Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
war?“
„Oh, nein!“, rief ich entsetzt.
„Oh doch! Und er war so, wie er war: Feige, feige, feige. Er hat praktisch jede Aussage verweigert. Dann zeigten sie seinen Film…“
„Wozu das denn? Was hat eine Doku mit einem Beweis zu tun?“
„Nichts! Aber sie hat Michael als Geisteskranken hingestellt! Bei Millionen von Menschen auf der ganzen Welt! Könnte doch sein, dass es auf die Jury-Mitglieder die gleiche Wirkung hat!“
Empört stieß ich Luft aus. „Das hat es hoffentlich nicht, oder?“
„Wer weiß das schon? Aber du siehst – sie haben nichts ausgelassen. Die Video-Aussage Gavins, dass zwischen ihm und Michael nie was war, die wurde nicht erlaubt. Aber der Scheißfilm eines karrieregeilen Journalisten…“ Grace brach wutschnaubend ab.
„Wie hast du dich gefühlt, als du das erste Mal die Doku gesehen hast?“, fragte sie mich dann.
„Ähm….komisch“, gab ich zu. „Ich wollte es nicht glauben, gleichzeitig merkte ich, wie mein Verstand mir sagte: aber das sind doch reale Bilder, das ist doch Michael höchstpersönlich, das sind Sätze, die er sagt, Dinge, die er tut...ich meine, er hat Blanket aus dem Fenster gehängt... er wirkte...seltsam.”
„Da siehst du“, schnaubte Grace erneut. „Da siehst du mal. Und du hast die Doku gesehen, als du schon persönliche Gespräche mit Michael hattest! Jetzt stell dir mal vor, die sieht jemand, der ihn bisher von der Presse als durchgeknallten Psychopathen serviert bekommen hat! Oder ein Jurymitglied, das weiß, da sitzt einer, der allen Grund hat, pädophil zu sein!“
Mir wurde klar, dass die Chancen trotz der exzellenten Arbeit Mesereaus für Michael äußerst gering gestanden hatten. Mehr als gering.
„Mr. Mesereau“, fuhr Grace fort, „hat dann genau das Richtige getan. Er hat die herausgeschnittenen Szenen gezeigt, alles, in voller Länge. Die ungekürzten Aussagen Michaels, all das Gute, seine Auffassungen, sein Glaube an Liebe... Untermalt war das Ganze mit Michaels Musik und… was soll ich dir sagen...es war... berührend… Es tat so gut, plötzlich etwas Aufrichtiges, Ehrliches, Warmherziges zu sehen. Es tat so gut, den echten Michael zu sehen. Und… seine Energie hat sich wie Engelsschwingen im Gerichtssaal ausgebreitet. Er wirkte so offen und unschuldig in seiner kindlichen Art, in seinem Bedürfnis zu helfen. Manche Jurymitglieder haben sogar geweint.“
„Oh, Gott sei Dank“, flüsterte ich.
„Ja, es hat viel ausgemacht. Michael hat Recht. Musik heilt. Und manche seiner Lieder besonders.“
„Ja“, sagte ich. „Das tun sie.“
„Ab dem 5. Mai ging dann der Fall zur Verteidigung. Wie schon erwähnt gelang es Mr. Mesereau, all die Zeugen, die gegen Michael ausgesagt hatten, zu entlarven. Die meisten hatten persönliche Gründe, Rachegefühle, Neid und so weiter. Die Angestellten sagten, sie seien unfair entlassen worden, dabei hatten die meisten etwas geklaut und waren erwischt worden. Eine Haushälterin von Michael wollte sogar ihre Freundin bestechen, negative Aussagen über Michael zu machen und bot ihr Geld dafür. Geld, dass sie sich dann von Michael wieder holen wollte. Aber die Freundin machte nicht nur nicht mit, sie hatte das Telefonat aufgezeichnet und es wurde vorgespielt“.
Ich schüttelte frustriert mit dem Kopf. Hier wurde mit so absurden und unfairen Bandagen gekämpft, dass ich mich fragte, warum sich ein Richter für so was überhaupt hergab.
„Wer war für Michael im Zeugenstand?“ wollte ich wissen.
„Andere Celebrities, die von den Arvizos belästigt worden waren, die Gavins Dreistigkeit bestätigten. Sie sagten, dass Gavin für sein Alter sehr genau wisse, was er wolle und dass er mitnichten das kleine, arme Opfer sei, das er im Zeugenstand gemimt hat. Sie erzählten, wie die Arvizos ihnen immer wieder Geld aus den Rippen gepresst hätten und als Janet, die Mutter behauptete, sie sei von Michael nach Miami entführt worden, erzählte Chris Tucker unverblümt, dass das nicht wahr sei. Das hat der Jury gar nicht gefallen, als sie sah, mit welch plumpen Lügen hier gearbeitet wurde. Tom Mesereau hat diesen herrlichen Satz geprägt, als Janet Arvizo behauptete, sie würde auf Michaels Ranch festgehalten werden. Dabei war sie nachweislich unterwegs, wie sie es gerade brauchte! Mit Michaels Limousine! Tom fragte sie: ‚Wie oft konnten Sie denn entkommen und sind freiwillig zurückgekehrt, damit Sie wieder entkommen konnten?’“
Grace lachte sich schief über diesen Satz und ich lachte
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