Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
gibt man auf seine Aussagen... Niemand wird ihm etwas glauben. Nimmt er noch brav seine Medizin? Na, prima. Er reitet sich ja selbst rein ... was will man machen ... echt schade...hehe...“
Die Szene mit Tom speicherte ich etwas weiter hinten im Hirn ab. Ich war weder Stratege noch Kriminalist und hatte auch kein Talent dafür, Nachforschungen anzustellen. Ihm nachzustellen, nachzufahren oder ähnliches kam für mich nicht in Frage. Ich hatte auch kaum Zeit, mir auf all das einen Reim zu machen. Es war 17.00 Uhr und zu spät, Grace zu fragen. In einer Stunde wollte Michael da sein und er war pünktlich.
Mühelos tauchten wir ein in die Zeit, als Evan Chandlers traurige Überreste am Horizont verglühten.
Lisa
Sobald Michael wieder in den Staaten war, traf er sich mit Lisa. Sie war noch verheiratet mit Danny Keough und sie hatten zwei Kinder, daher gingen sie so diskret wie möglich vor. Niemand bekam in der ersten Zeit etwas von ihrer Liaison mit - außer Debbie.
„Debbie, sie ist wundervoll“, schwärmte Michael, während er auf der Liege saß und Debbie wie immer ruhig ihre Arbeit verrichtete. Sie lächelte leicht, ließ ihn schwärmen und schwieg zu seinen Ausführungen. Michael war, trotz des zurückliegenden Desasters, glücklich - zum ersten Mal, seit er zu ihr in die Praxis kam, wegen einer Frau.
Sie gönnte ihm dieses Glück von Herzen; ihr war durchaus bewusst niemals solche Gefühle in ihm auslösen zu können - sie entsprach nicht Michaels Beuteschema. Sie dachte gar nicht darüber nach, ob sie gerne hätte, dass es anders wäre. Es war so, wie es war. Michael liebte Lisa, Debbie liebte Michael und sie war bis in die letzte Zelle ihres Körpers dankbar, sein Freund sein zu dürfen, denn sie wusste: Das war für ewig. Eine Ehe nicht unbedingt. Ob Lisa Mike jemals würde geben können, was sie für Michael empfand war zu diesem Zeitpunkt absolut ungewiss. Gedankenverloren verrichtete sie ihre Arbeit.
Erst nach einer Weile bemerkte Michael, dass Debbie ungewöhnlich still war.
„Debbie?“, fragte er. „Ist alles in Ordnung?“
„Ja, natürlich! Natürlich. Alles okay.” Aber ihre Augen vermieden den Kontakt mit den seinen und sie tat geschäftiger, als sie war.
„Debbie“, sagte Michael sanft. „Es tut dir doch hoffentlich nicht weh, wenn ich von Lisa rede?“
„Nein, Michael, keine Spur“, sagte Debbie und sah kurz hoch. Sie schwiegen beide und nach einer Weile sagte sie:
„Eines darfst du nie vergessen, Michael: Ich bin dein Freund - auf immer und ewig. Auf mich kannst du dich zu 100% verlassen, in jeder Lebenslage, und weil das so ist, ist mein einziger Wunsch, dass du glücklich wirst – egal wie. Das ist wirklich alles, was ich will.”
Michael hatte in dieser Zeit also mindestens zwei Frauen, die für sein Leben wichtig waren. Die eine, geboren in die Welt Hollywoods, schön, begehrenswert, reich, talentiert, und die andere: Robust, einfach, aus der Welt der Einzimmer-Appartements an vielbefahrenen Straßen, überzogenem Konto, Motorrad vor der Haustür, einer Flasche Bier in der Hand. Die Gemeinsamkeiten: Beide waren geradlinig und offen und nahmen kein Blatt vor den Mund. Beide standen hinter Michael. Beide gaben ihm Rückhalt.
1994
„Lisa, kommst du heute Abend nach Neverland?“ fragte er und sein Herz klopfte bei der Frage so laut, dass er meinte, die Stereoanlage sei angeschaltet.
„Du meinst über Nacht?“
„Ja, über Nacht. Bleibst du bei mir?“
Lisa schwieg für ein paar Sekunden – mit geschlossenen Augen presste Michael den Hörer ans Ohr. Dann ertönte ihre Stimme:
„Ich komme. Bin in drei Stunden bei dir.”
Es war eine mondhelle Nacht, als sie nach dem Abendessen nach draußen gingen und die stilleren Ecken auf Neverland aufsuchten. Michael zeigte Lisa seine Lieblingsplätze und ergriff sanft ihre schmalen Finger. Hand in Hand gingen sie spazieren und unterhielten sich. Nie ging ihnen der Gesprächsstoff aus. Lisa hatte den gleichen Humor wie er und er konnte so herrlich mit ihr lachen. Oh, und sie war so anbetungswürdig, so schön, so aufregend und so sexy! Michael blieb stehen und sah sie mit seinen riesigen, tiefdunklen Augen an. Allein dieser Blick ließ Lisas Herz ins Bodenlose sinken. Fasziniert verlor sie sich darin, spürte seinen Körper, die schmalen Hüften, die schlanken, muskulösen Beine, roch seinen Duft. Michael schlang einen Arm um sie und zog sie zu sich heran. Sanft griff er mit der Hand in ihr Haar, bog ihren Kopf leicht nach
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