Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
die Schule!“
„Das tu ich! Meine Noten sind gut! Michael hat mir sogar jemanden besorgt, der mir in Mathe hilft!“
Chandler kochte. Wessen Sohn war das nun eigentlich? Und warum war Jordy eigentlich so vehement an dieser Freundschaft interessiert? Vor lauter Wut vergaß er völlig, dass auch er bislang vehement an einer Beziehung zu Michael interessiert gewesen war.
Er begann, Bedenken zu äußern. Er klammerte Michaels Charakter völlig aus und sah die Beziehung zwischen den beiden als das, was sie nach außen hin schien: Eine unnatürliche Freundschaft zwischen einem 34-jährigen Mann und einem 13-jährigen Jugendlichen.
Aber seine Exfrau teilte nicht die Bedenken, die Chandler plötzlich von sich gab. Sie goss noch Öl aufs Feuer, indem sie statuierte:
„Michael ist ein liebenswürdiger Mensch. Die Beziehung der beiden ist deshalb so innig, weil Michael sich um Jordy auf eine Weise kümmert, wo du jahrelang völlig versagt hast.”
Die ursprünglich so segensreich empfundene Verbindung wurde nach diesen Vorfällen für Evan zum Dorn im Auge, der vergiftete was vorher und nachher war.
Jordy wollte nur noch zu Michael. Seine Ex war es, die auf Awards und Events eingeladen war, und sie war es, die zuließ, dass sein Sohn sich ihm immer mehr entfremdete und er als Vater ausgebootet wurde. Kein Wunder! Michael konnte ja dem Kind alles kaufen, was dieser sich wünschte! Michael war der Superstar! Wer war denn er? Ein mickriger Zahnarzt, der um’s Überleben kämpfte und der diesen schwarzen Wichser bitten musste, ihm zu helfen, worauf dieser die Stirn hatte, ihn eiskalt ablaufen zu lassen? Gefühle der Minderwertigkeit und der Eifersucht veränderten seine Wahrnehmung, steigerten sich zu maßloser Wut und er sah Dinge in einem völlig anderen Licht.
Welches Interesse hatte ein 34-jähriger Mann an einem Jugendlichen? Das war seltsam und unangemessen. Und sie ließ sich schon gar nicht mit der Exzentrik eines Popstars erklären, im Gegenteil - das machte die Beziehung noch brisanter.
Warum schaute Michael seinen Sohn immer so verliebt an? Warum ging er ihm in die Küche nach? Was hatten die beiden immer zu tuscheln? Und warum wollte Jackson seinen Sohn mit nach Asien nehmen? Das Kind monatelang in einer 250 Mann-Entourage? No way. Warum schlief ein millionenschwerer Superstar lieber auf einem unbequemen Rollbett im Zimmer eines 13-jährigen? Warum spielte er lieber Supersoaker statt zu einer Party in Hollywood zu gehen? Warum lud er so viele Kinder in sein Haus ein?
Alle Welt gab Chandler Recht. Es war schon zu viel passiert auf dieser Erde, zu viele unvermutete Verbrechen, zu viele nette Onkels, die sich als Kriminelle entpuppt hatten. Und die Erklärung, dass Michael ein Stück Kindheit/Jugend mit Jordy nachholte, ein Stück Leben, das ihm einfach fehlte auf dem Weg zu seiner Entwicklung, war eine zu dürftige Begründung.
Chandler wurde extrem misstrauisch. Wie oft im Leben war diese Situation eine Verkettung und Verknotung komplexer Gefühle. Entscheidend jedenfalls war, dass Chandler sich in eine Art heilige Wut hinein steigerte. Dieser Jackson, dieser schwarze Arsch, nahm ihm seinen Sohn weg! Arbeitete systematisch gegen ihn!
Und nicht nur das – er gönnte ihm, Evan, noch nicht einmal eine Zukunft! Jackson wollte ihn nicht groß werden lassen, damit er keine Konkurrenz für seinen eigenen Sohn sei! Er wollte nicht, dass Evan Manager seines Sohnes wurde, weil er Evan in seinem Leben gar nicht haben wollte! Und warum wollte er Evan nicht haben? Weil er Jordy ganz für sich allein wollte? Warum? Weil er etwas zu verbergen hatte? Was? Was um Himmels willen machte Jackson da mit seinem Sohn? Evans Gedanken rotierten, hetzten sich gegenseitig auf und setzten alles unter ätzenden, schwefligen Dunst.
Unterdessen befanden sich Michael und Jordy im siebten Himmel. Ihr Leben war sorglos, frei und Mikes Gefühl für Jordy unbeschreiblich. Er war so glücklich über seinen Freund, nicht mehr und nicht weniger. Sie unterhielten sich über Mädchen und Michael wollte wissen, wie das in der Jordys Welt ablief und er saugte alles auf wie ein Schwamm, würde er doch selbst all dies nie erleben können, zumal er ja aus diesem Alter längst raus war. Aber beziehungstechnisch war er ein 14-jähriger Junge und Jordy und er lebten die starke Bindung zweier Jugendlicher, die gemeinsam ihre Erfahrungen über die Welt und ihre Bewohner austauschten und rebellisch auf Erwachsene reagierten. Michaels Herz war weit und
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