Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Ich möchte diese Drehbücher verkaufen, und ich weiß, sie sind gut. Ich habe im Filmgeschäft noch keinen Namen. Du hast einen. Kauf du sie mir ab und verscherble sie an einen Produzenten. Wenn du sie teurer verkaufst als einkaufst, soll mir das recht sein. Ich verzichte auch auf die Einspielbeteiligung...ist doch nur’n kleiner Deal für dich, was?“
Der Schweiß lief ihm den Rücken hinunter, so gespannt war er auf den Ausgang des Gespräches. Er wollte zwanzig Millionen für vier Bücher – damit konnte er schon mal was anfangen! Und Jackson stank doch vor Geld! Was waren für den schon die paar Millionen?
Zu seiner Überraschung reagierte Michael sehr vage. Er sagte, er sei im Moment an Drehbüchern nicht interessiert, aber er würde sie gerne mal durchlesen, um sich ein Bild machen zu können. Chandler wusste, dass das nichts weiter als eine höfliche Absage war. Er startete noch einige Versuche, aber Michael blieb unerwartet fest. Der immer gefällige Michael, der seiner Ex Kleidung und Schmuck, den Kindern Spielzeug, Reisen und Hotelaufenthalte von mehreren zigtausend Dollars bezahlte, verwehrte ihm, Evan, das ihm zustehende Geld. Chandler brauchte eine Weile, bis die Wahrheit in sein Hirn sickerte: Jackson unterstützte ihn nicht.
Die Freundschaft zwischen Jordy und Michael gewann an Dimension. Jordy hatte die ängstliche Reaktion Michaels beim ersten Anblick von Evan nicht vergessen und sprach ihn bei der erstbesten Gelegenheit an.
„Warum hattest du Angst?“, fragte er. Zu seinem Erstaunen fing Michael an zu zittern. „Ich...ich...weiß nicht...“, sagte er mit bebender Stimme.
Aufmerksam beobachtete Jordy seinen Freund. Sein Vorstoß hatte etwas ausgelöst, das spürte er deutlich. Und als Michael ihn ansah, mit nassen Augen, verzweifelt, da wusste Jordy mit einem Mal, dass etwas in dessen Leben passiert sein musste, was ihn zutiefst traumatisiert hatte. Stumm legte er den Arm um ihn und drängte ihn, ihm alles zu erzählen. Und Mike sprach zum ersten Mal zu einem anderen Menschen von seiner Angst aus Kindheitstagen. Es wurde eine lange Nacht. Jordy legte den Arm um ihn und hörte zu. Und auch, als Michael weinte, war er nicht entsetzt, ließ ihn den Altersunterschied nicht spüren, weil er schlicht für ihn nicht existierte. Er hielt ihn einfach. Michael vergaß ihm das nie.
***
In den folgenden Wochen machte Evan noch viele Vorstöße. Immer und immer wieder. Bei jeder Gelegenheit, in der er Michael zu Gesicht bekam, stürzte er auf ihn zu.
„Komm, schon, Mike, du kennst doch tausend Leute... für dich ist das nur ein Klacks...“
„Evan, ich leite sie weiter, das tu ich sehr gern für dich“, sagte Michael mit seiner sanften Stimme, „wenn du willst, können wir das meinem Anwalt übergeben, um dein copyright zu schützen und du rechtlich auf sicheren Füßen stehst...ich zahle dir den Anwalt...“
Chandler wollte davon nichts wissen – er wollte das Geld gleich. Aber Michael war nicht bereit, 20 Millionen für Drehbücher zu zahlen, die er noch nicht einmal kannte. Evan wurde aufdringlich. Worauf Michael als Konsequenz davon begann, ihm aus dem Weg zu gehen.
Als Chandler spürte, dass er gemieden wurde, setzte das die Produktion toxischer Gefühle und Gedanken wieder in Gang. Kein Jackson, kein Geld, kein Eintritt in die Glamourwelt Hollywoods. Keine Zukunft, keine Alternative. Zurückgeworfen in die alte, triste Welt. Er wurde panisch. Er ließ nicht locker. Er biss sich fest.
Michael war es unangenehm, dauernd Absagen formulieren zu müssen. Schließlich mied er Chandler massiv und kam nicht mehr in sein Haus. Er rief ihn nicht an und reagierte nicht auf Evans Nachrichten. Er gab ihm seine neue Nummer nicht – die er wöchentlich wechselte. Es kam keine Einladung nach Neverland für Evan. Michael traute ihm nicht mehr.
Nach Wochen vergeblichen Wartens begriff Evan: Michael Jackson war aus seinem Leben verschwunden. Innerhalb eines Wimpernschlages stand er völlig isoliert da, während June, Lily und Jordy weiterhin Gäste in Neverland waren. Das Gebräu in ihm kochte hoch.
Wenn Jackson ihm das Geld für die Drehbücher verwehrte, würde er ihm eben seinen Sohn verwehren!
„Du wirst heute zuhause bleiben und lernen!“, brüllte er Jordy an. „Du gehst nicht zu diesem Michael!“
Jordy aber brüllte zurück, was Chandler einen Schock versetzte. Sein Sohn brüllte ihn an? Wegen Jackson, der zu geizig war, ihm seine Drehbücher abzukaufen? Hatte er nicht gerade June
Weitere Kostenlose Bücher