Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
er das tut“, hörte Evan sich sagen. Ihm lief der Schweiß den Rücken hinunter.
„Mr. Chandler – Sie haben uns versprochen, nichts von dieser Unterhaltung nach außen dringen zu lassen – daran möchte ich Sie jetzt erinnern. Wir möchten Ihnen etwas zeigen, etwas, was wir einsetzen werden – wenn Sie Ihren Sohn nicht selbst schützen wollen – wir werden es in jeden Fall tun. Wie gesagt: Mit Ihnen geht es schneller, aber ohne Sie geht es auch. Es ist Ihre Entscheidung.”
Überrascht sah Evan bei diesen rätselhaften Worten auf, als sich die Dämmerung des Zimmers leise surrend in klamme Dunkelheit verwandelte und die erneute, ungute Stille durch Geräusche durchtrennt wurde, die das Einlegen eines Videobandes verursachte. Vor einer vollkommen stummen Zuhörerschaft begannen Bilder über die vorbereitete Leinwand zu flimmern:
Ein großer See, eine Bank, darauf zwei diffuse Schattengestalten von hinten. Sein Sohn und Jackson? Sie flüstern miteinander.
Jackson legt den Arm um Jordy, Jordy seinen Kopf an Mikes Schulter.
Nächste Szene:
Ein idyllischer Ort. Neverland? Die beiden laufen spazieren. Jordy hat seinen Arm um Michaels schmale Hüfte geschlungen.
Nächste Szene:
Die beiden, zusammen mit anderen Kindern, bei einer Super–Soaker- Wasserschlacht. Michael fällt auf Jordy, die beiden liegen für mindestens zehn Sekunden in klatschnassen T-Shirts und Shorts direkt aufeinander. Michael macht irgendetwas mit Jordy. Kitzelt er ihn? Oder...Evan versucht es zu erkennen, die Szene wechselt.
Monaco. Jordy auf Michaels Schoß im Auto. Jordy auf Michaels Schoß während des Awards...
„Was soll das?“, unterbrach Evan ärgerlich. „Damit locken Sie keinen Hund hinterm Ofen vor. Diese Bilder sind bereits veröffentlicht.”
Niemand sagte etwas. Das Bild von Michael mit Jordy auf dem Schoß wurde eingefroren. Als stummer Vorwurf stand es auf der Leinwand, während nun ein Tape zu laufen begann.
Jemand drehte den Ton hoch. Die wispernde Stimme Michaels, unverkennbar, war zu hören:
„Versprich mir, dass wir immer Freunde sein werden, egal, was passiert...versprich mir, dass...dass du nicht so wirst, wie die anderen, bitte, bitte, lass dich ...Kratzgeräusche... verführen...“
Jordy: „Michael, ich liebe dich. Seit du in mein Leben gekommen bist, verstehe ich manche Dinge viel besser. Du hast schon Recht: Wenn ich meine Eltern so sehe...ich hab keine Lust, so zu werden. Ich will sein wie du.”
Michael: „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass es dich gibt... du kannst dir das nicht vorstellen... ich bin so froh, so glücklich...“
Jordy: „Ich liebe dich, Michael.”
Michael: „...Dangerous-Tour... wenn du bei mir bist, können sie dich nicht konditionieren!“
Jordy: „Ich weiß nicht, ob meine Eltern mir erlauben, mitzugehen. Ich hab neulich eine Unterhaltung zwischen ihnen mitbekommen... mein Vater war da irgendwie komisch...“
Michael: „Was hat er gesagt?“
Jordy: „Er sagte, ich soll mich nicht so dich hängen... es ist ihm zuviel...Er sagte, ich soll mich als normaler Teenager entwickeln... mit Mädchen ausgehen...“
Michael: „Jordy...Ich hab live gesehen, was passiert, wenn man sich z ... mit Frauen einlässt...“
Jordy: „Jedenfalls sehe ich, was die Erwachsenen so fabrizieren... ein blödes Ding nach dem anderen...!“
Michael: „Oh, Jordy, ich liebe dich, wirklich, ich liebe dich... und ich lasse nicht zu, dass du in ihre Mühlen gerätst...“
Überdimensional laut fuhr die Jalousie nach oben – in Evans Ohren dröhnte alles. Ich liebe dich, Michael. Und er? Mit ungläubigen Augen sah er in die Spiegel der Sonnenbrillen, die seinen klaffenden Mund wiedergaben.
„Nun, Mr. Chandler“, sagte die Stimme. „Ich halte es für essenziell, wenn Sie das Sorgerecht für den Jungen hätten.“
Evan nickte stumm. Ich liebe dich, Michael.
„Sie pochen erstmal auf Ihr Besuchsrecht – nachdem Sie Ihren Sohn schon lange nicht mehr gesehen haben, sagen wir mal ... für eine Woche... das kann man Ihnen schwer verwehren... dann sehen wir zu, dass aus dieser Woche für immer wird.”
Und sie setzten ihm den Plan auseinander. Detail für Detail. Tag für Tag. Minute für Minute. Es war alles schon am Laufen. Und alles, was Evan tun konnte, war, das Beste für sich und Jordys Zukunft herauszuholen. Es war geradezu utopisch schwer, bezogen auf vorliegende Umstände, Argumente und Emotionen einen anderen Weg als diesen zu sehen. Ich liebe dich,
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