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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Verhalten...die bodenlose Sehnsucht nach der Kindheit, nach etwas Heilem, Glücklichen war greifbar. Die Sehnsucht nach Liebe. Obwohl er doch so voll davon war. Er meinte, die Kindheit sei der Schlüssel zum Glück und zeitgleich war es etwas, was er für immer verloren glaubte, was ihm niemand zurück geben konnte, weil die Zeit einfach um war...das hieß im Umkehrschluss, dass er nie glücklich werden konnte, da ihm dieses essenzielle Element, seiner Überzeugung nach, auf immer fehlen würde. Und die Verzweiflung darüber, der Groll und die Wut saßen tief – ein Dorn in seiner Seele.
    Aussagen summierten sich, Aussagen, die er wieder und wieder getroffen hatte: Michael erzählt Journalisten, dass er in den ersten Jahren seiner Karriere oft geweint habe, weil er sich nicht gut genug fand. Aber er weint heute noch.
    Michael findet sich hässlich.
    Michael ist nie zufrieden. Er freut sich nicht über gelungene Veranstaltungen. Es gibt immer etwas, was noch hätte besser sein können. Er muss perfekt sein. Was steht hinter diesem Wunsch nach Perfektionismus? Das kindliche: Ich hab alles richtig gemacht! Es gibt keinen Grund, mich nicht zu lieben! Ich war brav!
    Michael hat immer Angst, dass es anderen nicht gefällt. Dass er anderen nicht gefällt. Dass sie schlecht über ihn denken könnten.
    Nach einer seiner grandiosesten Vorstellungen von Billie Jean im Jahre 1983, bei Motown 25, als das Publikum aufgrund seines Auftritts Kopf gestanden war, als seine Magie so spürbar im Raum gestanden hatte, hatte er geweint, weil ihm eine Drehung nicht perfekt gelungen war.
    Michael liebt Perfektion, er will Dinge, so sagt er, für die Ewigkeit schaffen und daher müssen sie perfekt sein. Keine Fehler für Michael. Fehler sind schlecht. Fehler werden bestraft.
    Er identifiziert sich mit der Traurigkeit des Elefantenmannes. Jemand, der als Missgeburt auf die Erde kam und immer verhöhnt, mit angewidertem Gesichtsausdruck betrachtet wurde und doch genau damit die Attraktion für andere war.
    Er sagt zu Oprah, er imitiere Jesus, er möchte so gut sein wie Jesus, geben wie Jesus, helfen wie Jesus. Welche Aufgabe spürt er in sich? Spürt er das Vollkommene in sich und kommt nicht ran? Was trennt ihn davon?
    Er möchte ein guter Mensch sein. Und wenn Menschen den Wunsch haben, ein guter Mensch sein zu wollen, dann deshalb, weil sie geliebt werden wollen. Wir alle machen so viele Dinge, nur, weil wir geliebt werden wollen.
    Und dann schaue ich mir seinen Kurzfilm Teaser an.
    Inhalt: Menschenmassen, die ihm zujubeln. Sie wollen ihn, verzehren sich nach ihm. Er wird als gigantische Statue gezeigt, die von Tausenden von Menschen angehimmelt wird. Teaser - das ist sein Schrei nach Liebe. Aber ist das die Form von Liebe, die er wirklich will? Die er braucht? Missversteht er da nicht etwas?
    Mit gerunzelter Stirn lese ich Zitate von ihm.
    „Ich bin ein Instrument der Natur. Meine Aufgabe ist es, andere Menschen glücklich zu machen.”
    „Ghandi, Christus… wenn es ihnen so ergangen ist, warum nicht auch mir?“
    „Wenn du zur Welt kommst und geliebt wirst, und wenn du geliebt wirst, wenn du sie wieder verlässt, dann ist alles in Ordnung. Mit allem, was dir dazwischen passiert, kannst du dann fertig werden.“
    Er sagt: „Ich liebe, das, was ich tue, und ich würde mich freuen, wenn Leute auch lieben, was ich tue und wenn ich geliebt werde. Ich möchte einfach geliebt werden, wo immer ich hingehe. Überall auf der Welt, weil ich Menschen liebe, Menschen aller Rassen aus der Tiefe meines Herzens wahrhaft liebe.”
    Eine Szene aus der Bashir-Doku, als dieser ihn fragt, ob er sich einsam fühle:
    „Wenn ich im Hotel festsitze und da sind diese Tausende von Fans, die mir zurufen…Überall ist diese Liebe, aber trotzdem fühlst du dich gefangen und einsam. Und du kannst nicht raus.”
    Und in seinem Song über seine Kindheit ist eine der Refrainzeilen, seine ewige Bitte: „Try hard to love me.”
    Das war seine Herausforderung. All diese Aussagen definierten seine Sehnsucht, seine Aufgabe und sein Missverständnis hier in diesem Leben: Liebt mich! So liebt mich doch endlich! Gebt mir doch diese Liebe, die ich euch auch gebe! Gebt mir eure Liebe. Seht, was ich doch für diese Liebe tue! Wie sehr ich mich anstrenge, wie sehr ich mich quäle, wie sehr ihr mich quält...womit hab ich das verdient? Ich will doch nur eure Liebe...nur eure Liebe, eure Liebe.
    Das Missverständnis unserer Welt, das Missverständnis der meisten Menschen auf

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