Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
mir, dass du das nicht mehr tust und damit basta!“
Aber sie sagte kein Wort zu Michael.
„Mann, ich sag dir, meine Mom ist so was von sauer auf uns“, erzählte Jordy in einer ruhigen Minute.
„Sauer? Auf uns? Weswegen denn?“, fragte Michael.
„Weil ich die Nacht bei dir war – sie ist echt ausgeflippt.“
Michael bekam ein widerliches Gefühl in der Magengegend. Was spann sich denn June da zusammen? Nach all der Zeit? Er konnte es nicht ertragen, wenn jemand schlecht über ihn dachte und so rannte er sofort zu ihr.
„June!“, rief er. „Wie kannst du nur so misstrauisch sein! Was ist falsch daran, dass Jordy bei mir schläft?“
June war einigermaßen perplex. Michael stand vor ihr, völlig außer sich, ein erwachsener Mann, der sie mit entgeisterten Augen ansah... wie ein Kind, dem etwas Schreckliches unterstellt worden war.
„Ich kann nicht glauben, dass du so über mich denkst, June“, sagte Michael mit weinerlicher Stimme. „Ich dachte, ihr seid meine Familie, ihr seid diejenigen, denen ich vertrauen kann und die mir vertrauen... die...“
Er brach vollends in Tränen aus und June fand sich in der Situation wieder, einen 34-jährigen, weinenden Mann im Arm zu haben, den sie tröstete und versicherte, dass sie nicht schlecht über ihn denke, dass es aber ein unangemessenes Verhalten sei und andere das falsch interpretieren könnten. Davor wolle sie ihn und Jordy schützen.
„Da siehst du’s“, schniefte Michael und wischte sich die Augen. „So ist die Welt, so sind die Erwachsenen. Sie denken nur dreckig und gemein, sie können gar nichts anderes mehr empfinden. Und wenn mal etwas Unschuldiges vor ihren Augen auftaucht, ziehen sie es runter, damit alles so ist, wie sie behaupten.“
June wusste nichts darauf zu sagen. Irgendetwas in ihr sagte ihr, dass Michael mit seinen Gedanken so unrecht nicht hatte, und eine andere Seite warnte sie und appellierte an ihre Vernunft.
„Jordy und ihr seid das Beste, was mir je passiert ist“, weinte Michael und sah June aus seinen riesigen, schwarz verschmierten Augen an. „Jordy hatte Angst und ich wollte ihn nicht allein lassen. Du hättest ihn auch nicht allein gelassen! Du musst mir das glauben!“
„Ich glaube dir“, sagte June mühsam und tätschelte Michael den Rücken. In ihr waren sehr widersprüchliche Gefühle. Sie begrüßte es, dass Michael sie als seine Familie ansah. Aber sie erkannte auch – mit allen Konsequenzen – dass nicht der Mann, sondern das Kind in ihm überwog und er somit vorwiegend an ihrem Sohn interessiert zu sein schien...was Enttäuschung in ihr auslöste.
K aum waren sie aus Las Vegas zurück, machte Michael der gesamten Familie das Angebot für volle fünf Tage zu ihm zu kommen. Fünf Tage, in denen Jordy jede Nacht bei Michael schlief, während June und Lily in den Gästehäusern blieben. Fünf Tage, in denen viele Kinder zu Gast auf der Ranch waren und den ganzen Tag Hulligulli gemacht wurde. Jordy machte sich oft über Mike in einer so schnoddrigen Art und Weise lustig, dass dieser vor Lachen mit den Fäusten auf den Boden trommelte. Die Freundschaft zwischen den beiden vertiefte sich immer mehr. Ihre Gespräche flossen dahin wie ein junger Bachlauf, erfrischend und spritzig. Ausgelassen tobten sie mit all den anderen herum, aber man sah sie auch oft allein, in ernste Unterhaltungen vertieft. Von Zeit zu Zeit entdeckte June die beiden am See auf einer Bank. Michael, mit angewinkelten Knien wie ein Teenager, während Jordy im Schneidersitz daneben saß. Manchmal wirkte Jordy älter als Michael, manchmal war es umgekehrt. Die beiden verband eine wirklich innige Freundschaft und das Verhalten der beiden gab June keinen Grund, sich Gedanken zu machen.
Was die Übernachtungen anging: Da war Jordy mit Michael nicht allein. Viele Kinder schliefen bei ihm. Jungs wie Mädchen, alle wollten zu Michael. Und waren sie bei ihm, wollte keiner von ihm lassen. Und das hing nicht nur damit zusammen dass er Michael Jackson war, denn Kindern war der Promistatus nach kurzer Zeit ziemlich egal. Sie wollten spielen und das tat Michael mit einer nicht zu überbietenden Hingabe.
Sie veranstalteten Kissenschlachten und Pyjamapartys, schauten Filme oder ließen sich Märchen erzählen. Michael saß dann inmitten der Kinderschar – das pure Glück im Gesicht. Er sah sofort, wenn es einem der Kinder nicht gut ging oder wenn eines krank war, oft bevor es dem Kind selbst bewusst war. Er war unendlich fürsorglich. Nein, wegen der
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