Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
oder seinem Ruhm her war. Sie hatte jede Menge Verehrer und sie war verheiratet: Lisa Marie Presley.
Michael fand sie in jeder Hinsicht atemberaubend und nach diesem Abend verging keine Woche, in der er sie nicht anrief.
So durchlief er mehrere Entwicklungen gleichzeitig: Mit Jordy, die einer Jungensfreundschaft hin zum Erwachsenwerden, mit Lisa die der ersten Liebe, mit Debbie die ungezwungene Kumpanei und mit der Familie Chandler lernte er das Leben einer typisch amerikanischen Patchworkfamilie kennen.
Es folgten rasante, ereignisreiche, glückliche Tage. Michael lud die Familie Chandler zu sich ein, oder er war Gast bei ihnen zu Hause und genoss es inmitten einer richtigen Familie zu sitzen, mit ihnen zu Abend zu essen, alltägliche Dinge zu tun, wie das Haus sauber zu machen. Es war ein Stück Normalität, das so prickelnd für Michael war wie für Normalos eine Woche Celebrity-Leben. Jordy war für ihn wie ein Bruder, ein Freund und ein Sohn...alles gleichzeitig. Er war einer der Ersten, dem er seine Ideen, seine Vision von einer heilen Welt offenbarte, der Möglichkeit, an das Gute zu glauben und es zu leben. Jordy war sein Mitstreiter. Wie Ritter Artus und Lancelot. Und Michael war so oft Gast bei den Chandler-Schwartz’, dass er sich nicht mehr so allein fühlte. Er war eingebunden in eine kleine Familie.
„Lust auf ein Wochenende in Las Vegas?“ fragte Michael und überreichte der entzückten June Tickets für einen Erste-Klasse-Flug, einen Aufenthalt in einer 3000 Dollar–die-Nacht–Suite im Hotel Mirage, der Aussicht auf die face to face-Begegnung mit Siegfried und Roy und anderer Promis, Shoppen in Ceasar’s Palace und vielem mehr. Michael zahlte alles und es war für ihn absolut selbstverständlich. June fühlte sich wie im siebten Himmel.
Nach dem ersten, ereignisreichen Tag fielen June und Lily in ihrer Suite in den Schlaf, sowie ihr Kopf das Kissen berührt hatte. Michael und Jordy teilten sich die andere Suite - mit getrennten Schlafzimmern.
„Komm, wir gucken noch ‘nen Film“, drängte Jordy. Michael war wie immer nicht müde. Er schien nie richtig müde zu sein, er sah nur manchmal etwas abgespannt aus, dann verschwand er irgendwohin, aber nie für lange.
„Klar, was willst du sehen?“, fragte Michael. Sie stöberten im Archiv des Hotels und fanden ‚Der Exorzist’.
„Uääähhh...gruselig“, sagte Michael, „der ist nichts für dich.”
„Ist er wohl, ich bin doch kein kleines Kind mehr“, gab Jordy in bester Teenagermanier zurück. Sie legten den Film ein und lümmelten sich auf das riesenhafte Bett.
Nach etwa 45 Minuten registrierte Michael eine Veränderung bei Jordy. Der Junge hatte Angst. Es war Nacht und der Film kein leichter Stoff für einen 13-Jährigen. Entschlossen schaltete Michael ab und sagte, er sei müde, er wolle schlafen, sie könnten den Rest ja morgen sehen. Jordy war erleichtert.
„Kann ich hier bleiben?“, fragte er. Besorgt schaute Michael ihm ins käsebleiche Gesicht.
„Dir geht es nicht gut“, stellte er fest. „Warte, ich hole dir was zu trinken.“
Michael stand auf, holte ein Glas Wasser für Jordy, und war unschlüssig.
„Wir können deine Mom nicht fragen“, sagte er. „Sie schläft schon.“
„Aber ich will bei dir bleiben“, beharrte Jordy ängstlich und legte demonstrativ seinen Kopf auf das Kissen. Wie gut konnte Mike das verstehen! Er hatte sich inmitten seiner Brüder auch immer viel sicherer gefühlt. Jemanden neben sich atmen zu hören, war beruhigend. Die Wahrheit war: Michael mochte nicht allein schlafen. Er bekam Panikattacken. Dann holten ihn Erinnerungen ein und jetzt... jetzt lag da Jordy und hatte Angst. Er konnte ihn unmöglich allein in sein Zimmer schicken. Er wusste, was passieren konnte, wenn man in solchen Situationen allein war.
Fürsorglich deckte er Jordy zu. Und legte sich mit einer Decke auf den Boden. Da schlief er sowieso lieber. Jordy war sein Freund. Und er würde für ihn da sein.
Am nächsten Morgen sah June ihren Sohn aus dem Schlafzimmer von Michael Jackson schlüpfen. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass das Bett ihres Sohnes unbenutzt war.
„Wo kommst du her?“, fragte sie scharf und unnötigerweise.
„Ich hab’ bei Michael übernachtet“, antwortete Jordy.
„Sag mal, spinnst du? Das will ich nicht mehr sehen!“
„Aber warum? Michael ist mein Freund!“, wehrte sich Jordy. „Alle übernachten bei Michael!“
„Jordy!“, rief sie. „Das gehört sich nicht! Du versprichst
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