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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Anerkennung, Aussehen…und so ging es auch uns.
    Ich lernte von meiner Mutter, dass es wichtig ist, gut auszusehen, und ich verwendete viel Zeit darauf, weil ich instinktiv Angst hatte, nicht anerkannt zu sein, wenn ich das nicht tue. Sie lehrte mich, dass soziale Akzeptanz und ein anerkannter Beruf entscheidend sei. Und als ob er ihre Lehren Lügen strafen wolle, lebte mein Vater das genaue Gegenteil. Er saß zuhause, fing an zu trinken und in seinem Suff schlug er mich und meine Geschwister oft. Die Polizei musste kommen und... sie kamen natürlich nicht dezent, sondern mit Martinshorn, so dass alle Nachbarn Bescheid wussten und ich mich wie eine Aussätzige fühlte. Wenn ich nach solchen Nächten beim Metzger oder Bäcker einkaufte, mieden mich die Leute. Das tat schrecklich weh.
    Dann verließ meine Mutter meinen Vater – und uns. Es gibt so viele Momente in unseren Leben, die uns unselige Eide schwören lassen, Eide, aus Schmerz geboren, Eide, die dich an den Verstand, an dein Ego binden. Denn Verstand und Ego sind die beiden, die dich retten wollen, wenn du meinst, dein Herz lässt dich im Stich. Ego und Verstand waren meine Schutzfunktionen, die mir sagten: Damit dir dieses Elend nie mehr passiert, brauchst du eine anerkannte Stellung, einen hohen Verdienst, soziale Sicherheit und Akzeptanz. Alles andere ist unwichtig. Wenn du das hast, bist du glücklich.“
    Michael sah mich von der Seite her an. Ich wollte seinen Blick nicht erwidern. Er war hundertprozentiger Zuhörer und ich wusste, dass seine hohe Intelligenz schon jetzt den Transfer auf seine Situation übernommen hatte.
    „Also machte ich mich auf, Karriere und Geld zu erwerben“, fuhr ich fort, „in der Hoffnung, glücklich zu werden. Und ich machte Geld und Karriere. Ich kam gut voran. Ich studierte Pädagogik und wurde dann von einem Wirtschaftsunternehmen geheadhuntet. Dort durchlief ich noch mal eine Ausbildung und verdiente bald mehr Geld als erwartet. Ich war eine erfolgreiche Frau, aber ich war nicht glücklich. Ich hatte eine wichtige Position inne mit wichtig klingendem Titel. Aber auch das machte mich seltsamerweise nicht glücklich. Ich lernte meinen Mann kennen, verliebte mich ihn in und wir heirateten…und das machte mich ein bisschen glücklicher. Aber auch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte, denn ein Leben zusammen führen und zusammen alt werden wollen, heißt, sich gemeinsam entwickeln. Wir hatten uns gefunden, weil er auf meine und ich auf seine roten Knöpfe drückte... so hatte ich Angst, ihn wieder zu verlieren. Nicht gut genug zu sein. Dieses Glück nicht verdient zu haben.
    Beide arbeiteten wir rund um die Uhr. Der Erfolg gab uns recht...gab unserem Ego Recht...aber es war ... leer. Ja, genau, das ist wohl das richtige Wort. Und wir wollten diese Leere mit Glück füllen und beschlossen, Kinder zu haben. Ich wurde sofort schwanger, als ob unsere Entscheidung der überfällige Startschuss für etwas gewesen wäre. Innerhalb von zwei Jahren bekamen wir zwei Kinder, ein Mädchen, ein Junge.“
    „Oh, wie schön“, flüsterte Michael neben mir und unsere Blicke begegneten sich.
    „Ja“, lächelte ich, „sie sind mit das Beste, was uns widerfahren ist. Plötzlich fühlte ich wieder Zugang zum Kindlichen, zum Intuitiven. Dein Baby kann nicht sprechen, der Verstand hat keine Chance. Du musst in seine Welt eintauchen und glaub mir, das fiel mir verdammt schwer. Ich war jahrelang in dieser anderen Welt gewesen, in der Geschäftswelt, und wurde nun zurück geworfen auf das Ursprüngliche, auf… wenn du so willst… auf das „Sein.” Ein Baby ist einfach. Es kann gar nicht anders als dir Liebe und Vertrauen schenken. Das war für mich weltverändernd. Aber diese Änderung kam natürlich nicht schnell. Sie kam langsam und sie war mit vielen Hindernissen gespickt.
    Denn trotz der Liebe für meine Kinder war noch mein Ego präsent...und meine Muster, schließlich hatte ich das ja jahrelang genährt. Glück, so hatte mein Ego mir klargemacht, war auch soziale Akzeptanz und das schien für mich ein unlösbarer Brocken zu sein“.
    Ich schnaufte tief durch.
    „Dieses Thema begegnete mir in allen Bereichen meines Lebens, im Beruf wie zuhause. Ich wollte be- und geliebt sein, dazu gehören, du weißt schon… aber…trotz aller Errungenschaften im Beruf, trotz all meiner Bemühungen zuhause, brachten mir die Menschen nie die Zuneigung entgegen, nach der ich mich sehnte. Sie bewunderten mich. Sie holten sich Rat bei mir. Sie

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