Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
tätschelte meine Schulter. „...und dann bringst du deine Familie einfach mit.“
Sie schmissen eine Party für mich. Eine echte amerikanische Kitschparty mit Girlanden und Kuchen (den ich nicht selbst gebacken hatte) in grellbunten Farben, Tischfeuerwerk, Papphüten und Clownsnasen. Die Kinder tobten herum und schrien wild durcheinander, die Erwachsenen tanzten zu Michaels Liedern und erzählten sich Anekdoten, wir tranken Champagner und genossen am Abend noch ein brillantes Catering inklusive Servicepersonal, das Michael mir zu Ehren geordert hatte, so dass keiner an Küche und Co denken musste.
Michael tanzte uns etwas vor, dann tanzte er uns mit seinen Kindern etwas vor und das sah so süß aus, dass wir alle vor Begeisterung kreischten. Danach sang er. Es war traumhaft schön. Es war einfach ein wunderbarer Abend und Grace schlug am Schluss noch einen Umtrunk vor dem Kaminfeuer vor, eine Idee, die wir alle mit Begeisterung aufnahmen.
In bester Stimmung versammelten wir uns vor dem riesigen Feuer und Grace schenkte samtigen Rotwein in große, bauchige Gläser.
Michael kam mit einem Glas in der Hand auf mich zu. Er wollte an diesem letzten Abend mit mir anstoßen und so stand er vor mir und sah mir in die Augen.
Mir rutschte das Herz in die Hose. Der King of Pop. Einer der besten Menschen, die ich je in meinem Leben kennen gelernt habe. Mein Herz floss über und ich war so dankbar für diese Begegnung mit ihm. So vieles war mir klar geworden in seiner Gegenwart und so vieles nahm ich mit als Vorbild für mein eigenes Leben zu Hause: Seine Liebenswürdigkeit, seine Art, mit Kindern zu spielen, seine Art, sich Gott zu öffnen, wenn er etwas schuf…und vor allem seine Güte, die er sich trotz allen Leids erhalten hatte. Mit leuchtenden Augen sah ich ihn an und hob mein Glas.
„Danke, Michael, für alles“, sagte ich und spürte, wie mir die Tränen kamen, „ich liebe dich und die Zeit hier mit dir war eine der schönsten in meinem ganzen Leben.“
„Es ist an mir, danke zu sagen“, sagte er leise und umarmte mich lange. Es war wie ein Ineinanderfließen, wie die Vereinigung zweier Wassertropfen, wir spürten uns und waren glücklich.
Zwei Tage später befand ich mich in Deutschland, zu Hause, und dachte mit Wärme und Liebe an diese so ungewöhnliche, unerwartete Zeit zurück. Ich war glücklich, den Kontakt mit Grace, Karen und Mike aufrechterhalten zu können. Jake hatte mir keine Daten gegeben.
Jeden Tag betete ich für Michael, betete ich darum, dass Michaels Schiff, seine große Seele den Eisberg umschiffen konnte. Niemand verdiente das mehr als er.
Ich drückte ihm die Daumen, bis sie blau waren.
XX/2008/2009 Drehung?
Der Termin fand nicht statt. Das war in den letzten zwanzig Jahren noch kein einziges Mal passiert. Noch nie. Selbst als XX krank gewesen war, hatte er ihn empfangen, hatte er seine Anweisungen weitergegeben und Berichterstattung gefordert. Doch nun… fiel der Termin aus.
Hinter vorgehaltener Hand sprach man von einem Herzanfall. Er ist nicht ansprechbar. XX meldet sich bei Ihnen.
Plötzlich war Zeit da. Zeit, die man nutzen konnte. Niemand sonst konnte ihm Befehle erteilen. Zeit. Zeit, sich Gedanken zu machen. Zeit, andere Dinge zu unternehmen. Wer weiß… Zeit, um etwas wieder gut zu machen.
***
Graces Briefe erreichten mich. Sie klang vorsichtig und umschrieb viele Dinge. Sie schrieb, dass Michael Angebote erhalten habe, denen er mit gemischten Gefühlen gegenüberstehe. Seine Kreativität lief auf Höchsttouren, sie habe das Gefühl, dass er das Bedürfnis habe, das alles nach draußen zu lassen...aber er wäre einfach noch nicht soweit. Er bräuchte eine ‚Regenerationsphase’, über die er gerade stark nachdächte. Es seien seit längerem keine Drohbriefe mehr gekommen und sie alle betrachteten dies als gutes Omen für eine bessere Zukunft. Den Kindern ginge es gut, erst neulich hatten sie Paris’ Geburtstag gefeiert und die Kleine habe sich gewünscht, Michael einmal auf der Bühne zu sehen.
„Sie lieben ihren Vater unendlich. Sie würden alles für ihn tun.”
Ich konnte mir nicht helfen. Irgendwie lag zwischen ihren Zeilen eine heimliche Sorge. Ich biss mir auf die Lippen. Warum hatte sie dieses „alles“ so betont?
Und dann hörte ich nie mehr etwas von ihr.
Der Eisberg
Seit einigen Tagen sah man wieder Angst auf seinem Gesicht. Alte Qual forderte ihre Daseinsberechtigung, versuchte, sich ihren Weg zu bahnen. Es hatte mehrere Besprechungen mit seiner
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