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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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zu nähern?
    Perlen aus Tönen und Worten hingen in der Luft, als seine Stimme verhallte, umfingen uns wie ein fein gesponnenes Netz aus Klang. Ich war gefangen darin, verzaubert - ich konnte nichts sagen. Jedes Wort wäre nur banal gewesen. Und ich wusste, dass Michael genauso fühlte. Ihm musste ich gar nichts erklären.
    In tiefer Verbundenheit saßen wir, fast Schulter an Schulter, an diesen alten, ehrwürdigen Baum gelehnt, bis Michael sich einen Ruck gab und sagte, er wolle noch nach den Kindern sehen. Bevor er aufstand, fragte er:
    „Wie heißt du überhaupt?“
    „Chirelle“, antwortete ich.
    „Ist das jüdisch?“
    „Ja“, sagte ich, „aber es wird anders geschrieben und ich bin kein Jude.“
    „Was bedeutet der Name?“, fragte er. „Alle Namen bedeuten doch etwas.“
    „Chirelle bedeutet „Gesang Gottes“, sagte ich.
    „Gesang Gottes“, lächelte er. „Das ist ja sehr passend für diesen Abend, was?“
    Diesmal kicherte er wie ein kleiner Junge, so ansteckend, dass ich mitlachen musste.
    „Gute Nacht, Chirelle“, sagte er und stand auf. „Schlaf gut.“
    Und dann war er so schnell verschwunden, dass mir meine Erwiderung im Hals stecken blieb.
    „Du auch“, murmelte ich ihm leise hinterher. „Ich hoffe, du träumst was besonders Schönes.“
    ***
    Dieser Abend hatte mich mehr aufgewühlt, hatte mehr in mir bewirkt, als ich im ersten Moment zugeben wollte. Ich fühlte mich verändert und konnte nicht sagen, wie und warum. Wieder und wieder dachte ich an diese Begegnung zurück, grübelte darüber, welche Alchemie er in mir in Gang gesetzt hatte. Ich fühlte mich leicht...befreit...und glücklich.
    Ich war nicht verliebt in ihn, oh, nein. Das war ganz sicher nicht die Ursache dieses Glücksgefühls. In solche Menschen, wie er einer war, verliebt man sich nicht. Man liebt sie. Unversehens und ungewollt erhascht man durch ihre Präsenz eine Ahnung vom wahren Wesen der Liebe.
    In diesen Sekunden unserer ersten Zusammenkunft hatte er mir, durch seine bloße Gegenwart, die tiefste und wichtigste Lektion des Lebens beigebracht. Die Lösung für alles.
    Aber der Groschen fiel bei mir erst sehr viel später.
    A m nächsten Tag rauschte Linda mit grimmigem Gesicht durch das Haus. Es gab eine bissige Auseinandersetzung zwischen einem Zimmermädchen sowie Grace und Linda. Kurze Zeit später verließ besagte Hausangestellte mit ihren Papieren das Haus. Man hatte ihr ein Taxi gerufen. Ihr Gesicht war verkniffen, als sie einstieg.
    Mit großen Augen fragte ich Linda, was los sei. Wortlos knallte sie mir eine Zeitung auf die Küchentheke.
    „Jackson heiratet Kindermädchen“ stand da und darunter ein Foto mit Grace und Michael, wie sie nebeneinander stehen und sich über die Kinder beugen. Das Foto war im Esszimmer der Jackson-Immobilie aufgenommen worden.

Who is he?
    Eines war mir nach diesem Abend klar, und diese Meinung würde kein Mensch dieser Welt mehr ändern: Das, was ich in ihm gespürt hatte, war atemberaubender als der spektakulärste Auftritt auf der Bühne. Michael war nicht nur ein Mensch mit einem riesengroßen Herzen – er war mehr als das.
    Und ich war begierig, herauszufinden, wer er war.
    Und so ertappte ich mich dabei, wie ich in den Tagen danach begann, mir in der Stadt alles an Material zu beschaffen, was ich über ihn auftreiben konnte.
    Bücher, Zeitschriften, Discographien, Berichte, Specials, alles, was verfügbar war. Ich surfte im Internet, schaute mir seine Auftritte an, speicherte Interviews, Dokumentationen und Mitschnitte von Fans ab, die ihr Material im Web eingestellt hatten. Ich analysierte sein Gesicht und seine Bewegungen, in den verschiedenen Jahren und versuchte sie in Bezug auf die jeweiligen Begebenheiten und Situationen zu setzen, in denen er sich zu dieser Zeit befunden hatte. Klickte mich zu Fernsehaufzeichnungen und Reportagen ein, die ich über seine Ehen und Prozesse herbekommen konnte. Und ich hoffte, auf authentisches Material von ihm selbst. Ich hoffte von ganzem Herzen auf eine Weiterführung unseres Gespräches.
    Doch zunächst tat sich gar nichts und ich war mir selbst überlassen. Bewaffnet mit meinen Quellen und dem Internet versuchte ich mir ein Bild von Michael zu machen. Ich kaufte mir den Geschichten– und Gedichtband von ihm, ‚Dancing the Dream’, ein Buch, in dem er überraschend tiefe, spirituelle Gedanken offenbarte. Die Texte darin waren weise und werthaltig.
    Doch die Reportagen über Jackson wühlten mich auf, es waren in den

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