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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Gott hat uns einen freien Willen gegeben – er zwängt uns keine Rollen auf, die unser Ego meint, ausführen zu müssen, damit wir ein „Guter Mensch“ sind! Weil dieses Ego meint, damit bei Gott einen Stein im Brett zu haben! Verdammt noch mal, ich glaube nicht an so einen Mist! Michael hat das Recht, genauso wie jeder andere glücklich zu sein! Und das Märtyrergerede ist totaler Quatsch! Wenn er sich vorgenommen hätte, ein Märtyrer zu sein, wäre er selbst in dieser Rolle glücklich! Und er hätte keine Kinder in die Welt gesetzt! Weil er die in dieser Aufgabe gar nicht hätte brauchen können. Michael will ein glückliches Leben und das darf er haben! Alles andere ist Bullshit! Und er meint, er sei dieses Glück nicht wert!“
    Mit undurchschaubarem Blick starrte Jake mich an.
    „Und was dein Beispiel mit Ghandi und Jesus angeht – gut, ja, natürlich – ihr Leben scheint nicht leicht gewesen zu sein. Aber waren sie unglücklich? Eher sind sie für mich Beispiele, wie man unter den miesesten Bedingungen Glück empfinden kann – weil sie keine Bedingungen brauchten, um glücklich zu sein! Und wenn wir schon dabei sind: Auch deine Buddha-Lehre interpretiere ich anders: Leben ist Leiden, wenn man am Außen hängt. Und wenn man das Außen mit Leben gleichsetzt, leidest du. Fertig! In allen Schriften kannst du lesen, dass dieser Planet ein Kreislauf von Tod und Geburt ist – und dass wir uns daraus befreien können! Ja – so gesehen ist Leben Leiden, weil wir noch nicht da sind, wo wir sein könnten, wenn wir erkennen, dass es ein Glück gibt, das unabhängig von äußeren Dingen liegt! Lass das Märtyrergequatsche! Michael will und darf und kann glücklich sein – und er ist der Erste, der es verdient!“
    Jake stieß einen kurzen, verächtlichen Laut aus, drehte sich in die entgegensetzte Richtung, weg von mir.
    Ich sagte nichts mehr. Wut verdunkelte meine Augen. Gereizt nahm ich das Weinglas in die Hand und kippte einen guten Teil des Inhaltes in meinen Körper.
    „Und wenn du schon auf dieser Märtyrerschiene reitest und alles so unlogisch findest“, setzte ich verdrießlich hinterher, „...dann verrat mir mal, wie er für die Welt ein Beispiel sein kann, wenn alle sagen: So unglücklich wie der möchte ich nicht werden! Er ist hier, um sein eigenes, ganz eigenes Glück zu leben! Und wenn er das tut, hat er eine mühelose Rolle eingenommen, die anderen genau das zeigen kann, weil er in der Lage ist mit seinen Gaben und seiner Ausstrahlung Menschen zu erreichen!“
    Jake schwieg. Lange. Nach einer Zeit streckte er seine Hand nach dem Glas aus. Ich verstand die Geste und hielt es ihm hin.
    „Was lässt dich glauben, er hätte eine Chance mit deiner Theorie?“, brummte er und ich konnte nicht sagen, ob Hoffnung oder Sarkasmus in seiner Stimme überwog.
    „Weil...weil er sich ändert“, sagte ich und als er mich kritisch ansah:
    „Er ändert seine Route, er befährt andere Gewässer...schau, es ist wie mit der Titanic. Du fährst die falsche Route, weil du und andere meinen, das sei der richtige Weg. Und dann ist da der Eisberg. Du stoppst die Maschinen. Das ist das, was Michael macht. Er ist dabei, Gedanken, die er seit knapp fünfzig Jahren denkt, zu stoppen. Die Glaubensgrundsätze, die fünfzig Jahre lang sein Schicksal geformt haben, umzuprogrammieren. Das geht nicht so schnell. Diese Gedanken haben ja Fahrt drauf. Alles, was sie hervorgerufen haben, hat Fahrt drauf. Selbst, wenn du jetzt stoppst und beidrehst bis zum Anschlag, weißt du nicht, ob es reicht, einer Kollision mit dem Eisberg auszuweichen.“
    Jake saß am Ufer wie festgemeißelt. Sein Gesicht verriet nichts.
    „Und wenn er kollidiert?“ entgegnete er. „Was ist, wenn es zu spät ist?“
    „Dann gibt es noch Rettungsboote“, antwortete ich. „Selbst, wenn du ins Meer fällst, kannst du gerettet werden.“
    Er starrte auf das Wasser. Nach einiger Zeit sagte er dann:
    „Fakt ist: Die Titanic ist untergegangen. Und die meisten sind ertrunken. Die wenigen, die gerettet wurden, waren feige, reiche, überhebliche Arschlöcher.“
    „Aber nicht alle“, sagte ich bebend. Ich mochte an so was nicht denken.
    ***
    In wenigen Tagen würde ich Michael, seinen Kindern, Linda, Grace, Karen, Jake, Jason, Bob und all den anderen Auf Wiedersehen sagen müssen. Mein Herz war schwer, wenn ich daran dachte, sie verlassen zu müssen und gleichzeitig freute ich mich unglaublich auf zuhause.
    „Du besuchst uns, Chirelle“, sagte Michael und

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