Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
Vom Netzwerk:
in die Büsche und fing an, mit einem kleinen Messer die mir unbekannten, lila und weißen Blumen abzuschneiden. Gerade legte ich die ersten in meinen Korb, als ich Stimmen hörte. Instinktiv drückte ich mich fester in das Buschwerk, ich war vollständig dahinter verborgen. Niemand konnte mich sehen, dafür hatte ich Ausblick durch die Zweige auf das Türchen.
    Greg stand da, der alte Gärtner, von dem es hieß, dass er schon ewig bei Michael sei und der ihn beschäftigte, weil Greg nicht gehen wollte und er noch leichte Arbeiten im Garten erledigen konnte. Mit ihm hatte ich während meines Aufenthaltes hier so gut wie keinen Kontakt gehabt. Er war überaus wortkarg und schloss sich selten der Gesellschaft der anderen an.
    Nun stand er am Tor und unterhielt sich mit jemandem, der im Schutz der Bäume stand. Jemand mit Jeans, T-Shirt, Dreitagesbart, einer Cap, die das sehr kurze Haar verbarg und der unvermeidlichen Sonnenbrille, die die Amerikaner vermutlich auch beim Schlafen aufhatten. Das Alter war unmöglich auszumachen. Es hätte ein Jugendlicher mit 20 Jahren oder ein vitaler 40-Jähriger sein können. Dafür sah ich zu wenig.
    Der Junge/Mann gab Greg einen kleinen Umschlag. Das allein rief widersprüchliche Gefühle in mir hervor. Greg nahm ihn, sah kurz drauf, nickte. Sie unterhielten sich. Angestrengt versuchte ich, etwas davon zu verstehen.
    „...Unterstützung...“ sagte der Junge/Mann. „...langsam Zeit...er muss sich... könnte auffliegen...Personal... vorbereitet...aber die Zeit ... knapp... auf jeden Fall gefährlich für ihn... geliefert...von dem Zeug wegkommen... beeinflussbar...“ Der Wind rauschte in den Bäumen und die Geräuschkulisse machte es doppelt schwer, etwas zu verstehen. Die leise gesprochenen Gesprächsfetzen wehten zu mir herüber. Was mir im Gedächtnis blieb war „auffliegen“, „von dem Zeug wegkommen“ „beeinflussbar“ und „nicht mehr lange.”
    Mit angehaltenem Atem saß ich in diesem Busch wie ein blöder Spion. Der Junge/Mann hob die Hand zum Abschiedsgruß. Er lächelte. Mir stockte das Herz. Das Lächeln kannte ich. Das Lächeln kannte ich gut. Es war Toms Lächeln.
    „Ich hab dich gesehen“, sagte Michael und sah mich mit einem eigentümlichen Blick an.
    „Mich gesehen?“, fragte ich und mir fiel als erstes meine Spionagestellung im Busch ein.
    „Ja, gestern Nacht am See.“
    „Okay.” Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte und sah ihn verwirrt an.
    Diesmal war er es, der mir über die Wange strich und er lächelte ein unglaubliches Lächeln. So hatte ich ihn schon lange nicht mehr lächeln sehen. Es war ein unbelastetes, fröhliches, von allen Sorgen befreites Lächeln.
    „Chirelle“, sagte er und klang richtig gut gelaunt. „Heute Abend. Wir müssen weitermachen. Ich habe mich zu etwas entschlossen.”
    „Wozu denn?“
    „Ja, das sag ich dir dann. Wir fangen früher an. 18.00 Uhr?“
    „Klar“, sagte ich erstaunt über diese so andere Art von ihm. Etwas Frisches war an ihm, etwas Dynamisches, etwas, was ich mit dem Michael aus den 90ern und 80ern verband, was er verloren und nun wieder gewonnen zu haben schien.
    „Warum bist du so anders?“, wollte ich wissen.
    „Wie gesagt, Chirelle, ich habe mich zu etwas entschlossen. Und ich habe das unbedingte Gefühl, dass du Recht hast, dass der Müll aus mir raus muss... dass ich Dinge anders sehen und anders anpacken muss...“
    Geradezu erregt lief er im Zimmer auf und ab. Verblüfft verfolgte ich ihn mit den Augen.
    „Wenn wir damit durch sind, verrate ich dir was, Chi“, versprach er. „Aber zunächst möchte ich einfach weitermachen.”
    Wieder strich er mir mit leuchtenden Augen über die Wange, dann umarmte er mich.
    „Mach dich auf lange Nächte gefasst“, warnte er mich und grinste wieder dieses mehr als charmante, unwiderstehliche Lächeln. Und ich begann zu ahnen, dass die Faszination, die ich bisher an ihm hatte wahrnehmen können, nichts war, zu dem unbelasteten, unverbauten Michael. Er war berauschend, verzaubernd. Ein Leuchten und eine unfassbare Power gingen von ihm aus. Und das ganz ohne Bühne.
    XX /1995 In den Bergen
    „Der kommt nie wieder auf die Beine....diesen Ruf wird er nie wieder los...das ist an-ge-schraubt...im-plan-tiert...wir gehen den nächsten Schritt an...arbeitet weiter an seinem Image...das ist ihm doch so wichtig...er will doch so gerne außergewöhnlich sein...das kann er haben! Je unzurechnungsfähiger er für die Öffentlichkeit erscheint, desto weniger

Weitere Kostenlose Bücher