Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

weiter macht“, erwiderte Evan in kalter Erregung.
    „Was heißt erreichen? Jordy ist mit Michael befreundet. Sie mögen sich sehr. Das ist alles.”
    „Ja, sie mögen sich sehr. Möglicherweise ist eben das genau das Problem.”
    „Ach, komm schon Evan, du weißt genau, dass das Unsinn ist...du spinnst dich in was rein!“
    „Woher willst du das eigentlich wissen?“, sagte Evan hitzig und fixierte Dave mit funkelnden Augen. „Bist du mit ihnen im Schlafzimmer?“
    „Nein...natürlich nicht... aber June beobachtet die beiden genau. Ich meine... sie würde das merken, wenn da was falsch läuft.“
    Evan warf Dave einen mehrdeutigen Blick zu. Dave wurde es unbehaglich zumute.
    „Ich will mal einen völlig anderen Punkt in die Waagschale werfen“, fuhr Evan herablassend fort, „einen, den du und dein dummes Weib noch überhaupt nicht aufgegriffen habt...“
    „Evan! Red’ nicht so über June!“
    Evan überging das einfach. Süffisant lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, schlug seine Beine übereinander und besah seine Fingernägel.
    „Meine Version von der Geschichte“, erklärte er, „...ist weit realistischer als die eure: Warum, meinst du, ist June so interessiert an der Freundschaft zwischen Jordy und Michael? Aus reiner Mutterliebe? Komm schon...du kennst June... wir beide wissen, was von ihr zu halten ist. Meinst du nicht, dass sie auf Dauer mit ihrem Aussehen, ihrer Figur, auf einem dieser Events, die sie besucht, irgendeinen Promi becircen kann – wenn nicht sogar Michael selbst? Sie ist fein raus – sie nutzt Jordy als Sprungbrett für ihr eigenes Leben! Was das für dich bedeutet, kannst du dir selbst ausmalen – du bist finanziell am Arsch und eines weiß ich sicher: einem Michael Jackson ist das scheißegal... und natürlich verlierst du deine Frau. Mit Glanz und Gloria. Oder besser gesagt: An Glanz und Gloria.”
    Evan lachte über seinen eigenen Witz und beugte sich vor. Dave schwieg und Evan wusste, dass er ihn mit jedem verdammten Wort traf.
    „Was aber noch eher im Bereich des Möglichen liegt und was ihr, June und du, völlig ausblendet, ist die Tatsache, dass dieser Jackson irgendwann mal genug von Jordy hat. Und was dann? Keine Regisseur-Ausbildung, keine Unterstützung. Es reicht ja, wenn Jordy die Ehre hatte, eine Zeitlang für Mr. Jackson eine ‚angenehme Gesellschaft’ – welcher Art auch immer – gewesen zu sein!“ Evans Stimme ging bei den letzten Worten ins Falsett und troff vor Hohn:
    „Vielleicht darf er ja mal ein ehrfürchtiges Buch über diesen schwarzen Wichser schreiben...meine verfickte Zeit mit Jacksons Arsch... in der Hoffnung sich dann damit ein Studium finanzieren zu können... Mann Gottes, Dave, ihr seid so blöd! So kurzsichtig! Spätestens in einem Jahr hat dieser Mistkerl ein neues, hübsches Gesicht und Jordy gehört zum Alteisen! Und weißt du warum? Weil dieser Perversling sich nur mit kleinen Jungen umgibt! Schon mal bemerkt? Jordy wird aber 14! Und 15! Und 16! Dann hat er den Anschluss an seine altersgerechten, sozialen Kontakte verloren und steht völlig allein da! Er ist dann völlig verdorben! Er ist es jetzt schon! Ist es das, was ihr wollt?“
    Dave schwieg noch immer. Evans Argumente waren nicht ganz von der Hand zu weisen. Jordy war wirklich über Gebühr verrückt nach Michael und diese Zuneigung war für June zu einer Art Lebensversicherung geworden. So abwegig war es nicht, darauf hinzuweisen, dass dies ein äußerst dürftiges Fundament für die Zukunftsplanung war. Und die Sache mit den kleinen Jungs...
    Schließlich fragte Dave: „Und was schlägst du vor?“
    „Vorschlagen?“, Evan lachte hämisch, „für’s Vorschlagen ist es zu spät, Dave. Ich habe mich mit absoluten Experten unterhalten. Ich habe eine Lösung. Die Frage ist: Was ist mit euch? Jedenfalls habe ich mich entschlossen, euch erstmal in die Scheiße tippen zu lassen... nur mal tippen... damit ihr auf den Geschmack kommt... und ich kann mir vorstellen, dass June dann verhandlungsbereiter ist.”
    Mit einem befriedigten Blick auf einen zutiefst nervösen und aufgewühlten Dave verließ Evan den Raum und schlug die Tür hinter sich zu. So! Er hatte ihnen ein Lebenszeichen gegeben. Er lebte! Ha! Und wie er lebte!
    Zwei Tage später setzte er Michael, Jordy und June ein Ultimatum: Entweder sie würden sich mit ihm am Freitag, den 09. 07. 1993 treffen oder er würde eine Lawine lostreten.
    Nach dieser Drohung rechnete er fest damit, eine verängstigte June an die