Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Gut, seine Ehe hatte schon vor der Begegnung mit Michael Jackson ein Verfallsdatum gehabt. Mit mitleidigem Blick und etlichen Beileidsbekundungen, bezogen auf den Verlust seiner Familie, brachte ihm ein Bekannter den National Enquirer vorbei. Dave starrte auf das Bild. Hatte June jetzt das, was sie wollte? Und auch er begann, mit den Zähnen zu knirschen.
Wie immer, wenn Michael unterwegs war, verursachte er Massenerhebungen. Sie waren getrennt nach Monte Carlo angereist, weil es zu schwierig gewesen wäre, vier Menschen unbehelligt durch diesen Wahnsinn zu bringen, der seinetwegen auf den Straßen tobte. Seine Fans flippten aus, als er aus dem Flugzeug stieg. Sie schrien sich die Lunge aus dem Hals, versuchten, ihm auf Teufel komm raus nahe zukommen, hatten Banner und Bilder gemalt, Dinge gebastelt, Geschenke vorbereitet, hielten Schilder mit Sprüchen und Fotografien hoch. Mike bewunderte seine Fans, bewunderte, was sie alles auf sich nahmen, nur um ihn zu sehen. Sie waren so genügsam, waren glücklich über ein Winken aus dem Fenster, einem Lächeln, dem Peacezeichen und ein paar „I love you’s!“, bevor er in eine Limousine gepresst wurde.
Wenn sein Wagen vom Flughafen abfuhr, sprangen sie in ihre eigenen Vehikel und folgten ihm. Egal wo er war, ob auf Neverland oder sonst wo auf der Welt – Michael hatte immer Fans in seiner Nähe. Es war erstaunlich, welch kriminalistische Fähigkeiten sie entwickelten, um ihm ihren Tribut zu zollen. Kam er am Hotel an, war die große Frage: Wie kam er rein? Er konnte sicher sein, dass längst jede Ecke von Fans belagert war. Oft mussten Ablenkungsmanöver geplant, ganze Strategien entwickelt werden, die die nicht minder strategische Denkweise der Fans voraussah, nur um in seine Suite zu gelangen. Seine Fans hatten ein bemerkenswertes Netzwerk gespannt. Sie hatten Beziehungen zu Flug- und Bodenpersonal, zu Bediensteten in Hotels, zu Beschäftigten bei der Polizei, selbst zu seinen eigenen Leuten. Sie pflegten Freundschaften zu jedem, der ihnen nützlich sein konnte, in dem Bestreben, ein einziges Mal in ihrem Leben Michael Jackson die Hand geben zu können.
Einmal hatte es keine andere Möglichkeit gegeben ins Hotel zu kommen, als spontan einen Hubschrauber zu mieten, der auf dem Dach des Hotels landen sollte. Und doch hatten ein paar Fans selbst das herausbekommen und waren dort positioniert gewesen, als er gelandet war. Nicht viele, vielleicht drei oder vier... aber sie waren da. Wie sie an die Info gekommen waren und es geschafft hatten, durch die massive Security im Hotel zu kommen, wusste keiner. Aber Michael liebte sie gerade dafür. Gut, es gab die Chaoten, die ihn umrannten oder Haare ausrissen, aber die Mehrzahl war lieb – und respektvoll.
Michael nahm sich immer Zeit für sie. Er gab immer Autogramme, sah sich ihre Banner an, antwortete auf Briefe, so gut er konnte, öffnete ab und zu Neverland für sie, wenn er sah, dass sie stunden- und tagelang vor seiner Ranch im Auto campierten. War er im Hotel, kaufte er ihnen Pizza und Getränke und warf Andenken hinunter. Er hatte ihnen alles zu verdanken und das wusste und schätzte er. Aber es war nicht nur das: Er verstand ihre Sehnsucht.
T rotzdem beneidete er Jordy, der unbehelligt im Hotel eincheckte und sich alles in Ruhe betrachten konnte.
Chaos umtobte ihn, vor und während der Reise und natürlich vor dem Hotel, als er zum Hintereingang gefahren wurde, um via Feuerleiter in sein Zimmer zu gelangen. Er war müde, die Tage vorher waren lang und anstrengend gewesen und er freute sich auf Jordys Gesellschaft. Michael hatte keine Lust auf June und die Leute, die ihn begleiteten. Er wollte am liebsten mit Jordy allein sein, wollte dieses Gefühl, das ihm im Moment soviel gab, auskosten.
Als die kleine Familie seine Suite betrat, jammerte June, für den anstehenden Award nichts Passendes zum Anziehen zu haben. Sie war aufgeregt... nicht jeden Tag war man in solch illustrer Gesellschaft und sie hatte Bedenken, nicht angemessen gekleidet zu sein.
Michael ergriff seine Chance. Er drückte ihr eine Kreditkarte in die Hand, sagte, sie solle an einen Ort ihrer Wahl fliegen – vielleicht Mailand oder Paris... ist ja nicht weit weg...Lily mitnehmen und sie beide einkleiden ohne Rücksicht auf die Summe.
June war begeistert. Der Höflichkeit halber sagte sie Sätze wie: „Das kann ich doch nicht annehmen, das ist zuviel…“, und so weiter, aber Michael beteuerte, sie solle sich keine Gedanken machen und war
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