Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
mit dem Satz endeten: „I love you, Jordy“, war es für Jordy zur Gewissheit geworden, für Michael etwas Besonderes zu sein. Das erste Wochenende in Neverland, Michaels Eingeständnis, trotz all seiner Erfolge einsam zu sein, hatten Jordys Herz berührt. Er wollte ihm ein genauso guter Freund sein, wie Michael dies für ihn war. Und so fieberte er mit allen Sinnen dem nächsten Wochenende entgegen.
***
Zwischen Debbie und Michael war es bei dem Kuss geblieben. Wortreich und mit rotem Kopf hatte sie sich entschuldigt und war Sekunden danach schon entsetzt über sich selbst gewesen.
„Hey, Mädel, bleib ruhig“, lächelte sie Michael an, „es ist alles okay. Das war ein süßer Kuss von dir.“
„Oh, Gott, oh Gott... wie konnte ich das nur tun... es tut mir leid, es tut mir so leid...“
Es war nichts mehr von der burschikosen Debbie zu spüren und einmal mehr merkte Michael, wie ehrlich sie war. Gerührt legte er den Arm um sie. Sie entsprach nicht seinem Schönheitsideal, aber er mochte sie unendlich, denn Debbie bildete ein festes Fundament in einer Welt, die nur aus einbruchgefährdeten Säulen zu bestehen schien und er war dankbar für ihre Freundschaft.
„Debbie, bitte beruhige dich, es war schön... ich weiß gar nicht, was ich ohne dich machen würde.“
Debbie blickte ihn scheu von unten an. Sie spürte seinen Arm auf ihrer Schulter.
„Meinst du das ernst?“, fragte sie.
„Klar, meine ich das ernst. Wir haben schon so viele Dinge miteinander unternommen... und es gibt verdammt wenig Menschen, denen ich vertrauen kann. Du bist einer davon. Ich freu mich, dass du da bist. Und ich möchte es nicht kaputt machen... durch Sex...weil...erstens will ich dich nicht ausnutzen... und zweitens...zweitens...“
„...bist du nicht in mich verliebt“, vollendete Debbie den Satz für ihn und gewann komischerweise damit ihre Contenance wieder, als ob diese Aussage sie auf sicheres, gewohntes Terrain gebracht hätte.
„Ja“, sagte Michael schlicht und nun war er es, der sie scheu ansah.
„Damit kann ich sehr gut umgehen“, erwiderte Debbie fest. „Ich bin dankbar, dass ich deine Vertraute bin... das ... das bedeutet mir mehr, als du je erahnen wirst.”
Michael nickte, sie sahen sich wieder an, dann lachten sie und umarmten sich und als Michael ging, wussten beide, dass sie etwas sehr Wertvolles miteinander teilten: Abgrundtiefes Vertrauen. Für Michael war das ein ganz besonderer Schatz.
Nicht ohne mich
„He Jordy“, sagte Evan und drückte seinen Sohn an sich, „wie geht es dir?“
Während der Umarmung wurde ihm bewusst, dass er seinen Sohn lange nicht gesehen hatte... und dass er sich noch länger nicht mit ihm unterhalten hatte. Jordy war nun Teenager... auch eine Tatsache, die ein bisschen an ihm vorbei gelaufen war. Evan hatte keine gute Zeit hinter sich. Besser gesagt, stak er noch mittendrin.
Er fragte Jordy nach Neverland und Michael und wie das alles so war. Jordy blieb etwas einsilbig. Evan hatte Verständnis dafür – er hatte sich wirklich lange nicht um Jordy gekümmert. Er nahm sich vor, das wieder gut zu machen und beschloss, seinem Sohn zu Weihnachten den Computer zu schenken, den dieser sich schon so lange wünschte.
Doch Jordy lechzte danach, wieder zu Michael zu dürfen. Nach Neverland, wo man vor Erwachsenen und ihrem scheinheiligem Getue sicher war.
Und endlich, endlich war es soweit. Endlich tauchte Michaels riesige Stretchlimo in der Einfahrt auf, glotzten sämtliche Nachbarn aus den Fenstern und sahen, wie ein Bodyguard June, Lily und Jordy die Tür aufhielt und sie in das Auto einstiegen, in dem Michael Jackson saß. Und, er, Jordy, war Michaels besonderer Freund!
Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße.
Mike saß im Auto mit Hut, schwarzem Mundschutz und - mit einem zehn- oder elfjährigen Jungen auf dem Schoß, namens Brett Barnes, der schon etliche Jahre Michaels Gesellschaft genoss – viel länger als Jordy. Der schon etliche Male, viel öfter als er, auf Neverland gewesen war. Der mit Michael auf eine Art schäkerte, von der Jordy geglaubt hatte, dass sie nur ihm vorbehalten sei.
Jäh sank Jordys Herz auf Tiefgrund und blitzartig kam ihm zu Bewusstsein, dass er nicht der einzige Junge auf der Welt war. Dass Michael viele Freunde hatte, eine Vergangenheit und eine Zukunft. Am geschockten Blick seiner Mutter sah er: Sie dachte das Gleiche.
Als sie in Neverland ankamen, wurde Jordys Glaube an eine angebliche Sonderstellung komplett zunichte gemacht,
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