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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Ursachenbekämpfung?“
    „Das sind unnütze Hoffnungen und blödes, theoretisches Gelaber“, insistierte Jake zornig. „Das bringt rein gar nichts!“
    „Woher willst du das wissen, wenn du es nicht ausprobierst?“ fauchte ich, meinerseits wütend.
    „Ganz einfach, Chirelle“, biss er zurück, „es ist nicht logisch! Du sagst, die Ursache seiner Katastrophen wäre, dass er sich nicht selbst liebt... das impliziert, dass Selbstliebe persönliches Leiden abwendet und alles in Butter ist, nur weil man sich selbst mag? Was für ein...“
    Er biss sich auf die Lippen, es war ihm anzumerken, wie schwachsinnig er diese Ansicht fand.
    Mir gab seine Pause Gelegenheit zu einer Richtigstellung, die mir auf dem Herzen lag.
    „Jake, Selbstliebe ist etwas sehr...Tiefes...damit ist nicht die Beweihräucherung der Persönlichkeit gemeint, wie das in Seminaren oft gemacht wird...meine Meinung ist, dass wir alle hier runter geplumpst sind, um diese Quelle in uns zu finden...und wenn du das hast, ist doch alles... “
    Genervt von meinem Gerede fuhr er mir wütend dazwischen:
    „Das ist naives Gerede von einer unbedarften Hausfrau aus Deutschland, die ein paar esoterische Machwerke gelesen hat und deren Hauptkomplikation darin besteht, die Waschmaschine falsch programmiert zu haben!“
    Verletzt schloss ich den Mund. Jakes Augen sprühten, als er fortfuhr:
    „Dein Gequatsche ist nicht nur nicht logisch, es entbehrt jeder Grundlage! Überleg doch mal,...du Schlaufuchs, was ist mit Ghandi? Was ist mit Jesus? War Ghandi deiner Meinung jemand, der sich nicht selbst geliebt hat? Oder Jesus? Jesus hat sich nicht geliebt? Oder Mandela? Chirelle, mach dir bewusst: Ghandi wurde erschossen. Jesus wurde gekreuzigt. Mandela hat für Jahrzehnte unschuldig im Gefängnis geschmort. Wie vereinbart sich das mit deiner Scheißtheorie?“
    Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Jake war in Rage und als ich ihm nichts entgegensetzen konnte, nutzte er seinen Schwung:
    „Es gibt auch eine völlig andere These“, sagte er aufgebracht, „eine, die ebenso philosophisch wie deine! Wo du dich so gern auf Schriften berufst - die erste Regel der Buddhisten heißt: Leben ist Leiden. Ich hoffe, das schließt dir den Mund!“
    Er schnaufte tief durch, ließ Luft ab. In mir war ein unangenehmes Gefühl, eines, das mir klarmachen wollte, möglicherweise einen Riesenfehler begangen zu haben.
    „Und wie lautet deine These?“, fragte ich beklommen, bemüht, gefasst zu bleiben.
    Jake warf mir einen Blick zu, nahm einen Stein in die Hand, spielte damit herum. Er wurde etwas ruhiger.
    „Immer, bevor sich Dinge auf dieser Welt änderten, hat es Märtyrer gegeben“, sagte er nachdrücklich, „Menschen, die bereit waren, zu leiden, um anderen Dinge bewusst zu machen. Vielleicht ist es einfach so, dass Michael einer der letzten Märtyrer dieser Welt ist. Vielleicht ist er jemand, der auf die Zustände in dieser Welt mit seinem ganz persönlichem Leiden aufmerksam macht. Damit die Menschen nach ihm etwas ändern. Vielleicht ist er einer derjenigen, die genau deswegen auf diese Welt gekommen sind. Hast du dich nie gefragt, warum er alles mehr oder weniger klaglos erträgt? Warum er sich nicht so wehrt, wie es andere in seiner Situation tun würden? Wäre nicht eine Erklärung, dass er seine Rolle und sein Schicksal klar erkannt hat und es ohne zu jammern lebt? Wie viele Menschen kennst du, die zu dieser Größe fähig sind? Zu diesem bewussten Leiden? Die erkennen, dass wir alle nur die Hampelmänner von ein paar Machtbesessenen sind! Und die sagen: Ich halte es aus... für eine bessere Welt... oder zumindest für die Aussicht auf eine bessere Welt!?“
    Mir stand der Mund offen und ich wurde bleich. Jakes Ansichten warfen mich buchstäblich um und – sie hörten sich stimmig an. Gott...hatte ich mich so sehr getäuscht? Doch irgendetwas schien unrund...irgendeinen Aspekt hatte Jake außer Acht gelassen und mein Gehirn fieberte danach, diesen herauszufinden.
    „Jake“, sagte ich mit belegter Stimme, „du hast insofern Recht... Michael ist so was wie ein Botschafter. Das spürt man ganz deutlich, wenn man sich näher mit ihm beschäftigt...und der Gedanke des ‚letzten Märtyrers’...das hört sich alles...im ersten Moment richtig an... aber...ich weiß nicht...“
    Ich brach ab, verzweifelt, weil ich nicht auf des Pudels Kern kam. Für kurze Zeit schwieg ich. Und dann brach es aus mir heraus:
    „Der Punkt ist doch, dass Michael glücklich sein will ! Und

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