Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
mit. Der Rest war eh unlustig genug.
„Und dann kam der inzwischen erwachsene Kinderstar Culkin Macauley, der angeblich, als er ein Kind war, auch von Michael belästigt worden sein soll. Cul hat endlich mal was gesagt, was schon lange jemand hätte sagen sollen. Er sagte, er findet es nicht lustig, wenn unschuldige Menschen angeklagt werden ohne jede Rücksicht auf das Umfeld, wie z.B. ihn oder andere Freunde, die in die Beleidigungen einbezogen werden. Er sagte, er sei ein Mensch mit Würde, genau wie Mr. Jackson, und er wünsche sich, dass das respektiert wird. Er könne es nicht nachvollziehen, wenn Leute ihren zweifelhaften Interessen nachgehen und dabei mutwillig Menschen denunzieren. Das ist ein junger Mann mit Charakter!“
Grace war ganz begeistert.
„Aber“, so meinte sie dann. „wir mussten natürlich davon ausgehen, dass dies alles keine entscheidenden Dinge waren. Keine, die den Moloch, die Michael hängen sehen wollten, interessierten.“
„Mal ne ganz andere Frage“, unterbrach ich. „Wie haben eigentlich Michaels Kinder reagiert? Wussten sie Bescheid?“
„Jein. Blanket war zu klein. Aber Paris ist ein aufgewecktes Kind und Prince sowieso. Sie bekamen es mit, obwohl wir ihnen sowenig wie möglich sagten. Paris und Michael haben ihrem Daddy viel Glück gewünscht. Jeden Tag. Jeden verdammten Tag. Das Ganze ging von Ende Februar bis zum Mitte Juni. Am 02. Juni hielten die Anwälte ihre Abschlussplädoyers...dann zog sich die Jury zurück und wir mussten warten, bis sie zu einem Urteil gekommen waren. Am 13. Juni kam der Anruf.”
Leise sagte ich: „Das heißt, die heiße Phase dauerte dreieinhalb Monate und ihr habt dann satte elf Tage auf das Urteil gewartet.“
„Elf Tage, ja“, flüsterte Grace. „Elf schrecklich lange Tage. Elf Tage, in denen die Medien nichts anderes taten, als den Menschen da draußen weiterhin zu suggerieren, dass Michael Jackson ins Gefängnis geht“.
„Gott, Grace, wie habt ihr diese Zeit nur überstanden?“
„Wir haben gebetet“, sagte Grace. „Tag und Nacht. Das waren die Tage, in denen es Michael immer schlechter ging, immer schlechter… an Schlaf war nicht zu denken, wir schliefen in dieser Zeit alle schlecht. Ich weiß noch, dass Michael die ersten fünf von diesen elf Tagen wach war, ohne eine Sekunde Regeneration. Sein Hirn muss ein Karussell gewesen sein. Am sechsten Tag kam ein Arzt und er gab Michael etwas, was ihn fast eineinhalb Tage durchschlafen ließ. Ich mag es zwar nicht, wenn er sich mit Chemie vollpumpt, aber in diesem Fall war ich glücklich darüber. Eineinhalb Tage, in denen er schlief wie ein Toter. Keine Alpträume, keine Schweißausbrüche, einfach ruhig und tief. Und als er aufwachte…“
Graces Stimme erstarb. Sie hatte ihre Hände ineinander verknotet und biss sich auf die Knöchel. Ihre Augen wurden feucht, ihre Lippen schoben sich nach vorne und ihr Blick ging gen Decke. Gequält rieb sie mit den Fingern ihre Stirn, schloss die Augen.
„Ich war zufällig im Zimmer, weil ich nach ihm schauen wollte. Und da wachte er gerade auf.“
Gespannt sah ich sie an.
„Er…er hatte so lange geschlafen“, flüsterte sie. „Und…er…er konnte sich in den ersten Minuten nicht erinnern…er war voll in diesem seligen Gefühl, gut geschlafen zu haben, sich ausgeruht zu fühlen…In diesen Minuten, war er…war er…glücklich…“ Ihre Stimme knickte erneut weg. „Verstehst du? Es war das erste Mal, dass ich ihn vollständig glücklich sah. Vollständig glücklich.“
Tränen rollten ihr die Wangen hinab, als sie sich an einen glücklichen Michael erinnerte, ein Bild, das so selten war. Viel zu selten.
„Er war so süß in dieser Unschuld, so offen…wie ein kleines Kind. Er lag mit diesem fröhlichen Lächeln unter seiner Decke und strahlte mich an… wie…ja, wie ein Baby, das glücklich aufwacht, voller Vertrauen in einen neuen Tag...oh Gott“, weinte Grace. „Es waren zwei Minuten... zwei Minuten.“
Plötzlich schluchzte sie laut auf und brach in Tränen aus. Erschrocken legte ich ihr den Arm und die schmalen Schultern und sie klammerte sich an meine Hand und weinte sich das Herz aus dem Leib. Ich hatte Mühe, sie zu halten, so sehr wurde sie von ihrem Weinkrampf geschüttelt, immer und immer wieder. Als sie schließlich etwas ruhiger wurde, putzte sie sich die Nase. Mit heiserer Stimme sagte sie:
„Nie werde ich seine Augen vergessen, als langsam die Erinnerung wieder kam. Als langsam das Licht wieder erlosch,
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