Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Vermögen durch Umschuldungen zu retten, waren nur Aasgeier um ihn herum, die sich an jeder Umschuldung bereicherten, so dass er am Ende mit noch mehr Schulden dasaß. Die Menschen waren schamlos. Sie nutzten seine Sanftheit aus, versuchten ihn zu beherrschen, machten Verträge, die er nicht wollte, stellten Leute ein, die er nicht wollte, fuhrwerkten in seinen Angelegenheiten herum wie die vierzig Räuber in Ali Babas Höhle.
Es war kein Wunder, dass er keinem Erwachsenen traute, denn fast jeder, dem er vertraut hatte, hatte ihn verraten.
Und trotz all dem rannte er noch immer zu jedem Kind, half Menschen in Not und kämpfte seinen Kampf gegen die ausbeutenden Methoden derer, die mit ihrer Einstellung die Welt zerstörten.
Doch eines, eines hatten sie ihm genommen und dies, wie es schien, dauerhaft: Seine Selbstachtung.
Fast wehmütig beobachtete Jake, wie sein Klient mental wie körperlich dahinschwand. Wie er seine Kraft in diesem Kampf vergeudete. Aber, so fragte er sich, war sie wirklich vergeudet? Setzte er nicht ein Beispiel mit dieser Hartnäckigkeit, mit dieser Stärke, sich nicht verbiegen zu lassen? Er verströmte seine Liebe...er veränderte damit die Menschen in seiner Umgebung...aber er war nicht in der Lage, sich diese Liebe selbst zuzugestehen. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich dessen nicht wert.
Das war der wahre Trumpf seiner Peiniger. Aber sein Klient wusste um seine Chancen.
„Jake“, hatte der einmal gesagt. „Ich weiß, wer du bist. Alles im Leben ist eine Entscheidung. Eine freie Wahl.”
Es war für beide nicht leicht. Für sie beide stand alles auf dem Spiel.
Letztendlich war es ein Satz von Michael, der den Ausschlag gab. Er hatte gesagt: „Wenn wir aufhören, gut zu sein, nur weil andere schlecht sind...wo führt uns das hin?“
Und Jake hatte seine Entscheidung getroffen.
Heimlich baute er ein zweites Netzwerk auf. Er sprach mit Leuten, die als integer galten. Die Werte hatten. Und es tat gut, mit ihnen zu verhandeln. Es tat gut zu wissen, dass es tatsächlich Dinge wie Ehrenhaftigkeit und Ehrlichkeit zu geben schien. Und als nach der Boykottierung von „Invincible“ Michael die Tragweite seiner Gefährdung erkannte, fingen er und Jake an Pläne zu machen, dem zu entkommen. Jahre voller Vorbereitung lagen hinter ihnen. Alles war inzwischen minutiös ausgearbeitet. Speziell nach 2005 waren Menschen aufgetaucht, die unter Wahrung ihrer Anonymität bereit waren, zu helfen. Es fehlte nur noch Michaels Okay. Und zu diesem hatte er sich bis jetzt nie durchringen können.
***
Michael fand die Fotos seiner Kinder noch vor der Veröffentlichung auf seinem Kissenbezug. Er blieb seltsam ruhig, eröffnete seinen Kindern, dass sie ab heute auf die Masken verzichten könnten und ihre Reaktion gab Michael noch mehr zu denken: Sie waren erleichtert und glücklich. Sie wollten sich nicht hinter einer Maske verstecken, weil sie an die Zukunft glaubten.
Er rief Greg an und fragte ihn, wie weit er mit dem Personal für den Garten gekommen war.
„Sir“, antwortete Greg mit seiner dünnen, zitternden Stimme. „Ich habe eine Anzeige aufgegeben und es haben sich sehr viel mehr Personen gemeldet als erwartet. Die halbe Welt möchte als Gärtner arbeiten, scheint’s.“
„Was...was heißt das?“, fragte Michael und heißes Gefühl machte sich tief unten in ihm breit.
„Das heißt, dass alles läuft, Mr. Jackson.“
Und nachdem Michael nichts sagte, setzte er hinzu.
„Es läuft sehr gut, Sir.”
„Danke, Greg“, sagte Michael tonlos und legte auf. Langsam setzte er sich auf die Bettkante. Schloss die Augen. Ein tiefer Friede liebkoste ihn plötzlich, drang in jede Zelle und kulminierte in einem Punkt in seinem Herzen. Er war da. Gott war da. Da war er... und ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Ein Lächeln, das immer breiter wurde, das ihn mit Freude erfüllte und alles leicht werden ließ. Und in diesem Moment spürte er absolute Gelassenheit, was die Zukunft betraf. Er dachte daran, wie sehr er bisher bemüht gewesen war, alles zu steuern, alles zu kontrollieren, um nicht in die Falle zu gehen. Wie anstrengend das Leben dadurch gewesen war. Und jetzt... jetzt wollte er das alles nicht mehr. Ja, seine Situation war nach wie vor nicht leicht, aber mit einem Mal begriff er, was das Wort „Vertrauen“ bedeutete. Er verstand, dass dieselbe Substanz, die ihn beim Tanzen leitete, ihn auch in seinem Leben leiten würde – wenn er es zuließe. Sie würde durch die
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