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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Hosentaschen nach einem Taschentuch und findet eine Notiz:
    „Wir erschießen dich auf der Bühne – vor deinen Kindern.”
    24.06.2009 / die Followers
    Seine Fans saßen immer vor den Toren seines Hauses oder vor dem Staples Center. Immer die gleichen. Sie waren die sogenannten ‚Followers’, diejenigen, die ihm überall hinfolgten, egal, wo auf der Welt er war. Er wusste nie, wie sie das bewerkstelligten, aber es tat gut, ihre Gesichter zu sehen. Und jedes Mal, wenn er in das Staples hineinging, begrüßte er sie, ging auf sie zu, sprach mit ihnen. Immer. Es war ein Ritual. Er respektierte jeden Fan und diese ganz besonders.
    An diesem Tag trieb ihn die Verzweiflung und das Bedürfnis, diesen immensen Druck mit jemanden teilen zu können, auf seine Fans zu.
    „Ich hab nur zehn Konzerte machen wollen“, sagte er panisch zu ihnen. „Aber ich wachte am Morgen des nächsten Tages auf und es waren fünfzig. Helft mir. Ich kann keine fünfzig machen. Helft mir.”
    Die Followers waren entsetzt. Sie versprachen, etwas zu tun. Aber was? Es musste schnell gehen. Und es musste effektiv sein. Sie baten Karen Faye, zu intervenieren und etliche andere mehr. Und sie gingen an die Presse.
    „Was macht dieser Kerl?“, schrie man bei AEG wütend. „Das kann nicht sein! Unterbindet das! Sofort!“
    Und am nächsten Tag durfte Michael nicht mehr mit seinen Fans reden – er winkte ihnen zu, aber wenn er zu ihnen hinüberging, begleiteten ihn mehrere Bodyguards – die ihn bei nur einem falschen Wort wegziehen würden. Michael sagte kein falsches Wort. Die Zahl seiner Leibwächter war seltsamerweise von zwei auf zehn gestiegen.
    Niemand konnte sich ein Scheitern dieses gigantischen Projektes leisten – am allerwenigsten Michael und die Verantwortlichen.
    Der Anruf kam nicht nachts. Er kam am späten Vormittag. Michael hatte die ganze Nacht nicht geschlafen – Murray war erschöpft. Er hatte ihm mehrere Mittel gegeben, die alle nicht fruchten wollten.
    Zuerst hatte Murray gezögert. Michael nahm es zu oft. Jede Nacht. Jetzt schon! Noch vor den Konzerten! Diese Nacht hatte er es zunächst anders versucht. Er hatte ihm Valium gegeben. Nichts. Lorazepam. Midazolam. Keine Wirkung. Michael war mit den Nerven am Ende. Schließlich spritzte er ihm eine geringe Menge Propofol verdünnt mit Lidocain. Seiner Aussage nach 25 mg. Die Menge ist viel zu gering für ein Koma. In geringer Dosis wirkt Propofol euphorisierend.
    10.45 Uhr Los Angeles, Ortszeit, 25.06.2009.
    Und dann kam der Anruf. Eine freundliche Stimme sagte:
    „Machen Sie doch mal ne halbe Stunde Pause.”
    Murray holte tief Luft. Er wusste, er wurde beobachtet und abgehört. Langsam ging er nach draußen, das Handy in der schweißnassen Hand. Seine Entscheidung war längst gefallen. Wenn Mike eine Chance hatte, wollte er sie ihm geben. Mit zitternden Händen wählte er die Nummer der Frau.
    „Hey, Sweetheart“, sagte er mit belegter Stimme ins Telefon. „Ich mache gerade eine halbe Stunde Pause...und wollte deine Stimme hören.”
    Ein glückliches, fast erleichtertes Schluchzen war die Antwort:
    „Oh, Gott, Honey“, sagte sie. „Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du anrufst!“
    Es folgte eine kurze Pause, dann begann sie ein unverfängliches Gespräch mit ihm.
    Ein paar Sekunden später klingelte ein anderes Mobiltelefon:
    „Mike!”
    „Jake! Jake...!“, Michaels Stimme klang benommen, schwach.
    „Mike, keine Zeit für Fragen: Sie sind auf dem Weg zu dir. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, als erster da zu sein. Halt dich bereit. Hast du Geld?“
    „Ich...ich hab immer etwas hier“, stammelte Mike. Er war käsebleich.
    „Nimm das Geld und bete.”
    „Aber...Jake...wer...?“
    Ein unpersönliches Rufzeichen war die Antwort. Jake hatte aufgelegt. Zittrig stand Michael auf. Er holte das Geld, tat es in eine Tasche. Unsinnigerweise packte er auch einen kleinen Kulturbeutel mit Zahnbürste, Zahncreme und ein paar Kosmetiksachen. Er machte den Beutel nicht richtig zu, die Zahncreme fiel heraus, ohne, dass er es bemerkte. Bebend, betend, legte er sich aufs Bett und schloss die Augen. Nun musste er alles Gott überlassen.
    10.52 Uhr, Los Angeles, Ortszeit. 25. 06. 2009
    Die Uhr tickt...und tickt...und tickt...zäh, langsam, qualvoll.
    Murray saß wie auf Kohlen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging er zurück in Michaels Schlafzimmer. Sein Herz klopfte wie rasend, als er die Hand auf das Holz legte. Die Tür war nur angelehnt. Langsam drückt er

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