Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
ersten Konzert würden seine Kinder sitzen.
Das war letztlich der Gedanke, der all das Positive wieder in ihm hervorholte: Nach dem Konzert wäre er nicht allein. Seine Kinder würden da sein. Sie würden ihm während der Show Energie geben. Es würde wunderbar werden. Seine Kinder würden da sein und ihn mit leuchtenden Augen in die Arme schließen. Und mit diesem Gedanken kamen sein Selbstvertrauen und dieser so heiße Wunsch, es schaffen zu wollen, zurück. Er dachte an die Blicke der Leute, als sie ihn auf den Proben hatten singen hören. So vielen hatte diese – seine! - Stimme Tränen in die Augen getrieben. Er sah die bewundernden Blicke derer, die ihn hatten tanzen sehen, obwohl sie doch akrobatisch so viel mehr drauf hatten als er. Seine Magie war nach wie vor da. Sie strömte aus jeder Pore und er kannte ihren Ursprung. Es würde gut gehen. Es musste gut gehen...egal wie...wenn er auf die Bühne musste, würde er es packen! Und oh! Er freute sich so sehr auf ein Happy End, auf das gute Gefühl, zu wissen, es war ein phantastischer Auftritt. Michael schnaufte tief durch. Er musste es laufen lassen. Es gab gar keine andere Chance. Manchmal traute er sich ein Konzert zu, manchmal zehn, manchmal gar keines.
Doch er hoffte sehr, mit dem enden zu können, was man von ihm gewohnt war: Einer gigantischen Michael-Jackson - Show.
Und wenn Greg oder Jake sich melden sollten... dann musste er alles loslassen. Um hoffentlich alles zu gewinnen.
Jeden Tag wartete er auf Jake, auf seinen Ausweg. Und hoffte, dass er so lange durchhalten konnte.
Die Proben waren lang und anstrengend und Michaels Zustand sackte an manchen Tagen dramatisch ab. Manchmal war er gut drauf, manchmal wusste er nicht, ob er überhaupt noch Kraft für den nächsten Tag haben würde,
Aber immer öfter litt er nach dem Training unsägliche Schmerzen, sein Körper war rheumatisch, seine Füße rissen auf, seine Lunge gab ihm nicht genügend Luft und das Adrenalin ließ ihn nicht schlafen. Er wurde nervöser, seine Angst, zu versagen, nahm zu. Und Selbstvertrauen konnte ihm niemand spritzen. Langsam kristallisierte sich heraus, was keiner sehen wollte, weil es so unangenehm war: Die Tatsache, dass Michael sehr krank war.
Doch jeder machte ihm Druck, weil sie selbst unter Druck standen. Sie fingen an, Michael anzuschreien, er wurde herumkommandiert und wie ein Stück Ware behandelt. Keine Bewunderung mehr, kein Respekt, nur Funktionieren, Machen, Tun, und wenn es nicht klappte, gab es Strafe in Form von bissigen Bemerkungen.
Die Nächte, in denen er weinte vor körperlichem Schmerz und Angst, vermehrten sich. Sein Herz zog sich zusammen. Aber er wollte tapfer sein. Das Jahr durchstehen. Er musste durchhalten, doch jede Probe zog Energie aus seinem schmalen Körper, und da er sich auf natürlichem Weg nicht regenerieren konnte, war kein Nachschub in Sicht.
Trotz höherer Medikamentendosen, die Conrad Murray ihm nun widerwillig verabreichte, konnte er nicht schlafen. Sein Körper schmerzte. Sein Kopf schmerzte. Er fühlte sich benommen.
Murray hingegen befand sich in einem schrecklichen Dilemma. Er versuchte ein Maß zu halten, das medizinisch vertretbar war, aber zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass Michael auch noch andere Quellen zu haben schien. Er sah seine Arbeit unterminiert...woher sollte er wissen, was man Michael gab? Es konnte gut sein, dass diese unbekannten Medikamente antagonisierend wirkten, eine pharmakokinetische oder – dynamische Interaktion auslösten. Murrays Angstpotenzial stieg mindestens ebenso wie Michaels Nervosität und Panikattacken.
Drohbriefe fanden wieder Einlass in Mikes Haus, während der Druck, nicht nur gut, sondern absolute Spitzenklasse sein zu müssen, immens anschwoll. Er wurde müde auf die Medikamente, obschon Murray schwor, das könne nicht sein, nicht von dem, was er ihm gegeben habe...er konnte sich nicht mehr konzentrieren, fing an, die eine oder andere Probe sausen zu lassen und zog den Unmut der Verantwortlichen auf sich.
Und es kam der Tag, da nahm er plötzlich seine Kinder nicht mehr richtig wahr. Ja, doch, er sah sie, aber seine Augen funktionierten nur selektiv...die Kinder rannten auf ihn zu und er konnte ihnen nicht in die Augen sehen, sie verschwammen, ihre Gesichter verschwammen. Er war wie mit Watte bepackt, der Kopf, das Gehirn mit Leim gefüllt... er konnte seine Kinder nicht mehr fühlen. Die Befürchtung injizierte ihn, aufgrund der sedierenden Wirkung seiner Medikamente nicht
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