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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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ziehen? Sollte ich zu ihm gehen? Ich durfte nicht in das obere Stockwerk. Aber, verdammt noch mal, wenn Bob Wache schob...
    Kurz entschlossen warf ich die Bettdecke zurück. Stand im Zimmer. Lauschte nach oben. Es war still. Nach einigen Sekunden: Immer noch still. Vielleicht war er doch ins Bett gegangen. Mit geschlossenen Augen horchte ich nach Geräuschen von oben. Nichts. Ich hörte mich langsam ausatmen, spürte meine Anspannung. Wusste, dass an Schlaf nicht zu denken war, zog mir einen Jogginganzug an und schnappte mir eine Decke. Ich musste raus.
    Leise öffnete ich die Tür und prallte mit Michael zusammen.
    Sprachlos starrte ich ihn an. Sprachlos starrte er zurück.
    „Wo willst du hin?“, flüsterte er.
    „Unter den Baum“, wisperte ich zurück. „Kommst du mit?“
    Er nickte. Ich griff noch eine weitere Decke und wir gingen los.
    Es war eine stumme Prozession, aber ich kann gar nicht beschreiben wie dankbar ich über diese zweite Chance von ihm war. Als wir an unserem Baum ankamen, breitete ich eine der zwei Decken als Unterlage aus, in die andere wickelte ich Michaels hageren Körper. Ich ließ meinen Arm auf seinen Schultern liegen, um ihm zusätzliche Wärme zu geben.
    „Michael“, sagte ich leise, „es tut mir leid. Wirklich. Ich hätte nicht so mit der Tür ins Haus fallen sollen…es tut mir schrecklich leid, ich wollte dich nicht verletzen.“
    „Du hast mich nicht verletzt“, sagte Michael und seine Stimme klang dunkel, „du hast mich... getroffen. Seit Jahren versuche ich zu verstehen. Seit über zwei Jahren rede ich, ziemlich zum ersten Mal in meinem Leben, mit einem Therapeuten. Es tut gut... aber ich bin dennoch…unglücklicher denn je…“. Er schluckte hart.
    „Die Dinge werden nicht besser …“, flüsterte er dann weiter. Und dann verkrampfte er sich und zischte: „Und…ich hasse das, was mir passiert ist… ich hasse die Leute, die mir das angetan haben. Ich hasse sie!“
    Er verstummte. Es war so deutlich zu spüren, wie schlecht er sich fühlte, weil er solche Gefühle in sich trug. Aber dann brach noch mehr aus ihm heraus:
    „Ich glaube an Liebe. Ich war überzeugt, dass zurückkommt, was man in die Welt gibt. Aber genau das Gegenteil ist eingetreten.“
    Er presste die Lippen aufeinander und die zusammen gebissenen Kiefermuskeln drückten sich durch die Gesichtshaut. Flüsternd fuhr er fort: „Heute sitze ich hier. Alles zerstört. Mein Ruf, meine Karriere, mein Leben ein Schrotthaufen, alles, was ich liebe, ist in Gefahr. Die Katastrophen hören nicht auf. Heute sitze ich hier und würde am liebsten meine Wut herausschreien. Ich weiß, dass Hass nichts Gutes ist, aber Gott weiß, und er möge mir verzeihen, ich hasse all die Leute, die mir das angetan haben...dieses Kind, das mich so verraten hat... Ich hasse ihn und seine Familie…“ erschrocken verstummte er und hielt sich die Hand vor den Mund.
    „Oh, wie gut“, sagte ich erleichtert. „Endlich! Und weiter so!“
    Verdutzt sah er mich an.
    „Hast du eigentlich noch kein Magengeschwür, bei all dem, was du so im Laufe der Jahre geschluckt hast?“, fragte ich ihn. „Wie kommst du mit diesen Gefühlen nur zurecht?“
    „Ich…ich stelle mir vor… ein Bekannter von mir sagt… ich soll mich diesen Leuten, die mich angezeigt haben, in Gedanken gegenüberstellen und…“, Michaels Stimme wurde immer leiser, „…ihnen verzeihen…“, wisperte er, „und ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Im Grunde will ich es noch nicht einmal“.
    „Sag deinem Bekannten einen schönen Gruß von mir“, zischte ich wütend, „und stell dir beim nächsten Mal vor, wie du dieser Saubande den verdienten Arschtritt gibst! Und dann hau ihnen am besten noch ein paar auf die verlogene, gierige Fresse!“
    Mit offenem Mund starrte Michael mich an. „Wie bitte?“, krächzte er. „Wie verträgt sich das mit den Lehren von indischen Weisen? Und dass das Schlechte in einem noch mehr Übel produziert?“
    „Ach, du Scheiße“, krächzte ich. „Michael! So hab ich das nicht gemeint! Oh, mein Gott...!“
    Ich fasste mir entsetzt an den Kopf, schnaufte tief durch und schaute Michael fassungslos an.
    „Wer ein Herz aus Gold hat, muss es schützen“, schnaubte ich „Das Üble ist, dass du das nicht tust! Diesen Menschen erlaubst, dich so zu behandeln! Und ihnen jetzt auch noch glorreich verzeihen sollst? Wirf einen Granate auf sie!“
    „Chirelle!“, rief Michael.
    „Sorry!“, rief ich zurück, „aber das ist das, was ich

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