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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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zu stark sein, Michael musste ja geistig anwesend sein. Die letzten Tage war er steif wie eine Eisenstange gewesen, jeder Muskel verkrampft, der ganze Körper tat ihm weh. Alles tat ihm weh. Dann klingelte das Telefon. Die Jury war soweit. Wir mussten uns innerhalb der nächsten Stunde im Gericht einfinden. Als er von Tom Mesereau abgeholt wurde, standen wir alle im Foyer. Karen war da, seine Freunde, seine Geschwister, seine Eltern… und seine Kinder. Wir standen wie im Spalier.
    Das...hätten wir nicht tun sollen. Das war… das war…als Michael seine Kleinen dort stehen sah, mit dem Wissen, dass es das letzte Mal für sehr lange Zeit oder sogar für immer sein könnte, ging er in die Knie. Er weinte, oh, mein Gott, wie er weinte… wie er weinte...! Er lag auf seinen Knien, da in diesem Foyer, und die Kinder umarmten ihn, pressten ihre kleinen Münder auf seine Lippen, sein Gesicht, sagten ihm, dass sie ihn lieben und dass sie an ihn denken und dass sie ihm ganz viel Energie schicken und Michael bekam kaum Luft und er flüsterte, immer und immer wieder, wie sehr er sie liebe und dass sie das nie vergessen dürfen, dass sie es nie vergessen dürfen…dass Liebe das Wichtigste sei, egal, was passiert...egal, was passiert...er war unfähig, aufzustehen. Immer und immer wieder drückte er sie, flüsterte: „Meine Kinder, meine Kinder...ihr seid alles für mich, alles...ich liebe euch, ich liebe euch...“. Sein Vater packte ihn schließlich unter den Achseln, hob ihn hoch wie eine Puppe und er ließ sich widerstandslos mitführen. Wir hievten ihn ins Auto und von da ab war er beherrscht. Er konzentrierte sich. Wir alle konzentrierten uns. Wir alle saßen und beteten. Obwohl es dafür schon zu spät war.”

Die Urteilsverkündung
    13. Juni 2005. Michael sitzt im Fonds des schwarzen SUV, der ihn zum Gericht bringt. Er fühlt kalten Schweiß auf seiner Haut, Zittern im Inneren des Körpers,
    dort, wo niemand es sehen kann. Sein Herz ist starr und er befiehlt ihm, so zu bleiben. Ruhig, ruhig. Nur noch ein paar Minuten...in einer halben Stunde würde alles vorbei sein. Vielleicht buchstäblich alles vorbei sein... Bleib ruhig, mach dich fest...die inneren Befehle tun ihre Wirkung. Er erstarrt in einer künstlichen Ruhe, fühlt sich benommen, nicht nur von den Medikamenten, bekommt sein Umfeld kaum mit, blendet es aus.
    Der SUV hält. Der Motor erstirbt. Das Herz macht sich selbständig, hält sich nicht mehr an seine Befehle, hämmert gegen seine Rippen. Michael steigt aus. Wie ein Faustschlag trifft ihn die Hitze, unbarmherzige Sonne, heiße Luft, macht ihn schwach. Jemand spannt den Schirm auf. Schatten fällt über seine Augen. Etwas ist anders als sonst.
    Es ist still.
    Unheilvoll still. Keine gute Stille, unheimlich, spannungsgeladen. Hie und da ein Strahl von Hoffnung, kaum wahrnehmbar. Seine Fans schweigen. Wie Vögel im Wald vor dem Unwetter, vor Gefahr. Er fühlt ihre Angst, wie er die seine fühlt. Er spürt die Herzen seiner Fans mit dem seinen um die Wette schlagen. Spürt ihre Gebete, diesen unsäglichen Druck und mit einem Mal wird ihm bewusst, dass dies die letzten Minuten in Freiheit sein könnten. Er denkt an seine Kinder und Tränen wollen ihm über die Wangen strömen. Er will sich in irgendwelche Arme werfen und weinen, weinen, weinen, will all diese Qual, diesen Schmerz herausschreien, um endlich, endlich frei davon zu sein. Eine eiserne Hand presst heftig seinen Oberarm, hebt ihn an, zieht ihn nach oben, gibt ihm Kraft. Sein Vater steht hinter ihm, hat den kurzen Einbruch gespürt. Seine Hand ist da. In diesem Moment ist Michael dankbar für diese Kraft, auch, wenn sie weh tut.
    Der kurze Weg ins Gebäude, dort ist es kühl. Er fühlte einen Knoten im Kehlkopf, der hoch zum Gaumen drückt. Er kann nichts sagen. Hangelt sich von einer Sekunde zur anderen. Arme ausbreiten. Ein Beamter. Metalldetektor über seinem Körper. Michael schließt die Augen. Da ist seine Mutter. Sie sieht ihn an, ihre Augen ein Pool voller Mitgefühl, Liebe und Sorge. Er schaut weg. Er will wieder ein kleines Kind sein, will zu seiner Mama, sich in ihre Arme werfen und darin versinken, wissend, dass alles gut wird. Aber...nichts ist gut. Er ist hier. Keine Luft, schmerzendes Herz...seine Kinder, seine Kinder...!
    Weiter gehen. Weiter gehen. Seine Beine funktionieren seltsamerweise. Ein Fuß setzt sich automatisch vor den anderen, bis er sitzt. Bis er auf diesem Stuhl sitzt.
    Um 14.00 Uhr sind alle im Gerichtssaal

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