Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

einmal von den Kindern verabschieden.
    In den Schlagzeilen stand: „Paris Jackson feuert langjähriges Kindermädchen“, darunter als Erklärung: weil Grace Rwamba darauf bestanden habe, dass Paris ihre Hausaufgaben machen sollte.
    C onrad Murray hatte einige Zeit gebraucht, bis ihm dämmerte, dass er unter Umständen die Rolle des Bauernopfers in einem äußerst wirren und gefährlichen Drama innehaben könnte. Dann hatte es eine Zeitlang gedauert, bis er das wahrhaben wollte. Letzteres war ihm bis dato noch nicht ganz gelungen. Zu groß war die Chance, zu verlockend das Preisgeld. Aber der Verdacht war da und speiste sich aus vielen Indizien.
    Er hatte sein Glück kaum fassen können, als er von einem Unbekannten auf den Straßen von Las Vegas angesprochen wurde, ob er einen hoch dotierten Privatauftrag annehmen wolle.
    Er hatte seinen Ohren nicht getraut, als er hörte, um wen es sich handelte und es war für ihn keine Frage: Es war ein einmaliges Angebot und er überlegte nicht lange. Er war in einer prekären, finanziellen Situation. Er konnte es sich nicht leisten, lange zu überlegen.
    Die Bedenken kamen ihm erst hinterher. Da kamen ihm sogar sehr viele Bedenken, mit denen er nie gerechnet hätte. Conrad Murray war kein schlechter Mensch und er wollte auch keiner werden. Der Auftrag, der sich zu Beginn als gangbar dargestellt hatte, begann zu seinem ganz persönlichen Albtraum und zu einer spezifischen Gewissensfrage zu werden. Aber er biss die Zähne zusammen, deckte sich mit Fachbüchern ein und war entschlossen, sie beide, sich und Michael, aus diesen gefährlichen Gewässern heraus zu manövrieren. Wenn er das schaffte, war so viel gewonnen. Für ihn und für Michael.
    Anfangs dachte auch er, wie die Veranstalter, wie die Manager, wie Michael: Ein Jahr, es ist ein Jahr. Dann wäre er durch. Er war der Arzt, der diese Leistung möglich machen würde, der Leibarzt von Michael Jackson. Er wäre damit für immer in der Promi-Welt zuhause und allein mit dem Verdienst aus diesem Jahr saniert. Er war verbissen, Michael da durchbringen. Für sich und für ihn.
    Er konnte nicht wissen, dass es Leute gab, die an genau dieser Lösung nicht interessiert waren.
    ***
    Die Nächte wurden für Michael zum Problem. Manchmal glitt er in einen unruhigen Schlaf, in einen luziden Traum und das kurze Abtauchen in real erscheinende Bilder erschöpfte ihn mehr, als dass er sich erholte.
    Schreiend fuhr er aus dem Schlaf hoch und brauchte dann Murray und seine Mittel, um wieder einschlafen zu können.
    Er träumte...träumt, wie das Publikum in der O2-Arena seinen Namen schreit, ihn ruft, es kaum erwarten kann ihn zu sehen. Man legt ihm den 15 kg schweren Anzug an, der aus einzelnen Stücken besteht und über und über mit dicken, funkelnden Swarovski -Steinen besetzt ist.
    Der Helm kommt auf den Kopf, die Klappe wird geschlossen. Michael steht zentnerschwer da und er kann sich nicht bewegen. Der Anzug drückt sich zu, wird enger und enger...die Klappe am Gesicht riegelt sich hermetisch ab. Panik überflutet ihn...er will sie aufreißen, er erstickt! Aber seine Hände stecken in plumpen Handschuhen, die funkeln und glitzern und jeder verdammte Stein an seiner Hand zieht ihn nach unten, macht ihn unfähig, die Hände zu heben, sie an den Mund zu führen und selbst, wenn er es gekonnt hätte... er hätte die Klappe nicht öffnen können, nicht mit diesen überdimensionalen Händen. Er bekommt keine Luft mehr, der Anzug presst seine Rippen zusammen, mehr und mehr, er wird immer enger. Michael wird blau im Gesicht, will schreien, aber alles, was passiert, ist, dass sich der Helm am Kopf ebenfalls zusammenzieht, ihn zerquetscht... unheimlicher Druck...da... das Knacken...die Schädeldecke bricht, er spürt, wie sein Blut fließt, alles wird nass und klebrig. Michael schreit...fühlt den metallischen Geschmack des Blutes im Mund... bis er in das Gesicht von Conrad blickt, der ihn gewaltsam geweckt hat und ihm gut zuredet.
    „Gib mir was, Conrad“, weint er, fleht er. „Ich halte das nicht aus. Gib mir etwas, dass ich ohne diese Alpträume schlafen kann, sonst haben wir beide keine Chance.“
    Ein paar Wochen zuvor
    AEG war nicht das einzige Angebot für Mike in dieser Zeit. Auch Allgood Entertainment aus Texas wollte ihn – zusammen mit seinen Brüdern. Irgendwer wollte mal wieder ein Revival vermarkten und alle aus der Familie – bis auf Mike natürlich – sprangen darauf an. Die legendären Jackson Five auf der Bühne! Mit