Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
gewaltigen Verdichtung von Energie und der gleichzeitigen Scheu vor ihrer Vergeudung. Ihm war, als ob sein menschlicher Körper diesem extremen Austausch gar nicht gewachsen wäre, dieser Macht, die sein ganzes Sein hochriss ins Universum, in einen unaussprechlichen Zustand, der ihn den Körper als Begrenzung und Mittler zugleich erfahren ließ.
Die Bühne war ein magischer Ort. Die Spannung unmittelbar vor dem Auftritt aufheizend, elektrisierend. Alles wummert, alles vibriert, steht unter Spannung. Die Atmosphäre ist aufgeladen, mächtig, umfasst alles, das gesamte Universum.
Michael hat gerade die Kinder verabschiedet, die zu Heal the World, der Schlussnummer, mit ihm auf der Bühne sein werden. Ihre Augen leuchten, so rein, so unschuldig, so klar, so ehrlich. Er ist erfüllt von dieser Energie, erfüllt von etwas, das viel größer ist als er. Das ist die Energie, die er braucht, um die Anstrengung durchzustehen. Sie ist seine Öffnung, sein Eintauchen in die Quelle.
Die Verstärker brummen, die Menge schreit, brüllt, brüllt seinen Namen, er hört sie skandieren... er ist ihnen eine perfekte Show schuldig... er hat ihnen alles zu verdanken... das sind die Menschen, die zu ihm stehen, die ihm ihre Liebe uneingeschränkt entgegen bringen. Sie sind sein Rückgrat, sein Halt, sein Alles. Eine Kraft, das spürt er, die ihn nährt. Bereits hinter der Bühne, in seinem Umkleideraum, geht er in Interaktion mit diesen Menschen da draußen, fängt er die Schwingung ein, die eine enge Verbindung schafft, ein Band, das sich knüpft und mit jeder Sekunde stärker und stärker wird...es ist wie eine Stromleitung - er lädt sich auf, bis zum Anschlag. Ungeheure Energie wird frei, eine Welle schwappt über von ihm zum Publikum, auf die Musiker, Tänzer, Sänger, Mitwirkenden... alle sind magnetisiert, infiziert, auf Hochspannung.
Karen schaut Mike immer wieder prüfend an, das Makeup sitzt, der Mann mit den Kostümen hält ihm das erste Outfit hin, Mike ist leicht übel und er sinkt in sich hinein, horcht in sein Herz, geht auf Konzentration, sinkt noch tiefer. Und dann... findet er den Punkt...er wird ruhig. Er ist im Zentrum des Sturms. Er schließt die Augen, er hört das Schreien der Masse, es verschwimmt zu einer Frequenz, ist wie ein Herzrhythmus... sein Herzrhythmus, das Herz der Fans ... bumm-bumm, bumm-bumm... es ist alles eins... es ist ein einziges Herz, das schlägt...es ist, als ob gleich etwas Neues entsteht... eine Geburt...das sind die Wehen, das ist das schmerzhafte Ziehen davor, das gleich etwas Wunderschönes hervorbringen wird.
Er spürt, wie er aufsteht, spürt die Beine sich bewegen, geht in die Startposition, steht auf dem Katapult unter der Bühne, setzt die Sonnenbrille auf... schließt die Augen, die Konzentration ist auf dem Gipfel. Er ist ein Punkt reiner, komprimierter Energie...spürt, wie etwas sein Herz anschwellen lässt, sich über seinen gesamten Körper ausbreitet wie eine leuchtende Substanz, wie Licht, dass sich von innen her ausdehnt, über die Grenzen des Körpers hinausgeht und alles, alles erhellt...bumm-bumm...bumm-bumm...das Pulsieren der Sterne, überlaut, allgegenwärtig.
Die Schreie werden lauter, die Luken geöffnet, Michaels Inneres ist vollkommen erfüllt, er hat keinen einzigen Gedanken im Kopf, er ist nur voll, voll, voll von dem, was er gleich geben kann, geben darf. In ihm beginnt etwas, zu jubilieren, er merkt, wie die Energie in ihm hochsteigt, immer höher, immer höher, sie ist kurz vorm Ausbruch. In diesem Moment schießt ihn das Katapult nach oben und alles, alles strömt heraus in diese Menge, die frenetisch aufschreit, ihn begrüßt und er fühlt, wie es fließt, wie es flutet ... die Liebe für diese Menschen, sein Herz, seine Energie... wie all das mit Wucht zu ihm zurück brandet und die Bühne, die Fans, der Himmel über ihm in einer gewaltigen Explosion zu einem einzigem Energiefeld verschmilzt.
Nach diesen Erlebnissen konnte Michael nicht schlafen. Und manchmal fragte er sich, ob es wirklich nur das Adrenalin war, das ihn so wach hielt. Dieser Energieaustausch mit dieser riesigen Masse an Menschen, dieser Austausch an Emotionen...er hatte manchmal das Empfinden, fliegen zu können, abheben zu wollen, seinen Körper zu verlassen... doch irgendetwas hielt ihn... irgendetwas ließ nicht zu, dass dies geschah... und oft fiel er dann in das genaue Gegenteil: in Gefühle der Einsamkeit und Schwermut – wenn das Loch sich öffnete und ihn
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