die Zeit, in der Michael mit den Chandlers anwesend war, und June beobachtete, wie ihre Kinder drei Einkaufswägen voll mit Spielzeug im Wert von mehreren tausend Dollar vollpackten. Michael zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er ließ von seinen
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